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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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die meisten von uns hatte er vor dem Unsichtbaren die größte Angst.
    Am Geländer angelangt, drehte ich mich um, blickte zurück, die lange Stiege hinauf, blieb stehen und wartete.
    Zwei kleine Äpfel plumpsten auf den Weg, sprangen hoch bis fast auf Hüfthöhe, fielen wieder zu Boden und rollten zwischen meine Füße. Als ich das nächste Mal nach oben schaute, stand er an der Brüstung außerhalb des Tunnels – und sah sich nach mir um. Unsere Blicke trafen sich.
    Das war die Probe. Witterte er die Falle und lief weg, oder kam er zu mir nach unten, ans Flussufer? Wie groß war der Druck, unter dem er stand? Angst und Gier – das sind die Kräfte, die die Märkte regieren.
    Er ging davon aus, dass er mich umbringen musste – aber ich nahm an, dass er es nicht an diesem Ort tun würde, wo so viele Leute unterwegs waren. Ich wollte seinen Appetit wecken, keinesfalls sollte er in Panik geraten. Er sollte zu jedem Zeitpunkt glauben, dass er Herr der Lage war. Nur dann würde er entspannt genug sein, um Fehler zu begehen.
    Als ich zu diesem Punkt gekommen war, hätte Brady das Gespräch um ein Haar abgebrochen. Er baute nicht auf Wahrscheinlichkeiten. Ein weiterer Toter würde ihn auf dem Weg zur Beförderung nicht weiterbringen.
    Der Mann dort oben sah sich die Passanten an, ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Er hatte keinen Grund anzunehmen, dass ich die Polizei ins Boot geholt hatte, war aber dennoch vorsichtig. Er traute mir sehr wohl zu, ein falsches Spiel zu spielen – für ihn war das entscheidend –, aber er ging davon aus, dass ich ihm ähnelte. Am Ende siegte die Gier. Er kam die Stiege herunter.
    An den Bänken waren Plaketten mit Namen befestigt –für jene New Yorker, die mit ihrem Geld die Erhaltung des Parks ermöglichten. Keine Trumps und Rockefellers, die Wolkenkratzer brauchten, um ihrem Vermächtnis den angemessenen Rahmen zu verleihen, auch keine Cantors oder Sacklers, die einen ganzen Flügel des Metropolitan Museum of Art finanzierten. Die Bänke waren ganz normalen Leuten gewidmet, solchen, die jeden Tag mit der U-Bahn fahren. Ich setzte mich auf eine, auf deren Plakette stand: »Mike zum 50.- Logenplatz mit Aussicht«, und versuchte, während ich wartete, Mikes Aussicht zu genießen.
    Lange wartete ich nicht. Ironman Jack Avery war schnell da und ließ sich neben mir auf der Bank nieder. Er war gealtert während der vergangenen zwei Wochen. Sein Haar kam mir deutlich dünner vor, und um die rot geränderten Augen hatte er einen wütenden – oder auch irren – Ausdruck. Er war immer noch eine imposante Erscheinung, aber sein Gesicht wirkte eingefallen, und er ließ die Schultern hängen. Er sah nicht aus wie der Mann, der grinsend und mit Siegermiene die Triathlon-Ziellinie überschritten hatte, sondern vielmehr wie einer, der vor der Niederlage wegläuft.
    Aber deswegen war er nicht weniger gefährlich.
    »Das ist eine Waffe.« Über seiner rechten Hand hing eine Ausgabe der Post . Die schob er ein kleines Stück zurück, so dass ich das Metall darunter gerade eben sehen konnte.
    »Die werden Sie nicht brauchen. Ich will nur übers Geschäft reden.«
    Rückte der Läufer, der gerade auf der Höhe des Springbrunnens war, nur seinen iPod zurecht? Oder gehörte er zu den Leuten, die mich bewachten, und hatte an seinem Headset etwas zu richten? Die Frau mit dem Kinderwagen hatte möglicherweise zu mir herübergeschaut.
    Er war gekommen; jetzt hing er am Haken. Ich holte tief Luft und begann die Schnur einzuholen.
    »Sie waren derjenige, der meine Wohnung auf den Kopf gestellt hat, richtig? Sie haben eine ziemliche Wüste hinterlassen. – Gefunden, was Sie gesucht haben?«
    »Sie wissen, dass ich es nicht gefunden habe.«
    Ich hielt das Kuvert hoch. »Kein Grund zur Sorge. Ist alles hier drin. Sie hätten nur zu fragen brauchen.«
    Ich war zu flapsig. Das machte ihn misstrauisch. »Ziehen Sie Ihr Hemd hoch.«
    »Warum? Denken Sie, ich bin verdrahtet?« Ich stand auf, zog das Sweatshirt hoch und drehte mich langsam einmal um mich selbst. Niemand beachtete uns. »Zufrieden?«
    »Lassen Sie’s oben.« Nun klopfte er mich ab. »Was ist das da in der Tasche?«
    »Handy. Schlüssel.«
    »Geben Sie mir das Handy.«
    Ich reichte es ihm. »Schalten Sie es nicht aus, ja? Mein Sohn ist Autist. Ich muss es immer anhaben für den Fall, dass seine Betreuerin mich erreichen muss.«
    Er sah es sich von allen Seiten an und streckte es mir wieder hin.
    »Geben Sie mir die Dateien.«
    »Sobald wir uns

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