Am Fluss des Schicksals Roman
Und ich sage Ihnen eins: Bevor ich die Marylou diesem Kerl überlasse, brenne ich sie ab.«
Ezra ließ den Kopf sinken. »Er hat es gar nicht auf die Marylou abgesehen, Joe«, sagte er leise, »sondern auf Ihre Tochter.«
»Ich weiß. Er hat mir angeboten, mir meine Schulden zu erlassen, wenn ich ihm Francesca zur Frau gebe. Aber wenn er es wagt, Hand an mein Mädchen zu legen, werde ich ihn mit bloßen Händen erwürgen.«
13
F rancesca stand an Deck der Marylou und beobachtete den rötlichen Schein am Nachthimmel. Sie machte sich Sorgen um die drei Männer. Dabei bemerkte sie nicht, dass Silas Hepburn sich dem Schiff näherte.
»Guten Abend«, sagte er vom Pier aus. Er hatte damit gerechnet, das Francesca alleine war.
Ganz überrascht drehte sie sich um. »Oh«, sagte sie und versuchte, ihr Missfallen über sein Erscheinen zu verbergen. »Offenbar hat heute Abend nicht jeder Grund zur Freude. Ist das die Werft von Ezra Pickering, was dort brennt?«
»Ich glaube schon«, entgegnete Silas ohne jedes Mitgefühl. Ihn beschäftigte allein der Gedanke, wie bezaubernd Francesca im Mondschein aussah.
»Der arme Mann ...«, sagte sie.
»Erlauben Sie, dass ich an Bord komme?«, fragte Silas, ohne weiter auf Ezras Schicksal einzugehen.
Francesca blickte ihn verständnislos an, da sie nicht wusste, worauf er aus war. Schließlich sagte sie sich, dass es nur einen Weg gab, um das herauszufinden. »Bitte. Mein Vater müsste bald wieder zurückkommen.«
»Eigentlich wollte ich mich mit Ihnen unterhalten«, sagte Silas und kam an Bord. »Unter vier Augen.«
»Worüber denn?«, fragte Francesca, die plötzlich ein ungutes Gefühl verspürte.
»Über Ihren Vater.«
In Francesca stieg Angst auf. »Was ist mit meinem Vater?«, fragte sie nervös.
»Wissen Sie, dass er sich Geld von mir geliehen hat, um den Kessel der Marylou zu reparieren?«
»Ja.«
Silas scharrte mit den Füßen, um ihr den Eindruck zu vermitteln, dass ihm das Ganze peinlich war.
Francesca jedoch machte sich auf eine Hiobsbotschaft gefasst, was sie noch mehr in Panik versetzte. »In letzter Zeit ... hatte Vater eine Pechsträhne«, sagte sie stockend, »aber das wird sich bald ändern. Sie bekommen Ihr Geld ...«
»Als ich ihm das Darlehn angeboten habe, dachte ich, ich würde ihm damit helfen«, sagte Silas, »aber da er nur gelegentlich arbeitet, liegt er mit den Ratenzahlungen ziemlich im Rückstand. Ich weiß, dass das Leben einem manchmal übel mitspielt und dass eine Sache nach der anderen schief geht. Wie ich schon sagte ... ich wollte Joe helfen, aber ich muss mich auch um meine eigenen Geschäfte kümmern. Deshalb werden Sie sicher verstehen, dass ich nicht bei jedem Schuldner ein Auge zudrücken kann.«
Vor Angst schlug Francesca das Herz bis zum Hals. »Sind Sie hier, um die Marylou zu übernehmen?«
»Nein, so weit ist es noch nicht.« Silas bedachte sie mit einem bemüht freundlichen Blick. »Joe hat zwar das Schiff als Pfand eingesetzt, aber ...«
»Ich wünschte, ich könnte helfen«, unterbrach Francesca ihn, erleichtert, dass Silas nicht sofort die Marylou beanspruchte. Sie benötigten lediglich einen kleinen Zeitaufschub.
»Vielleicht gibt es da etwas ...«, sagte Silas.
»Und das wäre?«
»Sie könnten einen vermögenden Mann heiraten.«
Francesca fragte sich, ob er Monty damit meinte. »Ich würde niemals eine Ehe eingehen, um das Schuldenproblemmeines Vaters zu lösen. Das wäre unehrlich und unehrenhaft.«
»Aber eine so schöne Frau wie Sie kann sich sogar unter den vermögenden Männern einen aussuchen. Und ich bin sicher, dass der Glückliche sich von selbst anbieten würde, Ihren Vater zu unterstützen, vorausgesetzt, er wäre ein Gentleman.«
Francesca zog die Stirn in Falten. »Mag sein, aber trotzdem ...«
»Francesca«, sagte Silas geradeheraus, »ich habe Joe angeboten, ihm seine Schulden zu erlassen, wenn er die Einwilligung zu unserer Hochzeit gibt.«
Francesca blickte entsetzt drein, froh, dass die Dunkelheit den Abscheu verbarg, der sich auf ihrem Gesicht spiegelte. Sie brachte kaum den Mut auf, nach der Reaktion ihres Vaters zu fragen. Was, wenn er sich einverstanden erklärt hatte und Silas gekommen war, um um ihre Hand anzuhalten? »Was ... was hat er gesagt?«
»Er hat abgelehnt«, antwortete Silas ohne Zögern und ohne Scham.
Francesca wurde beinahe schwindelig vor Erleichterung.
»Obwohl ich Ihnen ein luxuriöses Leben bieten kann, ist die Liebe zu seiner Tochter so groß, dass er Sie selbst
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