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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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grauem Anzug stürmte heraus. Er hatte die Grazie eines Bulldozers. Als er mich sah, riss er die Augen auf, und für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete ich tatsächlich um meine körperliche Unversehrtheit.
    »Sie! Sie sind das!« Er fuhr zu Stockman herum, der in der offenen Tür seines Büros stand. »Stimmt doch, oder? Das ist er!«
    Ich steckte zwischen Couch und Kaffeetisch fest, konnte nicht weiter zurückweichen und wusste, dass jeder Schritt nach vorn wie ein Angriff wirken konnte.
    »Wer soll ich sein?«
    Er richtete einen dicken Zeigefinger auf meine Brust und stach damit immer wieder zu. »Ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Stafford. Nun, ich bin verantwortlich für die Compliance dieses Hauses, und Sie werden mir dabei nicht im Weg sein wollen. Ich werde Sie nämlich überrollen und es noch nicht einmal merken.«
    Der Finger kam mir gefährlich nahe. Da, wo ich gewesen war, galt: Ein Mann, der dich berührt, besitzt dich. Es sei denn, er ist Wachmann – in dem Fall gehört ihm dein Arsch sowieso. Dieser Typ roch wie ein Wachmann.
    Ich schlug den Finger weg. »Das reicht. Weg da!«
    Dummerweise erwischte ich den Finger gerade, als er wieder auf mich zukam. Er verfing sich in meinem Hemd, ein Knopf flog durch die Luft.
    Ich blickte an mir herunter. Rund um das Knopfloch war ein Triangel in den Stoff gerissen.
    »Meine Güte, Jack! Hören Sie auf, sich aufzuführen wie auf dem Spielplatz!« Stockman war vollkommen entnervt; er sah aus, als würde er jeden Moment mit dem Fuß aufstampfen.
    Der große Mann sah ihn von oben herab an, und eine Spurvon Verlegenheit huschte über sein Gesicht. Dann starrte er wieder mich an.
    »Wir sind noch nicht fertig«, knurrte er und ging schließlich, wobei er fast mit Gwendolyn zusammengestoßen wäre, die gerade hereinkam.
    Immer noch verwirrt, immer noch ärgerlich, drehte ich mich zu Stockman um. »Was zum Henker ...?«
    Er hob eine Hand und sagte zu Gwendolyn: »Nehmen Sie meine Anrufe an, ja? Mr. Stafford und ich sind in einer wichtigen Besprechung. Wir möchten auf keinen Fall gestört werden.« Damit nahm er meinen Arm und führte mich ins Allerheiligste.
    »Setzen Sie sich. Kommen Sie erst mal zur Ruhe.«
    Mein Blut war immer noch in Wallung, aber ich befolgte seinen Rat.
    »Wer war das denn? Bitte sagen Sie, dass er mindestens zehn Millionen wert ist, damit ich auch was davon habe, wenn ich seinen fetten Arsch auf Schadenersatz verklage.«
    Stockman lächelte höflich. »Bedaure, nein. Nicht mal annähernd. Jack Avery leitet unsere Compliance-Abteilung.«
    »So viel habe ich aufgeschnappt.«
    »Er ist über alle unsere Geschäftsbelange informiert. Ich nehme an, die jüngsten Ereignisse haben ihn so gestresst, dass sein Urteilsvermögen etwas gelitten hat. Er wird sich entschuldigen.«
    Ich schob einen Finger in das aufgerissene Knopfloch. »Er schuldet mir ein Hemd.«
    Stockman nickte wohlwollend, weil ich keinen Aufstand machte. »Danke für Ihr Verständnis. Sagen Sie Gwendolyn Ihre Größe, und ich lasse ein Dutzend Hemden kommen.«
    »Was stört ihn so an mir?«
    »Bevor er seinen Jura-Abschluss gemacht hat und zu uns kam, war Jack zwanzig Jahre beim NYPD. Er ist wirklich ein guter Mann, nur neigt er ein bisschen zu sehr dazu, die Leute in ›Bürger‹ und ›Täter‹ zu unterteilen. In Ihrem Fall, fürchte ich, ist es so, dass er Ihre Geschichte kennt und Sie in die zweite Kategorie einsortiert.«
    »Können Sie ihn mir vom Hals halten? Ich würde gern einfach nur meine Arbeit machen und dann nach Hause gehen und mich um meinen Sohn kümmern.«
    »Ich hätte da einen besseren Vorschlag. Ich rede mit ihm. Lassen Sie mir ein, zwei Tage Zeit. Ich garantiere Ihnen, er kommt zur Vernunft.«
    Vernunft klang gut. Aluminium-Baseballschläger auch. Ich nahm mir vor, zu unserer nächsten Verabredung einen mitzubringen.
    »Wie steht es mit unserer kleinen Untersuchung? Haben Sie etwas für mich?«
    Mir fiel wieder ein, was für ein ätzender Typ er war.
    »Noch nicht. Und wenn ich den Assistenten nicht wiederkriege – oder einen anderen –, werde ich auch nicht viel weiterkommen. Die Hypotheken-Leute haben ihn mir geraubt.«
    »Ach.« Er seufzte. »Die stehen heute wirklich unter Druck. Ich werde mich darum kümmern. Wie heißt er?«
    Es fiel mir beim besten Willen nicht ein. Und »Spud« konnte ich nicht sagen, ich wäre mir vorgekommen wie ein Idiot.
    »Fred ...«
    »Der junge Krebs? Den kenne ich. Sein Vater hat viele Jahre unsere Abteilung für

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