Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
Vom Netzwerk:
der Bann löste sich.
    »Wohlsein«, sagte Roger, hob seinen Schwenker und schlürfte ein Drittel des Cognacs weg, als sei es Wasser. Dann schüttelte er sich. »Oh, das tut gut.«
    Er sah auch gleich besser aus. Sein Gesichtsausdruck war nach wie vor traurig, aber wenigstens hatten die Wangen nun einen Hauch Farbe.
    Der Song fing von vorne an. Sultans of Swing . Plötzlich wurde mir das bewusst, und ich fragte mich, ob der Junge die anderen nervte. Ob er Wanda nervte.
    »Hoffentlich magst du die Dire Straits«, sagte ich.
    Sie nippte an ihrem Wein, legte den Kopf schräg und gabeinen Laut irgendwo zwischen Zustimmung und Grunzen von sich. »Hmmp.«
    »He, Jason, Jason!«, rief Billy zu mir herüber. »Sag’s ihm, ja? Die Version auf dem Live-Album ist die beste, stimmt’s?«
    »Die auf dem Live-Album ist die beste«, sagte ich in der Hoffnung, dass Tommy mich in Ruhe ließ, wenn ich ihm gegeben hatte, was er wollte.
    »Was hab ich dir gesagt?«, schrie er Billy an. »Er weiß es. Er weiß es!«
    »Du bist ein Deadhead?« Wanda sah mich an, als werfe diese Tatsache ein ganz anderes Licht auf mich. »Irgendwie siehst du dafür nicht alt genug aus. Oder nicht jung genug.«
    »Vor ewigen Zeiten war ich auf ein paar Konzerten.« Mehr denn je bereute ich es, mit Tommy Bekanntschaft geschlossen zu haben.
    »Auf wie vielen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber bestimmt auf mehr als zehn, oder?«
    Sechsundzwanzig. Ich gab mir Mühe, nicht verlegen zu wirken. »Ja, so ungefähr, schätze ich.«
    »Du bist ein Deadhead!« Sie lachte. Glockenhell.
    »Bist du auch einer?«, fragte ich.
    Der Komiker-Politiker Al Franken ist einer. Die rechte Journalistin Anne Coulter ist einer. Wir sind überall.
    »Ich?« Wieder lachte sie. Meine Verlegenheit wuchs. »Wo ich groß geworden bin, gab es nur zwei Sorten Musik – Country und Western. Ich habe gelernt, sie beide zu mögen.«
    Country und Western. Würde ich je eine Frau lieben können, deren Herz bei den Klängen einer Steel Guitar höher schlug? Aber für das, was ich wollte, war Liebe nicht unabdingbar.
    Roger hob den Blick von der Post -Klatschseite und schwang sich auf seinem Hocker herum. »Entschuldige, lässt du mich mal durch?« Er hüpfte herunter. »Meine Prostata sagt, dass sie mich jetzt pinkeln lässt. Das ist in meinem Leben ein echtes Ereignis.«
    Ich trat einen Schritt zurück und ließ ihn vorbei. Krummbeinig ging er davon, mit schwankendem Gang und vornübergebeugt, so dass es aussah, als hätten seine Beine Mühe, dem Rest von ihm hinterherzukommen.
    Ich stellte mich wieder neben Wanda. »Und wo bist du groß geworden?« Sie hörte sich kein bisschen nach Country oder Western an.
    »Ich bin ein Army-Balg. Von Athens, Georgia, nach Athen, Griechenland.«
    Seit Jahren war ich keiner Frau so nahe gewesen, und Konversation war noch nie meine starke Seite. Ich überlegte fieberhaft. Auf jeden Fall wollte ich etwas Brillantes sagen, etwas, das sie dazu bringen würde, mich die ganze Zeit anzuschauen. Ich würde nicht fragen, womit sie ihre Brötchen verdiente, das schwor ich mir. Ihr Blick schweifte ab, und sie trank einen Schluck Wein. Ich wollte sie inhalieren .
    »Was ist denn dein Part bei eurer Show? Roger behauptet, er macht alles allein.«
    Sie schüttelte ihr Haar, so dass ihr eines Auge verdeckt war, und raunte: »Das ist geheim.«
    »Du weißt auch Bescheid über mein geheimes Leben als Deadhead.«
    »Du hast recht, es darf zwischen uns keine Geheimnisse geben.« Sie wechselte von Lauren Bacall zu Marlene Dietrich und zurück zu sich selbst. »Ich studiere noch. Schreibe an meiner Doktorarbeit.«
    »Also bist du kein professioneller Clown.« Es rutschte mir einfach so heraus. Am liebsten hätte ich mich erwürgt.
    »Das ist nur ein Job. Ich reiche ihm die Requisiten, und ansonsten gebe ich mir Mühe, ihm nicht im Weg herumzustehen. Nach der Show gehe ich nach Hause und setze mich an den Schreibtisch.« Ihr Ton hatte jetzt nichts Verspieltes mehr; er war nicht gerade kalt, aber definitiv auch nicht warm.
    Sie war bestimmt zehn Jahre älter, als es Studenten normalerweise sind, aber ich schaffte es, diesen Gedanken für mich zu behalten. Fürs Erste trank ich noch einen Schluck Bier.
    Wenn du schon eine Grube gegraben hast, kannst du genauso gut auch reinspringen.
    »Hör zu, es tut mir leid. Können wir noch mal von vorn anfangen? Ich würde mich einfach gern mit einer schönen, klugen Frau unterhalten. Und das letzte Mal ist lange her.« Mehr würde ich zu diesem

Weitere Kostenlose Bücher