Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
Rückweg vom Yachtclub, wo am Abend davor – einem Mittwoch – ein Rennen stattgefunden hatte. Eine Gewitterböe kam auf, und sie sind vor dem Wind in Richtung Greenwich-Hafen gesegelt. Hochstadt hätte es besser wissen müssen.«
»Er wusste es besser«, warf Brady ein.
»Es gibt dort die ganze Küste entlang unzählige kleine Inseln, Riffe, spitze Felsen. Die Art von Gewässer, in die man bei Schlechtwetter als Allerletztes segelt. An der zum Festland hin gelegenen Seite von Great Captain Island sind sie auf eine Felsengruppe aufgelaufen. Das Boot war total hinüber. Hochstadt selbst hat es ans Ufer geschafft, lädiert, aber am Leben. Sanders hatte weniger Glück. Sein Leichnam ist erst drei Wochen später gefunden worden. Vierzig Meilen weiter westlich.«
Warum hatte keiner von den Leuten in der Firma dieses Zusammentreffen erwähnt? Weil es für sie nichts Neues war, genauso wenig wie die Casino-Fahrten. Alle wussten davon – warum also darüber reden? Es schien nicht wichtig. Ich selbst hatte den Bericht in der Zeitung gelesen und die Verbindung auch nicht hergestellt.
»Die Küstenwache, die dafür zuständig ist, hat den Fall untersucht. Ergebnis: Unfalltod durch Ertrinken. Sie haben Hochstadt die Auflage erteilt, an einem eintägigen Kurs über sicheres Segeln teilzunehmen. Damit war der Fall abgeschlossen.« Maloney lehnte sich zurück und legte die Hände zusammen.
»Und Sie haben das anders gesehen.«
»Ja. Weil wir wussten, dass an der Sache mehr dran ist.«
Ich überlegte, fügte die Informationsfetzen, die ich hatte, zusammen, verschob sie gegeneinander.
»Sie waren vorher schon hinter Sanders her. Sie haben gewusst, dass er Dreck am Stecken hatte.«
»Beinahe«, sagte Maloney. »Nur andersherum. Sanders ist zu uns gekommen – vor sieben Monaten – und hat uns eine Geschichte erzählt. Sie gab nicht viel her. Unbedeutendes Zeug. Ich habe ihm geraten, damit zur Compliance der Firma zu gehen – oder zum NYPD –, wenn er es unbedingt anzeigen wollte. Aber er war der Meinung, dass daLeute aus den höheren Etagen die Finger drin hatten. Sein Plan war, so lange mit Arrowhead weiterzumachen, bis er uns Namen hätte nennen können. Wir haben ihn gewähren lassen. Er hat einmal pro Woche berichtet, aber immer nur Nebensächliches. Eigentlich waren wir kurz davor, die Sache fallenzulassen.«
»Bis Sanders’ Leiche aufgetaucht ist.«
»Genau.« Er seufzte unwillig. »Sanders war eine Nervensäge. Das Jonglieren mit Millionen war ihm langweilig geworden, deshalb wollte er ein bisschen Geheimdienst spielen. Dass er dann bei einem Unfall umgekommen ist, dessen einziger Zeuge der Hauptverdächtige unserer ganzen Untersuchung war, hat mir nicht geschmeckt. Ich bin kein Freund von Zufällen.«
»Aber Sie konnten die Küstenwache nicht dazu bewegen, die Sache noch einmal aufzurollen?«
»Nein. Und ohne Hinweis von denen hatte ich nichts, womit ich zu einem Richter hätte gehen können. Wir haben das Zimmer von Sanders durchsucht und seinen Desktop-Computer mitgenommen, aber da war nichts von Interesse drauf.«
»Sie haben nicht die ganze Wohnung durchsucht?«
»Der Mitbewohner hat dem nicht zugestimmt, mit der Begründung, dass Sanders nur das eine Zimmer gemietet hatte. Ich glaube, er hatte Angst, dass wir sein Ecstasy-Versteck finden. Wir wussten, es wäre zielführend gewesen, die Wohnung weiter zu durchsuchen, aber uns waren die Hände gebunden. Wenn wir etwas gefunden hätten, hätte es der Richter nicht akzeptiert, und wir hätten wieder ganz am Anfang gestanden.«
»Wie sind Sie auf mich gekommen?«
»Wir haben Mitch Druck gemacht. Ich habe ihm gesagt, er soll anrufen, wenn jemand auftaucht.«
»Da war noch jemand, der das Zimmer durchsucht hat«, sagte ich. »Und er hat behauptet, er kommt von Weld. «
»Ich weiß. Mitch hat uns angerufen. Wir sind gleich hingefahren, haben denjenigen aber verpasst.«
Ich überlegte kurz. »Ich habe vorher angerufen. Dann haben Sie also auf mich gewartet.«
Er nickte.
»Hören Sie, ich informiere Sie über alles, was ich finde, aber ich bin da schon ziemlich am Ende. Stockman will heute Nachmittag mit mir reden, und ich rechne damit, dass er ›Adios‹ sagt. Er denkt, er weiß Bescheid, schlimmer kommt’s nicht. Er hat im Fall einer Untersuchung nichts zu befürchten. Die Fusion geht durch, und er wird ganz nach oben katapultiert. Die ganze Sache ist dann nur eine kleine Peinlichkeit. Er will mich los sein.«
»Halten Sie ihn hin. Erzählen Sie
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