Am Fluss des Schicksals Roman
entscheiden lässt, wen Sie heiraten«, sprach Silas weiter. »Joe ist ein selbstloser Mann. Ich weiß, wie sehr er an diesem Schiff hängt. Dennoch ist er bereit, es für Ihr Glück zu opfern. Ich muss gestehen, dass ich ihn dafür bewundere.« Das war natürlich eine Lüge, und Silas legte eine Kunstpause ein, ohne Francesca aus den Augen zu lassen, doch in der Dunkelheit konnte er nicht erkennen, was in ihr vor sich ging. »Ich frage mich nur ... sind Sie als Tochter zu einem kleinen Opfer für den Seelenfrieden Ihres Vaters bereit?« Ohne die Antwort abzuwarten, schloss er mit den Worten: »Einen angenehmen Abend, meine Teuerste.« Damit ging er von Bord undverschwand gemächlichen Schrittes in der Finsternis, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Er war sehr zufrieden mit sich, zumal er sicher war, dass Francesca für ihren Vater das Opfer auf sich nehmen würde, jetzt, da sie im Bilde war.
Fassungslos starrte Francesca ihm nach. Sie konnte nicht glauben, was Silas von ihr verlangte. »Das darf doch nicht wahr sein ...«, sagte sie leise. Sie war so fassungslos, dass sie sich setzen musste. Während sie an ihren Vater dachte und an seine Weigerung, sie zu einer Ehe zu nötigen, obwohl er damit die Marylou aufs Spiel setzte, kamen ihr die Tränen.
In Feierlaune begab Silas sich direkt ins Star Hotel. Er hatte mit denen, die es gewagt hatten, sich ihm zu widersetzen, kurzen Prozess gemacht, und er hatte Francesca Grund zum Nachdenken gegeben. Nun war er mächtig stolz auf sich selbst.
Der Schankraum war fast leer, da alle Männer aus der Stadt zum Werftgelände gefahren waren, um zu verhindern, dass das Feuer sich auf die Buschlandschaft ausbreitete. Silas wusste, dass die Helfer sich nach und nach wieder hier einfinden würden, weil es nichts mehr zu retten gab. Bis dahin würde er sich einige Gläser Rum gönnen und in seinen Träumen von einem Leben mit seiner zukünftigen jungen Braut schwelgen. Allein die Vorstellung, sie zu berühren, versetzte ihn in Erregung, sodass er rasch zwei weitere Gläser hinunterkippte und sich anschließend auf den Weg zum Bordell machte, um Lizzie einen Besuch abzustatten.
Silas verschwendete keine Zeit auf unnötige Begrüßungsworte. Vor Lüsternheit riss er Lizzie die Unterwäsche vom Körper, warf sie aufs Bett, stürzte sich auf sie und ächzte, während die arme Lizzie unter ihm nach Atem rang, bis Silas nach kurzer Zeit befriedigt von ihr herunterrollte.
Lizzie erhob sich, um ihren Körper zu bedecken. Die meisten Männer vermittelten ihr das Gefühl, ein billiges Flittchenzu sein, was schlimm genug für sie war; bei Silas aber kam sie sich wie ein Stück Fleisch vor. Während sie sich mit ihrem Kleid abmühte, streifte er sie flüchtig mit einem Blick, der Abscheu ausdrückte, wobei ihm plötzlich etwas Funkelndes an ihrem Handgelenk auffiel: das Armband.
Er setzte sich auf, knöpfte sich die Hose zu und zerrte Lizzie am Handgelenk auf das zerwühlte Bett. Lizzie hatte das Armband vor ihm verbergen wollen, hatte aber nicht mit seinem plötzlichen Besuch gerechnet.
»Woher hast du das?«, fragte Silas mit drohender Stimme. Das Schmuckstück kam ihm irgendwie bekannt vor.
»Ich ... ich ...« Vor Angst fiel Lizzie nichts ein.
»Ich kenne dieses Armband«, meinte Silas, während er es musterte. »Da bin ich mir sicher.« Brutal drehte er Lizzies Handgelenk um, sodass sie vor Schmerz zusammenzuckte. Die Edelsteine funkelten ihn an.
»Das ... ist nur billiger ... Modeschmuck«, schwindelte Lizzie, der vor Furcht beinahe die Stimme versagte, denn sie wusste, dass Silas und Regina Radcliffe gut miteinander bekannt waren.
»Du beleidigst meine Intelligenz, du Hure«, brauste Silas auf. »Ich kann durchaus echten von falschem Schmuck unterscheiden!« Schließlich hatte er seinen Ehefrauen hin und wieder Schmuck geschenkt, um Eindruck zu schinden. »Gib’s zu, du hast es gestohlen.«
»Nein ... habe ich nicht«, stammelte Lizzie.
»Lüg mich nicht an!«, brüllte Silas und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Die Wucht des Hiebes ließ Lizzie durch das kleine Zimmer taumeln. Wimmernd und mit blutender Nase kauerte sie sich in eine Ecke.
Silas erhob sich und ging auf sie zu. »Wo hast du das Armband gestohlen?«, fuhr er sie an, packte sie an den Haaren, riss sie vom Boden hoch und holte zum nächsten Schlag aus.Allmählich machte Francesca sich Sorgen, da die Männer nach gut drei Stunden immer noch nicht zurück waren. Sie kletterte auf den menschenleeren Kai,
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