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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Dabei wurde er so schwer an der Wirbelsäule verletzt, dass er seither nicht mehr gehen kann. Natürlich könnte ich jetzt einen Viehtrieb führen, aber meine Aufgabe besteht eher darin, meinen Vater zu entlasten.«
    »Ich verstehe.« Francesca musste an ihre eigene Situation denken.
    »Davon bin ich überzeugt. Sie halten es für Ihre Pflicht, sich um Ihren Vater zu kümmern, nachdem Ihre Mutter nicht mehr lebt, nicht wahr?«
    Montys Einfühlungsvermögen erstaunte Francesca. »Der Zeitpunkt meiner Rückkehr hätte günstiger nicht sein können. Als mein Vater damals versucht hat, meine Mutter vor dem Schaufelrad eines anderen Dampfers zu retten, hat er sich eine schwere Verletzung am Arm zugezogen. Mittlerweile ist der Arm so steif geworden, dass er kaum noch das Ruder betätigen kann. Deshalb möchte ich mein Kapitänspatent machen.«
    »Eine gute Idee«, sagte Monty, und Francesca spürte, dass er es aufrichtig meinte. »Ihr Vater ist mir sympathisch«, fügte er hinzu. »Er ist ein Mann offener Worte. Bei ihm weiß man immer, woran man ist.«
    Francesca konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie wusste, dass ihr Vater hin und wieder sehr unverblümt sein konnte, und vermutete, dass mancher ihm dies übel nahm, insbesondere empfindliche Gemüter. Joe nannte die Dinge stets beim Namen.
    »Wie ich neulich schon sagte, hat er für uns ein paar Transportfahrten nach Goolwa gemacht. Wir würden ihn auch wieder beauftragen, sollte unsere Wolle stromabwärts verfrachtet werden müssen, aber er transportiert ja überwiegend Holz mit der Marylou .«
    Francesca hatte den Eindruck, dass mehr dahinter steckte, insbesondere da ihr Vater ihr erzählt hatte, dass der Transport von Wolle ein profitables Geschäft sei. »Mein Vater sagte mir, dass die Auftragsvergabe hier sehr willkürlich erfolgt. Stimmt das?«
    »Leider ja. Außerdem nimmt Silas Hepburn beträchtlichen Einfluss auf die Auftragsvergabe an die Kapitäne. Er ist Miteigentümer mehrerer Schaufelraddampfer und pflegt Beziehungen zu ausgesuchten Geschäftspartnern, wodurch er natürlich auch mitbestimmen kann, wie die Arbeit verteilt wird. Normalerweise kümmert meine Mutter sich darum, wenn wir Ladung verschiffen wollen, aber ich weiß, dass Silas sie in ihren Entscheidungen beeinflusst.«
    »Wollen Sie damit behaupten, dass Silas Aufträge nur an die vergibt, die in seiner Gunst stehen?«
    »Ich wollte in keiner Weise andeuten, dass seine Meinung mehr Gewicht hat als die der anderen, aber er hat durchaus die Macht, anderen das Leben schwerer zu machen.«
    Es gefiel Francesca ganz und gar nicht, dass ihre Zukunft so sehr von dem Mann abhing, dessen bloßer Anblick ihr zuwider war. Bis jetzt hatte sie angenommen, dass Silas eher auf die Rückzahlung des Darlehns als auf die Marylou aus war, nun aber befielen sie Zweifel. Wenn Silas Miteigentümer von mehreren Schaufelraddampfern war, bestand durchaus dieMöglichkeit, dass er seine Flotte aufgrund der Zahlungsunfähigkeit seiner Schuldner vergrößerte.
    Gemächlich schlenderten Montgomery und Francesca zum Pier zurück. Beide hatten die Gesellschaft des anderen so sehr genossen, dass keiner diesen herrlichen, kühlen und sternklaren Abend beenden wollte. Bleiches Mondlicht fiel durch den Baldachin der Eukalyptusbäume und schimmerte auf dem Fluss. Monty ergriff Francescas Arm und legte seine Hand über ihre, um sie warm zu halten. Sie fühlte sich in seiner Gesellschaft äußerst wohl.
    »Ich würde Sie gern wiedersehen«, sagte Montgomery, als sie die Marylou erreicht hatten und er ihr an Bord half.
    »Sehr gern«, erwiderte Francesca.
    »Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen.« Sein Blick glitt über ihren Körper, doch anders als bei Silas lagen bei ihm Wärme und Zuneigung darin. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Ihren Anblick mit in meine Träume nehmen«, sagte er. »Gute Nacht, Francesca. Ich melde mich wieder.«
    Er gab ihr einen Handkuss und blickte ihr ein paar Sekunden lang tief in die Augen. Francescas Herz schlug höher. Am liebsten hätte sie diesen Moment festgehalten, um ihn auszukosten.
    Francesca blickte Monty nach, als er über den fast menschenleeren Pier ging und von den Schatten verschluckt wurde. Sie verharrte einen Moment, schwelgte versonnen in den Erinnerungen an die vorherigen Stunden und stieß einen tiefen Seufzer aus, als sie an ihre Sehnsüchte dachte und daran, dass sie in Zukunft mehr Zeit in Montys Gesellschaft verbringen würde.
    »Ich hatte Recht«, vernahm sie

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