Am Fluss des Schicksals Roman
bewundernd zu ihr aufsahen. Doch Regina hatte eine Nase dafür, wenn etwas nicht stimmte. »Ich wüsste gar nicht, dass ich eine Francesca Callaghan kenne.«
»Du kannst sie nicht kennen. Sie ist vor kurzem erst aus einem Internat in Melbourne nach Echuca zurückgekehrt.«
»Aus einem Internat? Dann ist sie also noch recht jung ...«
»Sie ist alt genug, um ihr den Hof zu machen, und sie ist eine wahre Schönheit. Zudem ist sie intelligent, geistreichund charmant ... alles, was ein Mann sich nur wünschen kann. Und dennoch macht sie einen bodenständigen Eindruck. Ich bin sicher, dass sie eines Tages eine wunderbare Mutter abgeben wird und ...«
Regina unterbrach ihn. »Hat ihre Familie Grundbesitz?«
»Nein.«
»Was ist ihr Vater von Beruf?«
Monty hatte mit dieser Frage gerechnet, dennoch verspürte er Unmut. »Was spielt das für eine Rolle?«
Reginas Argwohn war geweckt. Sie überlegte, ob ihr der Name Callaghan bekannt vorkam, und blickte ihren Sohn mit ihren schmalen grünen Augen an. »Der einzige Callaghan, den ich kenne, ist dieser irische Schiffskapitän, Joe Callaghan.«
Monty bemerkte den unverkennbar missbilligenden Beiklang in der Stimme seiner Mutter, doch seine Euphorie ließ ihn darüber hinwegsehen. »Joe ist der Vater von Francesca. Sie ist ganz reizend, Mutter. Ich werde sie in Kürze zum Tee hierher bringen, dann kannst du dich mit eigenen Augen davon überzeugen, was für ein Schatz sie ist.«
»Ich freue mich für dich, Monty«, log Regina, »aber seit wann kennst du dieses Mädchen überhaupt?«
Monty wusste, dass seine Mutter darauf anspielen wollte, dass er Francesca noch nicht lange genug kannte, um zu beschließen, sein restliches Leben mit ihr zu verbringen. »Mir kommt es vor, als würde ich sie schon mein Leben lang kennen. Von dem Moment an, als wir uns begegnet sind, wusste ich, dass sie die Richtige ist. Es war, als hätte ich die andere Hälfte meines Herzens gefunden.«
Sentimentaler Dummkopf, dachte Regina. »Aber Monty, ausgerechnet eine Schifferstochter ...«
»Ich fand Joe schon immer sympathisch.«
»Joe ist ein netter Mensch ... zumindest für jemanden mit solch einem Lebensstil. Aber ich hatte gehofft, du nimmst direines der Mädchen von den benachbarten Farmen zur Frau. Isabelle St. Clair zum Beispiel oder Rose Pearson oder eine der Pascal-Schwestern. Schließlich ist die eine so reizend wie die andere ...«
Monty verdrehte die Augen. »Ich bin sicher, dass Isabelle und Rose, Edwina und Maria eines Tages einen Mann sehr glücklich machen werden, aber mein Herz richtet sich nicht danach, mir eine Braut aus besseren Kreisen auszusuchen«, sagte er ungeduldig. »Halte dir bitte vor Augen, dass wir hier über meine Gefühle für eine Frau sprechen und nicht über eine geschäftliche Angelegenheit.«
»Das wollte ich damit auch nicht ausdrücken, Monty. Ich bin eben der Meinung, dass eine ähnliche Erziehung Gemeinsamkeiten hervorbringt, die in einer Ehe wichtig sind. Das hat eine viel größere Bedeutung als die körperliche Anziehung. Man kann lernen, jemanden zu lieben, der die gleichen Interessen hat wie man selbst ...«
Monty schürzte die Lippen. Er kannte die Haltung seiner Mutter, die einer zukünftigen Braut mit einem Stück Land und einem angesehenen Familiennamen jederzeit den Vorzug geben würde gegenüber einer Frau, die der Arbeiterschicht angehörte. »Du bist ein richtiger Snob, Mutter, weißt du.«
»Es ist nicht verkehrt, sich abzugrenzen, wenn man auf der Suche nach dem Partner fürs Leben ist.«
»An meinen Gefühlen für Francesca wird sich nichts ändern. Deshalb solltest du dich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sie deine Schwiegertochter wird.« Monty war so glücklich, dass sein Zorn schnell wieder verrauchte. Zudem war er sicher, dass seine Mutter, wenn sie Francesca erst kannte, rasch davon überzeugt sein würde, dass sie beide perfekt zueinander passten. Und sein Vater, das wusste Monty, würde Francesca bestimmt vergöttern.
»Wo ist Vater?«, fragte er.
»Er hat heute den ganzen Tag die Schur beaufsichtigt, wasihn ziemlich erschöpft hat. Ich habe Mabel aufgetragen, ihm das Abendessen auf sein Zimmer zu bringen.«
Monty musste wieder an Francescas Worte denken. »Fühlst du dich jemals einsam, Mutter?«
Regina blickte ihn verwundert an. »Warum fragst du?«
»Francesca und ich haben uns heute Abend über Derby Downs unterhalten, und ich habe ihr erzählt, dass Vater früher begeistert am Viehtrieb teilgenommen hat. Ich
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