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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Sie war sich gar nicht bewusst, dass ihre Euphorie ihre Sinne beflügelte; sie sog sämtliche Eindrücke in sich auf und genoss im Stillen insbesondere die Gesellschaft, in der sie sich befand. Monty schien von ihr hingerissen zu sein, und auch sie war von ihm sehr angetan. Es kam ihr vor, als würde sie ihn ihr Leben lang kennen, dabei war es erst das dritte Mal, dass sie einander begegneten.
    »Das ist mir noch nie aufgefallen«, entgegnete Monty und lächelte sie freundlich an. Es freute ihn, dass Francesca das gelbe Kleid trug, das er ihr geschenkt hatte, und er konnte nicht genug von ihrem Anblick bekommen.
    »Ich freue mich sehr, Ihre Eltern kennen zu lernen«, sagte Francesca schüchtern, »auch wenn ich gestehen muss, dass ich ein wenig nervös bin.«
    »Dazu gibt es überhaupt keinen Grund«, entgegnete Monty liebenswürdig. »Meine Eltern sind ganz normale Menschen, die zufällig ein großes Haus bewohnen.«
    Francesca sah ihn an. »Ein sehr großes Haus.«
    »Stellen Sie sich das Haus einfach als eine große Scheune vor.« Monty schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
    Francesca lachte, schlug jedoch sogleich schuldbewusst die Hand auf den Mund. »Lassen Sie das bloß niemals Ihre Mutter hören.«
    »Manchmal kommt man sich im Haus wirklich wie in einer Scheune vor, besonders im Winter, wenn der Wind durch die Korridore pfeift.« Monty grinste, wurde aber gleich darauf wieder ernst. »Aber mal im Ernst, als ich meinem Vater erzählte, dass ich eine wundervolle Frau kennen gelernt habe und sie zum Tee mit nach Hause bringe, war er sehr angetan. Ich soll Ihnen ausrichten, dass er sich darauf freut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Das gilt auch für meine Mutter.« Regina hatte sich zwar tatsächlich so geäußert, doch Monty wusste, dass sie alles andere als begeistert war, eine Schifferstochter in ihrem Haus begrüßen zu müssen. Dennoch war Monty zuversichtlich, dass Francesca mit ihrem natürlichen Charme und ihrer Bodenständigkeit die Gunst seiner Mutter gewinnen würde.
    Francesca jedoch bemerkte die leicht veränderte Stimme, als Monty von seiner Mutter sprach, und mit einem Mal ging ihr auf, dass sie vielleicht nur eine in einer langen Reihe junger Frauen war, die Monty seinen Eltern als potenzielle Schwiegertochter vorgestellt hatte.
    Francesca fragte sich ängstlich, wie viele dieser jungen Frauen den Ansprüchen der Radcliffes nicht gerecht geworden waren, zumal Montys zukünftige Ehefrau sehr viel Verantwortung übernehmen musste. Eines Tages würde sie die Matriarchin eines Imperiums sein.

    Als sie vor der Villa vorfuhren, betrachtete Francesca voller Ehrfurcht den riesigen Landsitz. Vom Fluss aus, an Bord der Marylou, hatte er wie ein weitläufiges Landhaus gewirkt, aber jetzt, als sie davor stand, erinnerte er sie an eines derriesigen Gebäude inmitten von Melbourne. Mit einem Mal überkam sie Unsicherheit, doch Monty lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Das Internat in Malvern, das ich besucht habe, war kleiner als dieses Haus«, stieß Francesca atemlos hervor, als Monty ihr aus der Kutsche half. »Ich kann nicht glauben, dass hier nur drei Menschen leben. Sie müssen ein ganzes Heer von Hausangestellten haben ... allein schon, um die Fenster zu putzen.«
    Monty lächelte. »Vielleicht sollten wir unser Haus als Mädchenpensionat zur Verfügung stellen«, entgegnete er und zwinkerte Francesca zu. »Das wäre bestimmt ein Heidenspaß, und wir könnten obendrein daran verdienen.«
    Francesca lachte auf. »O ja, das würde sich mehr als bezahlt machen. Stellen Sie sich vor, einhundert Mädchen ...«
    »Ja«, sagte Monty, ein schalkhaftes Funkeln in den Augen.
    »... in unterschiedlichem Alter, jede mit einer lebhaften Fantasie ...«
    Monty nickte.
    »... und alle mit der außergewöhnlichen Begabung gesegnet, Chaos zu stiften, wenn ihnen der Sinn nach Vergnügen steht, was häufig der Fall sein wird. Ich versichere Ihnen, in einer Woche werden Sie sich sämtliche Haare ausgerauft haben.«
    »Ach du meine Güte!«, stieß Monty hervor. »Vielleicht bleiben wir doch besser bei der Viehzucht.«
    »Eine kluge Entscheidung.« Francesca wandte sich um und bewunderte die Aussicht auf den Murray River, der träge am Grundstück vorüberfloss und sich durch die Landschaft schlängelte. Eine grüne Weide erstreckte sich vom Landhaus hinunter zum Fluss, dessen Ufer hier und da uralte, majestätische Eukalyptusbäume säumten. Selbst aus dieser Entfernung konnte Francesca das laute Krächzen der

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