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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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zu bekommen, begab er sich direkt zu Ezras Büro.
    »Guten Tag, Ezra«, grüßte Joe aufgeräumt. »Die Ladung fällt heute Nachmittag etwas kleiner aus, weil mein Kahnführer heute Morgen nicht erschienen ist. Aber ich werde versuchen, diese Woche eine zusätzliche Fahrt zu machen, um den Rückstand wieder auszugleichen.«
    »Das wird nicht nötig sein, Joe«, entgegnete Ezra, der sich erbärmlich in seiner Haut fühlte.
    Joe machte ein verdutztes Gesicht. »Sind Sie sicher?«
    »Ja.« Ezra stieß einen Seufzer aus. »Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen ... leider sind es keine erfreulichen Neuigkeiten.«
    »Um was geht es?«, sagte Joe und setzte sich.
    Ezra war nicht fähig, Joe in die Augen zu sehen. »Ich habe mehrere Aufträge verloren, deshalb benötige ich in nächster Zeit nicht so viel Holz.«
    »Oh, das tut mir Leid, Ezra. Wie konnte das geschehen?«
    Ezra rang um Fassung. Es würde ihm viel leichter fallen, Joe zu belügen, wenn der nicht ein so anständiger Mensch wäre oder wenn die Zusammenarbeit mit ihm schwierig wäre, was Ezra den Vorwand geliefert hätte, ihre Abmachung aufzukündigen. »Einige meiner Auftraggeber haben wirtschaftliche Einbußen erlitten, was sich leider auf mein Geschäft auswirkt.« Er erstickte beinahe an der Lüge.
    »Das tut mir Leid«, sagte Joe, der über Ezras Lage bestürzt war, zumal dieser Mann alles Glück der Welt verdient hatte, wo er so hart arbeitete. »Bestimmt füllen die Auftragsbücher sich bald wieder. Sie leisten hervorragende Arbeit als Schiffbauer.«
    Ezra hob kurz den Kopf. Er schalt sich innerlich dafür, sich Silas derart ausgeliefert zu haben. Lügen war ihm normalerweise fremd, vor allem in geschäftlichen Dingen. Ihm kam kurz der Gedanke, Joe die Wahrheit zu sagen, doch er wusste, dass Silas dann dafür sorgen würde, dass er im Bundesstaat Victoria kein einziges Schiff mehr bauen würde. Erwäre nicht der erste Geschäftsmann in der Stadt, den Silas systematisch in den Ruin trieb.
    Besorgt musterte Joe Ezra, der einen verzweifelten Eindruck machte. Offensichtlich war die Situation ernster, als er angenommen hatte. »Wie viel Holz brauchen Sie denn in nächster Zeit?«
    »Es tut mir Leid, Joe, ich benötige kein Holz mehr von Ihnen. Aber bestimmt können einige der Sägewerke und Werften stromaufwärts mehr Holz gebrauchen. Ich habe gehört, dass bei manchen das Geschäft sehr gut läuft, viel besser als bei mir.«
    »Verstehe«, entgegnete Joe, der seine bittere Enttäuschung nicht verbergen konnte.
    »Es gibt immer Fracht zu transportieren, Joe. Sie kommen schon über die Runden«, tröstete Ezra ihn, während er Silas Hepburn im Stillen in die tiefste Hölle wünschte. »Und selbstverständlich erhalten Sie von mir ein Empfehlungsschreiben.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen.« Wie betäubt nahm Joe den Scheck entgegen, den Ezra ihm reichte, und warf einen kurzen Blick auf die Summe. Seine Augen wurden groß. »Das ist zu viel«, sagte er.
    »Nein«, widersprach Ezra, der damit sein schlechtes Gewissen zu erleichtern hoffte und sich vornahm, von Silas eine entsprechende Entschädigung zu verlangen. »Bestimmt können Sie den Zuschuss brauchen, bis Sie wieder Arbeit haben. Sollte sich an meiner Situation etwas ändern, sind Sie der Erste, den ich kontaktieren werde.« Es widerstrebte ihm zutiefst, Joe zu belügen, und er war nach wie vor nicht fähig, dessen Blick zu erwidern.
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen«, sagte Joe. »Aber das kann ich nicht annehmen, Ezra, nachdem Sie selbst in der Klemme stecken.«
    »Ich bestehe darauf«, entgegnete Ezra und erhob sich. Dasschlechte Gewissen plagte ihn. Schließlich hatte Joe in seinen Anfangsjahren, als er noch keinen Auftraggeber gehabt hatte, die Marylou bei ihm in Auftrag gegeben, und er hatte sich als Kunde sehr zuvorkommend verhalten. Zudem hatte Ezra den Eindruck, dass Joe einer der wenigen war, die ein Schiff ehrlich zu schätzen wussten.

    Joe konnte sich erst dazu überwinden, Francesca und Ned die schlechten Neuigkeiten mitzuteilen, als sie in Echuca am Pier festmachten.
    »Ezra Pickering hat momentan keinen Bedarf an Holz. Ich muss uns einen neuen Auftraggeber suchen.«
    »Oh, Dad«, stieß Francesca betroffen hervor. »Wir werden doch Arbeit finden, oder?«
    »Selbstverständlich, mein Mädchen. Mach dir keine Sorgen. Kümmere dich bitte um diesen Scheck.« Er reichte ihr den Zahlschein, den Ezra ausgestellt hatte.
    »Ich dachte immer, Ezra hätte volle Auftragsbücher«, sagte Ned, dessen

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