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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wuchs.
    Auf dem Weg zurück zur Anlegestelle beschloss er, Joe nichts von dem Vorfall mit Regina zu erzählen. Er war sicher, Regina würde nichts sagen, und er hoffte, dass Francesca sichebenfalls zurückhielt, zumal Joe mit der Rückzahlung des Darlehns an Silas schon genug Sorgen hatte.

    Regina traf Silas in seinem Büro im Bridge Hotel an. Einen Moment verharrte sie im Türrahmen und beobachtete ihn bei seiner Schreibarbeit, wobei sie befremdet den Kopf schüttelte. Ihre Affäre war kurz und töricht gewesen – eine Beziehung, die sie ihr Leben lang bereuen würde. In diesem Augenblick konnte Regina nicht fassen, dass ein so abstoßender Mann eine so hübsche Tochter wie Francesca gezeugt hatte. In Reginas Fantasie hatte ihre Tochter immer große Ähnlichkeit mit ihrem Vater gehabt, wodurch es ihr leichter gefallen war, den Gedanken an Francesca zu verdrängen. Doch Francesca war ihr Ebenbild ...
    Vor achtzehn Jahren, als sie auf Silas aufmerksam geworden war, fand sie ihn sehr charmant, doch wenn sie jetzt genauer darüber nachdachte – wie schon unzählige Male zuvor, weil ihr Gewissen ihr keine Ruhe gelassen hatte –, kam sie zu dem Schluss, dass besonders sein Elan und sein Ehrgeiz sie angezogen hatten. Außerdem war sie damals schrecklich einsam gewesen, wenn Frederick wegen der Viehtriebe für längere Zeit fort war, und Silas hatte sich als hartnäckiger Verehrer erwiesen, dessen Werben sie schließlich nachgegeben hatte. Doch mit der Zeit, als sein Ehrgeiz immer mehr in Skrupellosigkeit mündete, offenbarte er seinen wahren Charakter und wurde zu dem Scheusal, das er heute war.
    Silas spürte, dass er beobachtet wurde, und blickte auf. Er freute sich immer, wenn er Regina sah, und sein Egoismus ließ ihn vergessen, dass sie im Laufe der Jahre eine tiefe Abneigung ihm gegenüber entwickelt hatte. »Guten Tag, Regina«, begrüßte er sie, ohne den freundlichen Ton anzuschlagen, den er ihr gegenüber sonst immer gebrauchte. Ihm fiel gar nicht auf, dass sie abgespannt und blass aussah.
    Regina war zu sehr auf den Zweck ihres Besucheskonzentriert, um der gedämpften Begrüßung Beachtung zu schenken. »Ich war in der Stadt und dachte mir, ich schaue mal vorbei. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
    Silas versuchte, seinen Ärger über Ezra Pickering kurz beiseite zu schieben. »Aber nicht doch. Du weißt, du bist immer willkommen.« Er verkniff sich die Bemerkung, dass sie ihm nur ihre Aufwartung machte, wenn sie etwas von ihm wollte, zumal es selten genug vorkam, dass Regina keinen Rat mehr wusste. »Liegt dir etwas auf dem Herzen? Hast du ein geschäftliches Problem?«
    »Nein. Ich bin zurzeit ein wenig durcheinander ... Ich mache mir Sorgen um Monty.«
    Bei genauerer Betrachtung fiel Silas jetzt auf, dass er Regina noch nie in so einem furchtbaren Zustand gesehen hatte. Offenbar hatte sie wirklich ernste Schwierigkeiten. »Was ist denn mit Monty?«
    »Er trifft sich regelmäßig mit einem Mädchen, einer Schifferstochter ...« Regina bemerkte, dass Silas’ graue Augen sich bei diesen Worten zusammenzogen.
    »Und das missfällt dir?«, fragte Silas und hoffte, dass sie bejahen würde. Wenn Monty von der Bildfläche verschwand – und das war sicher, wenn Regina gegen eine Verbindung mit Francesca war –, hatte er umso leichteres Spiel mit ihr.
    »Natürlich. Würde es dich glücklich stimmen, wenn dein Sprössling einer Frau den Hof macht, die gesellschaftlich unter ihm steht?«
    Silas gab keine Antwort. Er legte bei Frauen mehr Wert auf Schönheit, Auftreten und eine ansehnliche Figur als auf den familiären Hintergrund, erwartete aber nicht, dass eine Mutter, der es darum ging, dass ihr Sohn eine gute Partie machte, diesen Standpunkt teilte.
    »Außerdem habe ich Grund zu der Annahme, dass diese Francesca mit einem anderen Mann poussiert«, fuhr Regina fort, wobei sie genau Silas’ Reaktion beobachtete.
    Der war zuerst sprachlos. Regina bemerkte, dass alles Blut aus seinem Gesicht entwichen war und dass sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.
    »Deshalb bin ich hier«, fügte Regina hinzu. »Ich möchte von dir hören, was du über diesen Kerl weißt.«
    »Wie heißt er?« Silas war kaum in der Lage, seine Wut zu zügeln.
    »Neal Mason. Ich glaube, er arbeitet zurzeit auf der Marylou. Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber dafür seinen Ruf bei den Damen. Monty hat nach einem Gespräch mit ihm den Eindruck gewonnen, dass er in Francesca verliebt ist. Ich habe ihm gesagt, er solle das

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