Am Fluss des Schicksals Roman
hatte zwar noch nie für Dolan gearbeitet, aber ihm war schon einiges zu Ohren gekommen.
»Nicht schlimmer als jeder andere Ire auch«, erwiderte Ezra mit einem Schmunzeln.
»Dann ist es immer noch schlimm genug«, sagte Joe mit der Andeutung eines Lächelns. »Woher wissen Sie, dass Dolan jemanden braucht?« Joe hatte sich bei sämtlichen Leuten, die er kannte, umgehört, aber keiner hatte Dolan O’Shaunnessey erwähnt.
Ezra hatte sich für Joe eingesetzt, beschloss aber, dies für sich zu behalten. »Er hat es öffentlich verkünden lassen. Da dachte ich an Sie und habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt.« Auch das war nicht die Wahrheit. Er hatte Dolan auf eigene Faust aufgesucht. »Offenbar läuft sein Geschäft so gut, dass er jede Menge Holz braucht.« Das war eine Übertreibung. Dolan konnte von seinem Verdienst zwar ordentlich leben, aber sein Geschäft trug wesentlich weniger ein als Ezras Werft. Doch er war bereit, Joe anzuheuern, und das allein zählte. »Sie können das Holz im Wald von Moira holen,bei Strommeile 855. Dolans Gelände liegt kurz vor Thistle Bend, sodass der Transportweg nicht allzu weit ist. Es wäre eine lohnende Einnahmequelle für Sie.«
»Allerdings. Vielen Dank, Ezra. Ich stehe in Ihrer Schuld.« Joe wunderte sich zwar, trotz seiner Bemühungen nirgendwo gehört zu haben, dass Dolan einen Holzlieferanten suchte, doch lag es ihm fern, nach Gründen für diese glückliche Fügung zu fragen.
»Schon gut.« Ezra verursachte der Gedanke, Joe könnte sich ihm gegenüber verpflichtet fühlen, tiefes Unbehagen, nachdem er der versteckten Drohung Silas Hepburns nachgegeben hatte. »Am besten, Sie setzen sich so schnell wie möglich mit ihm in Verbindung«, riet er und hoffte, dass Silas nicht erfuhr, dass Joe für Dolan arbeitete. Dolan O’Shaunnessey selbst allerdings würde sich von Silas nicht im Geringsten beeindrucken lassen. Ein Mann wie Dolan war nicht so leicht einzuschüchtern.
»Wir machen sofort los«, erwiderte Joe.
Sie wollten gerade ablegen, als Joe Silas Hepburn erspähte, der sich der Marylou näherte. Silas hatte beobachtet, dass Ezra am Pier gewesen war, und wollte nun herausfinden, was es damit auf sich hatte.
»Silas«, murmelte Joe, dem es nicht gelang, sein Missfallen zu verbergen, als Silas die Anlegestelle erreichte.
»Guten Morgen, Joe. Wollt ihr auslaufen?«, meinte Silas mit listig funkelndem Blick.
Joe ignorierte die Frage. Er wollte kein Risiko eingehen. »Was führt Sie hierher?«, erwiderte er stattdessen.
»Sie wissen, dass am Freitag die nächste Rate fällig ist.«
Joes Zorn wurde größer. »Sind Sie eigens hergekommen, um mich daran zu erinnern?«
»Haben Sie das Geld?«
»Das werden Sie schon sehen«, entgegnete Joe, der sichzusammenreißen musste, um Höflichkeit gegenüber diesem raffgierigen Geldhai zu wahren.
Silas starrte Joe mit kaltem Blick an. »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen«, sagte er und bemerkte, dass er die Aufmerksamkeit von Ned und Neal Mason geweckt hatte. Er ließ den Blick über das Deck schweifen in der Hoffnung, Francesca zu sehen, wurde jedoch enttäuscht. »Wenn Sie kurz von Bord kommen, können wir uns darüber unterhalten.«
Joe hatte sich eigentlich sofort auf den Weg zu Dolan machen wollen, doch Silas hatte seine Neugier geweckt, sodass er das Schiff wieder vertäute und mit Silas zum Wolllager schlenderte.
»Ich habe mir Gedanken über Ihre verzwickte Situation gemacht«, hob Silas an, als sie nebeneinander hergingen. »Ich weiß, Sie haben Ihren Stolz, und es wurmt Sie, dass Sie in meiner Schuld stehen. Ich weiß auch, dass Sie hart darum kämpfen, Ihren Kredit zurückzahlen zu können.«
»Das schaffe ich schon«, murmelte Joe.
»Ich bin kein herzloser Mensch, Joe. Ich glaube, mir ist etwas eingefallen, wovon wir beide profitieren.«
Doch Joe wusste, dass Silas immer nur an seinen eigenen Vorteil dachte, und blieb misstrauisch. »Und was?«
»Wie Sie wahrscheinlich wissen, hat meine Frau mich vor einiger Zeit verlassen«, sagte Silas. »Sie hatte schreckliches Heimweh nach ihrer Familie in Melbourne ...«
»Worauf wollen Sie hinaus, Silas?«, fuhr Joe dazwischen. »Bestimmt wollen Sie keinen Rat von mir, was Ihre Eheprobleme angeht.«
Silas schluckte seinen Groll herunter. »Hören Sie zu, Joe. Ich kann einer Frau sehr viel bieten. Sie würde jeden Luxus genießen, denn ich bin ein reicher Mann, und ...«
»Warum erzählen Sie mir das?«, unterbrach Joe erneut.
»Sie haben eine sehr
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