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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Strategie oder einen Trend zu erkennen, mit denen sich Geld machen lässt, ist das eine. Aber es erfordert noch ganz andere Fähigkeiten, einen entsprechend großen Deal aufzubauen und so lange durchzuziehen, dass es am Ende auch nur annähernd so viel einbringt.
    »Hören Sie, Gene, wir fanden es einfach nicht erforderlich, Sie wegen einer Hundert-Millionen-Dollar-Position zu behelligen.« Wheeler entschuldigte sich nicht, er klang eher gelangweilt, leicht genervt. »Wenn Stockman Sie deswegen in die Mangel genommen hat, tut uns das leid, aber im Ernst, darüber musste man nicht groß reden.«
    Barilla atmete betont lange aus. »Nein, Rich, Sie haben recht. Wenn Sie zu mir gekommen wären, hätte ich nurgedacht, es gäbe Schwierigkeiten. Aber wo wir schon dabei sind – liegen vielleicht sonst noch irgendwo kleine Minen herum, von denen ich wissen sollte?«
    Die drei verständigten sich kurz mit Blicken, dann sprach Neil für sie alle. »Keine.«
    Ich glaubte ihnen. Barilla auch.
    »Zufrieden?«, fragte er mich.
    Es wurde Zeit, ein paar Scherben zu kitten. »Ich möchte mich entschuldigen. Bei Ihnen allen. Scheint so, als hätte ich einen Feueralarm ausgelöst, wo es nur nach Zigarette gerochen hat.« Und zu Barilla sagte ich: »Ich rede mit Stockman. Und erkläre ihm, dass ich hier ein bisschen überreagiert habe.«
    »Vergessen Sie Stockman. Er nervt, das ist alles. Der muss sich derzeit durch viel größere Misthaufen wühlen. Sollte er überhaupt noch mal nachfragen, übernehme ich das.« Er beugte sich vor und trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. »Haben Sie sonst noch Fragen an die Kollegen hier?«
    »Ich mache es kurz.«
    Er nickte.
    » Arrowhead ? Ein kleiner Hedgefonds, der offenbar ungewöhnlich aktiv ist. Sanders hat viel mit den Leuten zu tun gehabt. Fällt Ihnen dazu was ein?«
    »Nie von gehört«, sagte Wheeler.
    »Kirsten?«
    »Wir machen kein Kundengeschäft. Wir handeln nur direkt am Markt. Ich weiß, dass Brian hin und wieder mit dem Vertrieb zu tun hatte. Aber wir sind für den Eigenhandel zuständig – wir handeln im Interesse der Firma. Die Rechtsabteilung legt großen Wert darauf, dass wir uns von den Kunden fernhalten.«
    Der Rechtsabteilung hätte es aber auch nicht gefallen,erklären zu müssen, wie die Firma an Wettgeschäften eine knappe Milliarde Dollar hatte verdienen können. Da hatten sie dem Kunden die Verliererseite der Wette verkauft und selbst die Gewinnerseite übernommen, und der Kunde hatte dabei fälschlicherweise vermutet, dass die Firma nur als Intermediär tätig würde, also kein direktes Interesse an seinem Verlieren hätte.
    Neil hatte nicht geantwortet.
    »Was ist mit Ihnen?«
    Er legte den Kopf in den Nacken und starrte einen Moment an die Decke. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich mich daran erinnern würde.« Dann sah er mich über seine Brille hinweg an. »Und ich erinnere mich nicht.«
    Ich verkniff mir ein Seufzen. Schon wieder eine Sackgasse.
    »Haben Sie von den Casino-Besuchen gewusst? Atlantic City und so weiter?«
    »Ich schon«, sagte Kirsten. »Und ich habe mich darüber gewundert.«
    »Warum?«
    »Brian war kein Glücksspieler. Einmal hat er gesagt, er würde sein Geld lieber zusammenhalten und das Casino irgendwann kaufen. Ich nehme an, er ist wegen der Kontakte mitgefahren. Networking.«
    Da stand ich wieder am Ausgangspunkt. Sanders war ein guter Mann gewesen, ein Junge mit einer großen Zukunft, gerade im Begriff, sich an der Wall Street einen Namen zu machen. Die Börsenaufsicht würde nichts finden. Hier wurden nur Zeit und Geld verschwendet. Der Einzige, der davon profitierte, war ich. Auf mich wartete ein zweiter Scheck über 25 000 Dollar.
    »Es tut mir leid, Gene. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Sollte ichnoch auf etwas stoßen – wäre es Ihnen dann recht, wenn ich kurz vorbeikomme und Ihnen ein paar Fragen stelle?«
    »Sicher«, sagte Wheeler.
    »Dann haben wir’s«, verkündete Barilla. »Zurück in die Stellungen.«
    Einer nach dem anderen verließen wir sein Büro. Im Gang hielt Wilkinson mich noch einmal an.
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern, aber wir haben vor einigen Jahren bei Case zusammengearbeitet.«
    »Natürlich erinnere ich mich.« Das war, als fragte man einen Kernphysiker, ob er sich daran erinnere, eine Zeit lang mit Oppenheimer zusammengearbeitet zu haben. »Ich hatte immer das Gefühl, dass Sie dort unter Wert gehandelt wurden. Die wollten Sie in die

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