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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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anderen untersuchte ich sie und stellte sie auf das Regal an seinem Bett. Doch als ich halb fertig war, hielt ich inne und sah mir die Kolonne eine Weile an. Und dann veränderte ich – mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der ich beim Tischdecken die Gabel an den richtigen Platz legte – die Reihenfolge; ganz nach vorn kam der Mustang und dahinter das London-Taxi. Danach folgten die anderen. Zwanzig Minuten brauchte ich, um sie so anzuordnen, wie es zu sein hatte. Eine gut verbrachte Zeit.
    Als ich hinaustrat auf die Straße, war ich froh, dass ich mich für einen Herbstlauf angezogen hatte – langärmliges Sweatshirt und Trainingshose. Es war frisch. Den FBI-Handysender hatte ich, zusammen mit dem Schlüsselbund, inder Hosentasche, unter dem Arm trug ich ein Polsterkuvert mit fast allen USB-Sticks.
    Brady hatte gesagt, sie würden auf dem Broadway nach mir Ausschau halten. »Lassen Sie sich Zeit! Er soll Sie sehen. Wir wollen, dass er ein gutes Gefühl hat. Er soll Ihnen bis runter zum Park folgen. Keine Angst, wir werden ihn in die Zange nehmen.«
    Ich würde Angst haben, egal, was Brady mir erzählte.
    Das übliche Sonntagmorgen-Treiben setzte gerade ein. Auf dem Fußweg vor dem Kaufhaus Loehmann’s hatten die Antiquare ihre Stände aufgebaut. Ein paar Leute, die im Fairway -Supermarkt eingekauft hatten, standen, Plastiktüten zu ihren Füßen, an der Haltestelle und warteten auf den Bus.
    Ich schaute mich nach Undercover-Polizisten um, die als Straßenhändler getarnt waren oder als junge Mütter mit Kinderwagen – mit versteckter Waffe und seltsamen Kopfhörern. Ich zählte mehrere Dutzend; es war kaum zu fassen. Während der vergangenen beiden Jahre war der Mann in Uniform der Feind gewesen – ebenso gefährlich, unberechenbar und unzuverlässig wie jeder Häftling. Jetzt war er auf einmal mein Verbündeter.
    An der 73. wandte ich mich nach rechts, in Richtung Fluss, und fiel in einen leichten Laufschritt, gerade genug, um locker zu werden, keinesfalls schneller als zügiges Gehen.
    Ich zwang mich, nicht zurückzublicken. Irgendwo dort hinter mir – da war ich sicher – ging ein Mörder, und ihm auf den Fersen war – so hoffte ich – eine ganze Horde bewaffneter Polizisten.
    Als ich zum Riverside Drive kam, blockierte ein Dogsitter mit fünf oder sechs Tieren an der Leine den Fußweg. Ich verlangsamte meinen Schritt bis zur nächsten Ecke. Dort blieben die Hunde stehen und beschnüffelten einen Hydranten, so dass ich überholen und wieder schneller werden konnte.
    Im Park kürzte ich den Weg an den Hundewiesen ab und nahm den Tunnel unter dem West Side Highway hindurch – ich hatte schon immer gefunden, dass das ein hervorragender Ort war, um einen Mord zu inszenieren. Auf der anderen Seite angelangt, blieb ich eine Weile auf dem Aussichtspunkt stehen. Zu meiner Rechten führte ein langer abschüssiger Weg zwischen Bäumen hindurch nach unten. Zu versteckt. Zu einsam. Stattdessen joggte ich lieber die steile Stiege hinunter, um auf den breiten Weg direkt am Wasser zu gelangen.
    Zwei krächzende Rabenpaare kämpften um die Vorherrschaft in dem Holzapfelbaum an der Mündung des schmalen Fußwegs, obwohl weder die großen Vögel selbst noch die Spatzen und anderen kleineren Gesellen, die in der Krone herumflatterten, an den Früchten interessiert zu sein schienen. Während die Raben – das Halsgefieder gesträubt, dass es aussah wie die pickelbewehrten Halsbänder bei Pitbulls oder Gothic-Anhängern – von Ast zu Ast hüpften, knallten immer wieder braune und weinrote Äpfel auf den Boden. Die Rabenschnäbel waren dreieckig und scharf wie Jagdmesser. Ich machte einen großen Bogen um den Baum.
    Auf dem Weg herrschte reger Wochenendverkehr – in Elastan gehüllte, Helm tragende Radfahrer und Läufer aller Art, von stur vor sich hin trabenden Joggern über Sprinter bis hin zu Speed-Walkern, die sich mit extremem Hüftschwung vorwärts arbeiteten und aussahen wie Schauspieler bei einem Vorwärts-Moonwalk, sowie Paare, einzelne Leute und ganze Familien, die einfach in der Morgensonne spazieren gingen. Mich so in der Menge zu bewegen gab mir ein sehr willkommenes Gefühl von Sicherheit.
    Kid stand gern vorn am Geländer, schaute aufs Wasser und beobachtete, wie es die Felsen unter der Oberfläche umspülte, wenn aber bei Ebbe die kaum noch bedeckten Überresteder alten Holzstege zu erkennen waren und schwarze Zacken die Wasseroberfläche durchstießen, stöhnte und knurrte er vor Unbehagen. Wie

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