Am Fluss des Schicksals Roman
Misstrauen sich verstärkte, als sein Blick auf die Summe fiel.
»Das dachte ich auch, aber er sagt, dass einige Aufträge geplatzt sind.«
»Geplatzt! Das klingt verdächtig«, erwiderte Ned. »Vielleicht sollte ich mich in der Sache mal umhören.«
»Reine Zeitverschwendung, Ned. Ezra hätte unsere Zusammenarbeit nicht beendet, wenn er nicht dazu gezwungen wäre«, sagte Joe, der noch vor Augen hatte, wie aufgelöst Ezra gewesen war. »Kommenden Freitag ist die nächste Rate für Silas fällig, und ich will nicht weiter in Rückstand geraten. Deshalb werde ich heute Abend bei den anderen Kapitänen nachfragen, ob jemand einen Holzlieferanten sucht. Soviel ich weiß, gibt es reichlich Arbeit. Sollte sich hier trotzdem nichts ergeben, können wir uns immer noch bei den Werften flussaufwärts erkundigen, ob Bedarf an Holz besteht.«Joe schenkte Francesca ein zuversichtliches Lächeln. Er war ziemlich sicher, dass er bis morgen wieder Arbeit finden würde, sodass kein Grund zur Sorge bestand.
Francesca musste sich beeilen, um noch vor Ladenschluss zur Bäckerei zu gelangen, als sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite Neal Mason sah, der gerade das Bordell verließ, in dem Lizzie Spender wohnte. Francesca wollte ihren Augen nicht trauen. Zorn stieg in ihr hoch bei dem Gedanken, dass sie alle sich um Neal gesorgt hatten, während er sich mit käuflichen Mädchen vergnügte.
»Hallo, Mr Mason«, grüßte sie ihn knapp, als er die Straße in ihre Richtung überquerte. Er hatte den Kopf gesenkt und die Hände in den Jackentaschen vergraben, sodass er Francesca noch gar nicht bemerkt hatte. Jetzt blieb er stehen, hob den Kopf und kniff überrascht die Augen zusammen.
Francesca sah erschrocken, wie heruntergekommen er war. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, als hätte er nicht geschlafen; er war unrasiert, seine Kleidung unordentlich.
»Miss Callaghan«, sagte er leise, senkte wieder den Blick und setzte seinen Weg fort.
Innerlich kochend, folgte Francesca ihm. »Können wir davon ausgehen, dass Sie sich morgen wieder zur Arbeit einfinden?«, fragte sie schnippisch.
Neal hielt inne und sah sie an, als hätte sie Kisuaheli gesprochen. »Ich ... glaub schon.«
»Und warum sind Sie heute nicht gekommen, ohne jemandem von uns Bescheid zu geben?«
Neal gähnte ungeniert. »Haben Sie mich etwa vermisst?«, erwiderte er mit schleppender Stimme, und ein vertrautes Funkeln glomm in seinen dunklen Augen auf.
»Wir haben heute Morgen auf Sie gewartet und dabei wertvolle Zeit vergeudet.«
»Tut mir Leid, aber ich hatte andere Verpflichtungen.«
Francescas blaue Augen wurden schmal. »Schon gut. Ich will gar nichts über Ihre Affären wissen.« Sie konnte Neals Dreistigkeit kaum fassen. »Aber mein Vater hat sich Sorgen gemacht, dass Ihnen etwas zugestoßen sein könnte.«
Neal hielt ihre Worte für übertrieben. »Haben Sie sich auch Sorgen gemacht?«
»Selbstverständlich nicht! Ned hat Sie nämlich in der Stadt gesehen – mit zwei Frauen zugleich.«
»Ja, Sadie und Maggie«, sagte Neal mit süffisantem Grinsen.
»Dann habe ich Sie also doch richtig eingeschätzt. Nicht, dass es mich großartig interessiert ...« Francesca konnte es nicht verhindern, dass sie errötete.
»Sie sind doch nicht etwa eifersüchtig, Francesca?«
»Ich und eifersüchtig!« Sie musterte ihn mit herablassendem Blick. »Was mich betrifft, verzichte ich gerne auf Sie. Für immer und ewig.«
Neal trat einen Schritt näher auf sie zu, sodass sie den Geruch von billigem Parfüm wahrnahm ... und den warmen, männlichen Geruch seiner Haut. »Sie können es noch so sehr abstreiten, aber Ihre Augen sprechen eine andere Sprache«, flüsterte er mit sanfter Stimme.
Francesca trat einen Schritt zurück und funkelte ihn wütend an. »Mir ist noch kein Mensch begegnet, der so von sich eingenommen ist wie Sie«, stieß sie zornig hervor. »Ein Wunder, dass Sie überhaupt noch Wert auf die Gesellschaft anderer legen. Sie müssten sich eigentlich selbst genügen!«
Neal antwortete mit einem Lachen, sodass Francesca sich empört umwandte und davonstapfte.
»Oh, Schätzchen, bist du jetzt böse auf mich?«, rief Neal ihr hinterher und fügte mit leisem Lachen hinzu: »Du weißt doch, du bist die Einzige, die ich liebe.«
Francesca ignorierte ihn, was ihr bei den neugierigen Blicken der Passanten nicht leicht fiel, zumal einige grinsten, alshätte sie sich soeben mit ihrem Verlobten gestritten. Sie kochte immer noch vor Zorn, als sie mit zwei
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