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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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nicht belogen. Zweihundert Millionen proJahr war eine sehr konservative Schätzung. Der Gesamtumsatz musste sich auf mindestens zwei Milliarden belaufen.
    Wer waren die Nutznießer? Ich würde der Spur des Geldes folgen müssen. Jenes Geldes, das nicht in Form von Casino-Chips ausgezahlt worden war.
    Ich nahm mir die jüngsten Dateien noch einmal vor. Sie beinhalteten die Trades von Brian Sanders. Die zunehmend größer und profitabler ausgefallen waren, sich im Vergleich zu anderen aber immer noch winzig ausnahmen. Auch auf Sudhirs Abschlüsse stieß ich – sporadisch, geradezu zaghaft muteten sie an. Und die von Carmine – eine gleichbleibende Zahl von drei oder vier pro Woche, alle eher klein. Und da war Lowell Barrington. Vier Trades. Hier zeigte sich, worum es bei den Schuldgefühlen des jungen Mannes gegangen war. Es schrie zum Himmel. Insgesamt hatte Arrowhead bei den vier Trades von Barrington kaum zweitausend gemacht. Der junge Mann hatte sich für weniger vor einen Zug geworfen, als sein Broker an einem typischen Donnerstagabend im Sparks -Steakhouse ausgab.
    Es war niederschmetternd. Ich wollte nur noch schlafen.
    »Brady? Haben Sie Kontakt zu Ihrem Chef? Sagen Sie ihm, das ist eine Riesensache. Hundert Händler in den Staaten und noch mal so viele in der ganzen Welt. Sagen Sie ihm, wenn er das aufklärt, wird er berühmt. Dann laden sie ihn in den Discovery Channel ein. Was sage ich, dann kriegt er bei denen seine eigene Show.«
    Ich schaute mich um. Niemand da. Ich war allein.
    Ich ging in den Flur, auf den oberen Treppenabsatz. Die beiden Polizisten aus Greenwich saßen an dem Kartentisch und sahen sich auf dem riesigen Fernsehschirm eine Law & Order -Wiederholung an.
    »Hallo? Wo ist mein FBI-Mann? Agent Brady?«
    »Gegangen, Sir.«
    »Wieso das denn? Hat er gesagt, wohin?«
    »Nein, Sir. Nur, dass wir bei Ihnen bleiben sollen.«
    »Hat er gesagt, dass er wiederkommt?«
    Sie sahen aus wie Wachhunde.
    »Zu uns nicht, Sir.«
    Ich ging zurück in das Schlafzimmer und setzte mich aufs Bett. Sah auf die Uhr. Es war weit nach Mitternacht. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal geschlafen hatte. Während der vergangenen dreißig Stunden war ich überfallen und meines Kindes beraubt worden und hatte zum ersten Mal eine Leiche gesehen. Ich war von FBI-Leuten, die mich nun, wie es schien, ausgesetzt hatten, von einem irren Schauplatz zum nächsten geschleppt worden. Und dabei wollte ich doch nichts anderes, als meinen kleinen Jungen mit Roboterstimme sagen hören: »Gute Nacht, Jason.«
    Ich legte mich zurück und versuchte, die Flut flackernder Todesbilder zu stoppen. Langsam, aber sicher kam der Schlaf. Doch kurz bevor der Vorhang zuging, trieb eine andere Erinnerung an die Oberfläche. Skeli.
    »Scheiße!« Ich setzte mich auf. Klappte mein Handy auf und suchte ihre Nummer. Dann hielt ich inne. Was konnte ich sagen? Tut mir leid. Ging nicht anders. Ich hätte mich melden sollen. Konnte ich all das, was während der vergangenen vierundzwanzig Stunden geschehen war, überhaupt erklären? In der Verfassung, in der ich war, nicht. Also klappte ich das Handy zu und legte mich wieder hin. Vorsicht oder Feigheit? Am nächsten Tag würde es auch noch genügen.
    Ich erwachte am Freitagmorgen mit dem unangenehmen Wissen, dass ich die Nacht im Bett eines Toten verbracht hatte. Es war kurz vor neun. Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick über meine Schrammen und Schmerzen. Das Schlafen hatte gutgetan. Es ging mir besser.
    Von unten war leise Geschäftigkeit zu hören, und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee stieg zu mir hoch. Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht und ging hinaus in die Welt.
    Die beiden Greenwich-Polizisten saßen an dem Kartentisch, auf dem eine Tüte mit Donuts lag, und tranken Kaffee. Sie sahen genauso rasiert und gebügelt und höflich aus wie am Abend zuvor.
    »Guten Morgen«, rief ich hinunter. »Gibt es noch eine Tasse?«
    »Ja, Sir«, antworteten sie im Chor.
    Von den Donuts boten sie mir auch an. Ich entschied mich für Blaubeere. Wegen der Antioxidantien.
    »Haben Sie etwas gehört? Irgendwelche Anweisungen?«, fragte ich.
    »Nur, dass wir bei Ihnen bleiben sollen, bis wir andere Ansagen kriegen, Sir.«
    »Sie waren die ganze Nacht hier?« Von Nahem sah ich den Schatten von Bartwuchs und die müden Augen.
    »Wir haben nicht oft Gelegenheit, Überstunden zu machen.«
    »Oder bei einem Mordfall dabei zu sein«, ergänzte der andere.
    »Und, wie ist es so

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