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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Nicht ein einziges Mal. Der Händler hat immer zugestimmt.«
    Unmöglich. Das widersprach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit – und dem gesunden Menschenverstand.
    »Noch mal kurz zurück. Sanders und die anderen Händler waren regelmäßig mit diesem Mann unterwegs? Einmal pro Woche? Einmal im Monat?«
    »Oh, noch viel öfter. Zwei-, dreimal die Woche hat Hochstadt sie zum Grillen eingeladen. Da hat er dann auch Händler aus anderen Firmen dazugeholt. Gute Gelegenheit für die Burschen, andere von ihrer Sorte kennenzulernen.«
    »Und Sie? Haben Sie sich nicht auch mal dort eingeladen?«
    »Einmal. Es war total öde. Sie haben über nichts anderes geredet als ihren letzten brillanten Trade – oder ihren letzten Trip nach AC.«
    »AC?« Ich dachte an die kaputte Air Condition in dem kleinen Besprechungszimmer.
    »Entschuldigung. Atlantic City. Fast jedes Wochenende ist Hochstadt mit einer Handvoll Typen spielen gefahren. Normalerweise nach Connecticut oder eben an die Küste von New Jersey. Ein- oder zweimal im Jahr auch nach Las Vegas.«
    »Sie waren nie mit?«
    »Fürchte, mir fehlt das Gen, das man dafür braucht. Glücksspiel reizt mich einfach nicht – ich verliere nicht gern, und wenn man was spielt, bei dem alle Wahrscheinlichkeitengegen einen sind, muss man in Kauf nehmen, dass man mehr verliert als gewinnt. Abgesehen davon sind die hiesigen Casinos in meinen Augen der absolute Tiefpunkt der amerikanischen Kultur. Laut, vulgär, hoffnungslos.« Er leerte seinen Becher mit einem lauten, vulgären, blubbernden Schlürfen.
    In einer Welt der Privat-Jet-Flüge auf die Bahamas, der Zehntausend-Dollar-Weinrechnungen und Partys mit Zwergenwerfen war die Vorstellung von ein paar Tradern, die ihr Geld im Foxwoods -Casino verschleuderten, der reinste Kinderkram. Wäre ich ihr Manager gewesen, hätte ich mir Gedanken gemacht, aber auch nicht zu sehr. Unterhaltung, meist durch Alkohol befeuert, gehörte nun einmal dazu, wohl oder übel.
    »Gut, Davey, noch eine letzte Frage: Hatten Sie je das Gefühl, dass Brian Sanders etwas vorhaben könnte?«
    »Was Krummes?« Er knüllte das Papier und die Pappen von seinem Mittagessen zusammen und warf die Kugel in den Papierkorb. Damit war sichergestellt, dass der Raum auch den ganzen Nachmittag noch nach Fast Food riechen würde.
    »Irgendwas, das nicht ganz koscher gewesen wäre.«
    »Er war eher von der Sorte Musterknabe.«
    Ich ließ ihn ziehen. Falls ich irgendwas Relevantes erfahren hatte, wusste ich nicht, was es war. Stockman würde mich auslachen, wenn ich zu ihm käme und ihm erzählte, dass ein Junior-Trader direkt mit einem Kunden Abschlüsse getätigt hatte, von dem er regelmäßig in Atlantic City groß bewirtet worden war.
    Die Atmosphäre im Handelsraum war eine vollkommen andere als am Tag zuvor. Die unterschwellige, kontrollierte Angst war nahezu hemmungslosem Tumult gewichen.
    »Angebot raus!«
    »Ich überbiete dich!«
    »Geht nicht! Ich hab dir gesagt, meine Angebote sind raus. Alles unter Vorbehalt.«
    »Scheiße!«
    Ich blieb an der Tür stehen, als könnte ich so der Gefahr ausweichen. Irgendwas Bedrohliches ging vor, nackte Angst lag in der Luft. Ich hielt einen der Vertriebler an, mit denen ich am Vormittag Gespräche geführt hatte.
    »Was ist los?«
    »Hallo.« Er sah wirklich mitgenommen aus. »Gequirlte Kacke ist los. Es gibt Gerüchte, dass eine Bank eingeht – diese Woche noch. Und so, wie die Hypothekenhändler sich aufführen, könnten das wir sein.«
    »Haben Sie Spud gesehen? Den Assistenten, der mir zugeteilt war?«
    »Ja, das habe ich. Die Hypothekenhändler haben sich ihn geschnappt – sie brauchen Leute.« Er zeigte zur anderen Seite des Raums, wo eine Handvoll Assistenten, unter ihnen Spud, unter einem Berg von Handelsbelegen und Computerausdrucken begraben zu werden drohte. So ohne Weiteres würde ich ihn nicht zurückbekommen – und bald auch nicht.
    Ich hatte keinen rechten Plan. Ohne Spud blieben die Nachforschungen im Leerlauf. Außerdem interessierte mich, ob an den Gerüchten etwas dran war, deshalb machte ich mich auf den Weg zu Stockman.
    Gwendolyn saß nicht an ihrem Schreibtisch, die Tür zu Stockmans Büro war zu. Eine tiefe, zornige Stimme drang zu mir heraus. Dann hörte ich Stockman reden – kontrolliert, vernünftig, stinksauer –, aber was er sagte, konnte ich nicht verstehen. Die Antwort war lautes Donnergrollen. Wieder sagte Stockman etwas, und das Donnern endete abrupt.
    Die Tür flog auf. Ein großer Mann in

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