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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Brotlaiben die Bäckerei verließ.
    Plötzlich hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie blieb stehen und blickte auf die andere Straßenseite, wo Monty gerade aus seiner Kutsche stieg. Lächelnd ging er auf sie zu, wobei seine Augen vor Freude strahlten. Er war so attraktiv und zuvorkommend, dass Francescas Zorn binnen Sekunden verraucht war.
    Warum kann Neal Mason sich kein Vorbild an ihm nehmen?, ging es ihr durch den Kopf.
    »Sie wirken aufgelöst.« Monty ergriff ihre Hand. »Ist alles in Ordnung?«
    Francesca dachte widerwillig an Neal Mason. »Ich war nur kurz in Gedanken, es ist nicht der Rede wert. Wie geht es Ihnen?«
    »Gut ... jetzt, da ich Sie getroffen habe. Ich wollte Sie nämlich am Sonntag zum Tee bei mir zu Hause einladen.«
    »Oh.« Francescas anfängliche Freude trübte sich ein wenig, da ihr plötzlich die Bemerkung ihres Vaters einfiel, dass Montys Eltern bereits eine zukünftige Ehefrau für ihn ausgesucht hätten. Doch beim Blick in seine warmen, aufrichtigen Augen verflogen alle ihre Bedenken. »Ich komme sehr gern«, erwiderte sie mit einem Lächeln. »Werde ich Ihre Eltern kennen lernen?«
    »Ja, sicher. Sie freuen sich schon darauf. Ich werde Sie um ein Uhr abholen. Die Marylou wird dann am Pier vor Anker liegen, nicht wahr?«
    Francesca nickte.
    »Kann ich Sie zurück zum Hafen bringen?«, bot Monty an.
    »Wenn es keine Umstände bereitet.«
    »Für Sie würde ich sogar einen Umweg von tausend Meilen in Kauf nehmen«, erwiderte Monty.
    Francesca lächelte ihn an.
    Als Montys Kutsche den Pier erreichte, bemerkte Francesca erfreut, dass Neal Mason an Deck der Marylou stand und sich mit ihrem Vater unterhielt.
    Sie wandte sich zu Monty und legte die Hand auf seine. »Danke, dass Sie mich mitgenommen haben. Ich freue mich darauf, Sie am Sonntag wiederzusehen.«
    Monty stieg aus der Kutsche, um ihr herauszuhelfen, wobei er ihre Hand so lange festhielt, wie es sich vor Joes Augen gerade noch ziemte. »Ich kann es kaum erwarten«, entgegnete er.
    Francesca sah kurz zur Marylou und stellte fest, dass Neal sein gewohntes spöttisches Grinsen offenbar vergangen war. Und ihr blieb nicht verborgen, wie erschöpft er wirkte. Geschieht ihm recht, dachte sie.
    »Bis Sonntag«, verabschiedete Monty sich mit einem Handkuss.
    Francesca blickte lächelnd zu ihm auf, bevor sie sich umwandte, um zum Schiff zu gehen. Monty winkte Joe kurz zu, der seinen Gruß erwiderte.
    »Am Sonntag bin ich auf Derby Downs zum Tee eingeladen«, verkündete Francesca, als sie an Bord kam. »Monty holt mich mit seiner Kutsche ab.«
    Joe lächelte Francesca an, ohne eine Bemerkung zu machen. Allerdings fiel ihm auf, dass Neal keinen besonders erfreuten Eindruck machte.

    »Wo hast du Montgomery Radcliffe getroffen?«, fragte Joe beim Abendessen.
    »Vor der Bäckerei«, antwortete Francesca. »Und was hat Neal zu seiner Entschuldigung hervorgebracht?« Sie wusste nicht, wo er im Moment steckte, und sie würde auch nicht fragen.
    »Er sagt, er hat sich den ganzen Tag um seine Schwester gekümmert. Offenbar ist sie sehr krank.«
    Francesca verdrehte die Augen. »Da hätte er sich aber etwas Glaubwürdigeres einfallen lassen können.«
    »Vorhin ist er wieder gegangen, um nach ihr zu sehen«, sagte Joe weiter.
    »Heute Morgen habe ich ihn zufällig dabei beobachtet, wie er aus dem Bordell kam. Wetten, dass er jetzt wieder dort ist?«
    »Woher weißt du, dass dort ein Bordell ist?«, fragte Joe.
    »Neulich habe ich in der Gasse eine Frau gefunden. Sie hieß Lizzie Spender und war von einem ihrer Kunden verprügelt worden«, entgegnete Francesca. »Es war offensichtlich, dass sie eine Prostituierte ist. Außerdem wohnt sie in dem Etablissement. Es hat mich nicht überrascht, dass es sich um ein Bordell handelt. In der kurzen Zeit, seit ich wieder in Echuca bin, habe ich dort ständig Männer ein- und ausgehen sehen.«
    »Du solltest diese Gasse in Zukunft meiden. Man kann nie wissen, wer sich dort herumtreibt.«
    Francesca schnaufte verächtlich. »Kerle wie Neal Mason zum Beispiel ...«

7
    R atternd holperte Montys Kutsche über die unebene Straße nach Derby Downs. Die Fahrt dauerte nun schon fast eine Stunde, aber Francesca war zu aufgeregt, um die Unbequemlichkeiten wahrzunehmen. Stattdessen kam sie sich vor wie im Märchen.
    »Jetzt verstehe ich, weshalb die Gegend hier als gutes Weideland bekannt ist«, bemerkte sie, um Monty abzulenken, der den Blick nicht von ihr wenden konnte. »Saftige Wiesen, so weit das Auge reicht.«

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