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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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herauf.
    Ich spähte den kurzen Niedergang hinunter. In demRaum gab es zwei lange Einbaupolsterbänke, einen kleinen Schreibtisch inmitten aller möglichen Navigationsinstrumente und eine winzige Küchenzeile. Fast alles war mit Blutspritzern bedeckt.
    Leicht zurückgelehnt saß Geoffrey Hochstadt aufrecht auf einer der Bänke. Sein Unterkiefer hing herab, die Augen waren hervorgetreten. Er sah aus, als versuche er sich an einer Jim-Carrey-Imitation. Ich musste den Kopf seitlich drehen, um das schwarze Loch in seiner Stirn sehen zu können. Die Austrittswunde war meinem Blick verborgen, aber die Spuren von Blut und anderem Material an Wänden und Decke sprachen eine deutliche Sprache.
    Der Anblick des Todes – eines gewaltsamen Todes – traf mich weit weniger, als ich erwartet hätte. Es wurde mir nicht übel angesichts von Blut und Hirnmasse, die überall in der Kabine klebten, vielmehr versetzte das Gefühl von Einsamkeit mir einen kalten Stich. Ich wollte zu meinem Sohn. Ich wollte nach Hause, in meine Wohnung, wollte mein Kind ins Bett bringen und ihm zum Einschlafen vorlesen. Die Geschichte der Muscle-Cars. Als Detroit die Welt regierte .
    »Ist er das?«, fragte Brady.
    Ich nickte.
    »Wette, er hat vorher besser ausgesehen.« Polizistenhumor kann genauso krank und infantil sein – und genauso schwarz – wie Wall-Street-Humor.
    »Könnten Sie ihm die Augen schließen?«, bat ich.
    Neben seiner Hand lag eine Waffe auf dem Polster. Ich hatte genügend Krimis gesehen, um zu wissen, dass es eine Automatik war und kein Revolver. Und ich kam zu dem Schluss, dass zwei erfahrene FBI-Agenten nicht darauf angewiesen waren, dass ich ihnen das erklärte. Obwohl er kaum länger als zehn Minuten tot sein konnte, mischte sich bereits eine schwache Note von Verwesung in die Gerüchevon dumpfer Feuchtigkeit, Schießpulver und frischem Urin.
    »Ich vermute, er hat die Waffe hier aufbewahrt«, sagte ich. Beide bedachten mich mit einem zweifelnden Blick. »An Bord. Er ist wegen der Waffe hergekommen.«
    »Ach, Sie meinen, es war Selbstmord?«, fragte Maloney.
    »Sie nicht?«, fragte ich zurück.
    »Unwahrscheinlich«, sagte Brady. »Der Mann ist Linkshänder. Und niemand erschießt sich mit der ungeschickteren Hand. Das ist schließlich das einzige Mal, bei dem man auf keinen Fall einen zweiten Versuch haben möchte.«
    Ich starrte den Leichnam an. »Woher wissen Sie, dass er Linkshänder ist?«
    »Die Uhr.«
    Maloney nickte. Der Tote trug eine goldene Rolex – am rechten Handgelenk. »Auf so was zu achten lernt man beim Fernsehen. Discovery Channel .«
    Brady, der angefangen hatte, Schubladen und Schränke zu durchsuchen, lachte leise.
    »Ich dachte, Sie dürfen hier nichts anfassen. Am Tatort, meine ich.« Brady ignorierte mich.
    »Vielleicht sollten Sie draußen warten«, sagte Maloney.
    Ich stellte mir vor, wie es wäre, draußen in der Kälte zu stehen und zu warten, im Dunkeln, wo sich womöglich noch ein Mörder herumtrieb.
    »Wie wär’s, wenn ich bleibe und den Mund halte?«, schlug ich vor.
    »Das geht auch.«
    Sie brauchten nur ein paar Minuten, um zu entdecken, dass es nichts zu entdecken gab. In den Schubladen fanden sich ein paar Karten, ein Handbuch für den Motor und eine Broschüre mit den neuesten Regeln für Segelrennen. Nichts sonst auf dem ganzen Boot.
    »Er wollte sich hier mit jemandem treffen«, sagte Maloney. »Mit jemandem, der ihn praktisch sofort umgebracht hat. Und gleich danach verschwunden ist.«
    »Was machen wir jetzt?«
    Maloney sah sich noch einmal um. »Holen unsere Jungs her, damit die das mit den örtlichen Einsatzkräften regeln. In der Zwischenzeit suchen wir nach Unterlagen.« Er drehte sich zu mir um. »Und als Erstes sollten Sie sich Hochstadts Wohnung noch mal vornehmen. Haben Sie dort einen Computer gesehen? Einen Schreibtisch?«
    »Nein. Aber ich habe auch nicht in die Schlafzimmer geschaut. Ich nehme an ...«
    »Dann los. Ich fahre zu dem Büro in der Stadt.«
    Ich griff nach dem Handlauf, um mich die Leiter hinaufzuziehen.
    »Und fassen Sie nichts an«, warnte Maloney.

24
    Maloney hatte in drei Staaten Einsatzkräfte mobilisiert. New York und Mamaroneck kümmerten sich um den Mord-Tatort, während NYPD und FBI Leute in das Arrowhead -Büro in der Stadt geschickt hatten. Brady und ich fuhren noch einmal nach Greenwich, wo wir schon erwartet wurden. Die höflichsten Police Officers, denen ich je begegnet war, standen bereit, um uns Hochstadts Wohnung zu öffnen. In einer Stadt,

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