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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Termin verkaufen, und so einen kleinen Gewinn sichern. Das ist eine relativ risikoarme Strategie, die keine hohen Gewinne bringt und trotzdem gute Reflexe und extreme Aufmerksamkeit für die Details erfordert.«
    »Aber das läuft heute doch alles computergesteuert, oder?Dafür brauchen Sie keinen Händler, sondern jemanden, der sich mit Videospielen auskennt.«
    Er lachte. »Mag sein, aber es gibt dabei noch so viele variable Faktoren, dass Sie immer versuchen müssen, ein bewegliches Ziel zu treffen. Eine gewisse Geschicklichkeit ist da schon gefragt. Nicht jeder eignet sich dafür.«
    Ich wäre nicht geeignet gewesen. »War Sanders geeignet?«
    Barilla lehnte sich zurück und starrte bestimmt eine Minute an die Decke, bevor er antwortete. »Zwei Jahre lang war er hier durch und durch richtig. Er hielt sein Risiko niedrig, befasste sich ausgiebig mit dem Thema und kannte das Produkt ganz genau. Dann, im vergangenen Winter, ist er durchgestartet. Die älteren Kollegen haben ihm wohl die Zügel schießen lassen. Nachdem er vorher immer so um die drei Millionen im Jahr gemacht hatte, war er plötzlich bei achtzehn Millionen am Ende des zweiten Quartals. Ich würde sagen, er hatte den Bogen raus.«
    »An welcher Stelle hat er dann Mist gebaut?«
    Er sah mich erneut feindselig an. »Ich glaube nicht, dass er Mist gebaut hat. Schon vergessen? Die Börsenaufsicht täuscht sich. Oder sie hat den Falschen am Wickel. Mein Gott, es sind Jahre vergangen, und was zurzeit am Hypothekenmarkt passiert, ist immer noch katastrophal! Warum muss die Börsenaufsicht sich plötzlich mit einem jungen Kerl beschäftigen, der nie mehr als ein Taschengeld gemacht hat?«
    Genau das hatte ich Stockman auch gefragt.
    »Warum ist Stockman dann so nervös?«
    »Stockman ist im Grunde nicht mehr als ein leerer Anzug mit krankhaftem Ehrgeiz. Er hat irgendwas vor. Es sind so viele Gerüchte im Umlauf – darüber könnten Sie ein ganzes Buch schreiben.«
    »Das klingt, als hätte ich ein paar leichte Tage vor mir. Ich werde hier verschwunden sein, bevor Sie überhaupt mitbekommen haben, dass ich da war.«
    »Ich habe es schon mitbekommen, und es gefällt mir nicht.«
    Ken Toland war Sales Manager. Nicht alle Sales Manager sind im Schlamm wühlende niedere Lebewesen. Es ist ein harter Job – die Leute müssen unentwegt Feuerwehr spielen, große, aber zerbrechliche Egos streicheln, Streitigkeiten schlichten. Vertriebsleute berichten an den Sales Manager, aber das heißt nicht, dass sie ihm – oder, in seltenen Fällen, ihr – zuhören oder Respekt entgegenbringen. Manche sind fair und arbeiten hart – leiten junge Mitarbeiter an, halten alte Schlachtrösser am Laufen, setzen sich für das Richtige ein. Solche Leute brennen schnell aus. Überleben tun die Politiker – die Händeschüttler, die Arschkriecher, die Wortbrüchigen, die Ruhmsüchtigen, die Selbstvermarkter. Die Märkte sind hart. Ahnungslose Einsteiger werden durchgekaut und ausgespuckt – oder sie schaffen es, weiter zu tanzen, und werden Sales Manager. Der sicherste Hinweis darauf, dass Toland sehr gut zurechtkam, war die Tatsache, dass er der Einzige war, der mitten an einem Handelstag mit mir essen gehen konnte.
    Wir fuhren in einer Limousine mit Chauffeur in Richtung Norden. Toland gab nichts als Plattitüden von sich. Sanders sei der »Star« seiner Trainee-Gruppe gewesen, sämtliche Abteilungen hätten sich »um ihn gerissen«. Als Händler sei er sehr »kundenfreundlich« gewesen und habe den Vertrieb »bei Laune gehalten«. Ein Pfadfinder.
    Ben, der Oberkellner im Le Bernadin , erkannte mich nicht oder war zu höflich, um es zu zeigen. Das machte mir nichts aus. Die Anonymität kam mir gelegen. Toland zog eine Showab, sprach französisch und verlangte nach einem Tisch »abseits vom Verkehr«.
    »Mögen Sie in interessanten Zeiten leben«, sagte er und hob sein Glas Sancerre.
    Ich grunzte.
    Toland merkte nichts. Er war mit seinem Wein beschäftigt, ließ ihn im Mund kreisen und gurgelte, wie er es vermutlich irgendwann in einem teuren Weinseminar gelernt hatte.
    Es dauerte bis nach dem ersten Gang – Salat mit gegrilltem Stockfisch für mich und Kumamoto-Austern für ihn –, bis ich endlich ein paar relevante Dinge zu hören bekam.
    »Sanders hatte nur mit wenigen Konten zu tun – Hedgefonds und Portfolio-Management. Bei diesen Geschäften überlässt der Vertrieb das Kundengespräch den Händlern direkt. Da trägt der Vertrieb selbst nicht viel Konkretes bei.«
    Er hatte

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