Am Fluss des Schicksals Roman
Resignation schüttelte Lizzie den Kopf. »Niemand würde es wagen, den Kerl hinter Gitter zu bringen, der mir das angetan hat«, entgegnete sie. In ihrer Stimme schwang Verbitterung mit, die Worte kamen ihr nur schwer über die zerschundenen Lippen. Sie blickte auf ihr gerötetes Handgelenk und dachte daran, wie man ihr das Armband – Reginas Armband – abgerissen hatte. Sie konnte von Glück sagen, wenn Silas nicht sie hinter Gitter brachte.
»Offenbar ist der Kerl, der Ihnen das angetan hat, sehr einflussreich«, stieß Francesca wütend hervor. Es war die einzig mögliche Schlussfolgerung. Sie nahm eine Schüssel, füllte sie mit warmem Wasser und gab eine Prise Salz und Jod hinein. »Ich werde Sie jetzt sauber machen, und dann verbringen Sie die Nacht an Bord ... keine Widerrede! Am besten, Sie bleiben so lange, bis Ihre Verletzungen völlig verheilt sind.«
»Sie sind so nett zu mir«, sagte Lizzie, deren Augen sichwieder mit Tränen füllten. »Noch nie war jemand so freundlich zu mir wie Sie ...«
»Mir wäre wohler, wenn Sie mir erlauben würden, die Polizei zu holen, damit Sie den Kerl anzeigen können, der Sie so zugerichtet hat.«
Lizzie schüttelte vehement den Kopf.
»Er hätte Sie fast umgebracht!«, sagte Francesca. »Ist Ihnen denn nicht klar, welche Abscheulichkeiten er Ihnen angetan hat?«
Bei Francescas Worten krümmte Lizzie sich.
»Tut mir Leid, aber jemand muss es Ihnen so deutlich sagen. Die Schande, die dieser Kerl erdulden muss, wenn Sie den Menschen in der Stadt die Augen öffnen, hält ihn in Zukunft vielleicht davon ab, so etwas noch einmal zu tun.«
Lizzie ließ den Kopf hängen und schien in sich zusammenzuschrumpfen. Francesca erkannte, dass sie in diesem Zustand nicht in der Lage war zu handeln. »Ich wasche Ihre Wunden aus, und dann legen Sie sich hin, Lizzie. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, mit mir die Koje zu teilen. Denn außer mir sind nur Männer an Bord, darunter mein Vater.«
Lizzie blickte bestürzt drein. »Ich kann doch auf dem Boden schlafen ...«
»Sie werden nichts dergleichen tun«, sagte Francesca entschieden. »Meine Koje ist groß genug für zwei.«
Lizzie hatte keine Kraft mehr zu widersprechen. Francesca wusch ihr die Wunden aus und führte sie in ihre Kajüte, wo sie Lizzie ein Nachthemd lieh und sie in ihre Koje verfrachtete. Augenblicke später hörte sie, dass die Männer an Bord zurückkehrten. »Ich muss kurz mit meinem Vater sprechen, bin aber gleich wieder da, Lizzie«, sagte sie und fragte sich unwillkürlich, wie Neal auf Lizzies Misshandlung reagieren würde, zumal er zu ihren Kunden zählte.
Joe, Ned und Neal waren hundemüde. Gemeinsam mit den anderen Helfern hatten sie verhindern können, dass dasFeuer auf die Sträucher dicht am Ufer übergriff. Gut hundert Männer hatten eine Kette gebildet, um die Wassereimer vom Fluss zu den einzelnen Brandnestern zu befördern, die den Busch bedrohten.
»Dad, ich habe eine verletzte Frau an Bord gebracht. Sie ist in meiner Kajüte, und ...«
»Verletzt?« Joe runzelte die Stirn und legte Handtuch und Seife neben einen Eimer Wasser, um sich zu waschen.
Francesca spürte, dass sie ihn besser nicht damit belästigte. »Es ist nicht allzu schlimm, aber die heutige Nacht verbringt sie in meiner Kajüte. Ich wollte dir nur Bescheid sagen.«
Joe nickte. »In Ordnung. Wir reden morgen weiter«, erwiderte er und wusch sich Hände und Gesicht. Francesca erkannte, dass er völlig erschöpft war, genau wie der arme Ned, der aussah, als würde er jeden Moment umkippen.
Mitten in der Nacht erwachte Francesca, weil Lizzie im Schlaf redete. Sie murmelte und stöhnte unentwegt und wälzte sich unruhig hin und her. Francesca konnte sich denken, dass sie von den schrecklichen Dingen träumte, die ihr widerfahren waren. Plötzlich fiel der Name »Silas«. Schlagartig war Francesca hellwach und zündete die Lampe an.
»Nein, Silas, nicht!«, schrie Lizzie im Schlaf. »Hör auf! Ich habe es nicht gestohlen. Ich schwöre ...!« Sie versuchte, mit den Händen ihr Gesicht zu schützen.
Vor Abscheu und Wut stieg Übelkeit in Francesca auf. »Es ist gut, Lizzie«, sagte sie tröstend, aber Lizzie hörte sie gar nicht.
»Regina hat es verloren! Das ist die Wahrheit, ich schwöre es. Ich schwöre!« Lizzie fuhr unvermittelt hoch. »Lass mich am Leben!«, schrie sie weiter und brach dann in hysterisches Schluchzen aus.
»Lizzie.« Francesca rüttelte sie sanft. »Sie sind in Sicherheit.«
Lizzie schlug das heile
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