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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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erlangt, indem er eine Vize-Miss Venezuela heiratete, die einen Abschluss der London School of Economicshatte. Er hatte eine Weile in London gearbeitet und sie während dieser Zeit kennengelernt. Dennoch war seine Karriere merkwürdig verlaufen; es war, als habe er nie zur rechten Zeit auf dem rechten Stuhl gesessen. Ich nahm an, dass er schon alles richtig gemacht hatte, aber trotzdem hatte er nicht ein Zehntel dessen verdient, was weitaus weniger kluge Burschen kassiert hatten. Neil war ein Paradebeispiel für das, was in dem Trader-Gebet gemeint war: »Ich hätte lieber Glück als Verstand.«
    Kirsten Miller trug auch einen Anzug. Einen Herrenanzug. Sie war ungeschminkt, und ihr Friseur musste ein Frauenfeind sein. Wie die meisten Frauen an der Wall Street war sie unzählige Male für dumm verkauft und bei Beförderungen übergangen worden – am krassesten bei einer der ältesten und angesehensten Firmen. Aber sie hatte sich vor Gericht gewehrt und gewonnen. Es war eine achtstellige Entschädigungssumme geflossen. Dennoch war es ein Pyrrhussieg gewesen. Nach dieser Geschichte hatte sie praktisch niemand mehr einstellen können. Es überraschte mich, dass sie es bei Weld mit ihr versuchten. Andererseits war sie Neil intellektuell mindestens ebenbürtig. Und sie hatte Freude am Handel mit allem, was sich bewegte.
    Es war eine furchteinflößende Runde.
    Sobald wir alle irgendwie saßen, legte Barilla los. »Das ist Jason Stafford. Ist jemand unter Ihnen, der ihn kennt?«
    Alle drei nickten. Neil lächelte.
    »Er ist hier, weil er sich die Sache mit Sanders genauer ansehen soll. Und er sagt, dass Sie nicht ausreichend kooperieren.«
    Ich zuckte zusammen. So hätte ich das niemals formuliert. Sie starrten mich alle drei kalt an. Sollte da vorher eine positive Regung gewesen sein – oder auch nur Neutralität –, so war es damit vorbei.
    Wheeler antwortete stellvertretend für alle. »Diese Woche war viel los, Gene. Wir tanzen auf vielen Hochzeiten gleichzeitig. Ich hab ihm gesagt, wir hätten heute Nachmittag Zeit für ihn.« Jetzt sah er mich an. »Das ist immer noch der Plan.«
    »Er hat mir gerade – in einem Meeting oben bei Bill Stockman – mitgeteilt, dass Sanders Abschlüsse gemacht hat, zu denen er nicht befugt war. Was für mich zwei Fragen aufwirft: Haben Sie davon gewusst? Und warum habe ich nichts davon gewusst?«
    Neil antwortete als Erster. »Ja, wir haben davon gewusst. Und, Entschuldigung, wir haben Sie nicht informiert, weil es keine große Sache war.«
    »Keine große Sache? Ich habe mir gerade einen Überblick über seine Trades im vergangenen Frühjahr verschafft. Er hatte bei Staatsanleihen Short-Positionen im Wert von hundert Millionen Dollar. Und Sie waren der Meinung, ich müsste nicht informiert werden, wenn da ein Junior-Händler Roulette spielt?«
    »Bei hundert lag sein Limit«, erklärte Neil. »Das haben wir definiert, und er hat sich daran gehalten. Das erschien uns nicht zu viel, wirklich, Gene.«
    »Sie drei jonglieren hier mit Milliarden, und wir lassen das zu, weil es immer heißt, Sie hätten zusammengenommen mehr als siebzig Jahre Erfahrung. Aber es ist doch etwas völlig anderes, wenn ein Newcomer mit solchen Summen umgeht.«
    Jetzt meldete Wheeler sich zu Wort. »Wir haben ihn streng überwacht. Kirsten hat seine Positionen drei- oder viermal am Tag überprüft.«
    Barilla wollte ihn unterbrechen, doch Wheeler hob die Hand und fuhr fort: »Anfang des Jahres kam Brian mit der Idee für diesen Trade zu uns. Er war davon überzeugt, dassdie Immobilienkrise sich noch weiter verschärfen würde, bevor eine Entspannung einsetzt.«
    »Ich war zunächst dagegen, aber er hat mich überzeugt«, ergänzte Neil. »Er hatte recht.«
    »Wir haben gekauft, um später zu verkaufen«, übernahm Wheeler wieder. »Wir haben ein paar hypothekenbesicherte Papiere verkauft und Credit Default Swaps sowie US-Staatsanleihen gekauft. Als das Geschäft begann, profitabel zu werden, kam Brian noch einmal und fragte, ob er die Idee irgendwie honoriert bekäme.«
    Zum ersten Mal ergriff nun Kirsten das Wort. »Genau genommen ist er zu mir gekommen. Ich habe den beiden hier dann vorgeschlagen, ihn mit ins Boot zu nehmen.« Sie grinste. »Er hat seine Sache sehr gut gemacht.«
    »Wie viel haben Sie mit dem Trade eingenommen?«, fragte ich.
    »Eine knappe Milliarde.«
    Eine Milliarde Dollar.
    »Das ist vertraulich«, verkündete Barilla.
    »Guter Abschluss.« Den Markt richtig zu analysieren und eine

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