Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
dazu sagt, dass Sie mich einem mutmaßlichen Mörder als Lockspeise vorsetzen wollen. Ich bin Wall-Street-Händler, zum Henker, und kein James Bond! Raus jetzt. Wir sind fertig!«
Brady starrte mich wieder an. »Wir können eine Akte zu Ihnen anlegen – in die schreiben wir rein, was wir wollen. Wie würde es Ihnen gefallen, als Sexualstraftäter geführt zu werden? Wir können das so einrichten. Ein Anruf beim Jugendamt, und Ihr Sohn wird in Pflege gegeben. Ich kann Ihr Konto sperren. Jederzeit. Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir hier fertig sind, wird Ihr Vater Sie noch nicht einmal mehr kennen wollen.«
Ich war überzeugt davon, dass das alles in ihrer Macht stand. Aber ich glaubte nicht, dass sie es tun würden. Also schoss ich zurück.
»Wissen Sie was, Brady? Sie sollten sich darauf beschränken, das Auto zu fahren und der Mann fürs Grobe zu sein. Überlassen Sie das Denken Ihrem Chef. Der Bluff funktioniert doch nur, wenn ich einknicke. Ich bin aber nicht scharf darauf, bei Ihrer kleinen Laienschauspieltruppe mitzumischen.« Damit stand ich auf, ging zur Wohnungstür und riss sie auf.
Maloney ließ sich Zeit. Langsam erhob er sich und kam zur Tür. Er zog immer noch ein Gesicht, als habe er ein solides Two Pair auf der Hand und wolle eigentlich noch nicht gehen. Aber sein Partner hatte zu hoch gepokert und den Trick verdorben.
»Wir sind keineswegs fertig, Mr. Stafford. Sie können uns helfen. Wenn Sie in Ruhe darüber nachdenken, wird Ihnen das einleuchten. Sie sollten es tun.«
»Alles klar«, gab ich zurück. »Ich melde mich. Sobald der Teufel in Steppmantel und Fäustlingen ankommt.«
Sie gingen, und ich machte die Tür gut zu.
17
Erst am Nachmittag des nächsten Tages rief Stockman an. Ich hatte mich in ein Buch über die richtige Ernährung für autistische Kinder vertieft und schlug mich gerade mit der Frage herum, was Gluten ist und ob es eine Möglichkeit gibt, ein Grillkäse-Sandwich ohne so etwas zuzubereiten.
»Jay«, dröhnte Stockman mir ins Ohr. »Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde. Sie können sich ja denken, dass ich in den letzten sechsunddreißig Stunden ein Meeting nach dem anderen hatte.«
Und dass du es genossen hast, dachte ich. Stockman war einer von der Sorte, die auf nichts so steht wie auf Meetings.
»Ja. Ja«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. Mir ging auf, dass ich meinen Einsatz verpasst hatte. Er hatte darauf gewartet, dass ich ihm gratulierte. »Große Ereignisse!« Dann erzählte er mir, wie toll er die Videokonferenz mit dem Finanzminister hingekriegt und was für einen außerordentlich guten Preis er für die Aktionäre erzielt hatte, und erwähnte – Übermaß an Bescheidenheit – beiläufig den mittleren achtstelligen Betrag, den er für sich selbst ausgehandelt hatte.
Nur 23 Prozent der Weld -Angestellten würden entlassen werden. Ich fand die Zahl schwindelerregend hoch – er war offenbar stolz darauf. Die meisten dieser Leute arbeiteten in den »nicht entscheidenden Bereichen«. Mit anderen Worten: Bürokräfte, Leute aus der Compliance, Verwaltungspersonal.Es traf diejenigen, die ohnehin am schlechtesten bezahlt wurden.
Ich war sicher, dass Stockman keinem Einzigen dieser Angestellten die Nachricht selbst überbringen würde – das würde er delegieren.
»Also bitte keine schlechten Nachrichten heute! Auf diesen Augenblick habe ich mein Leben lang hingearbeitet, ich möchte ihn so lange wie möglich auskosten.« Dazu lachte er, als habe er einen großartigen Witz gemacht.
Ich hätte gern gewusst, wie laut er jaulen würde, wenn ich ihm erzählte, dass das FBI mich befragt hatte.
»Es gibt da Entwicklungen.«
»Gut! Gut!«, dröhnte er wieder und brachte mich damit zum Schweigen. Er wollte es wirklich nicht hören. »Liefern Sie mir Ihren Bericht. Machen Sie’s schriftlich, ja? Ich sage Gwendolyn, dass sie Sie für morgen in den Kalender schreiben soll – am Spätvormittag.«
»Ich möchte nicht, dass Sie davon unangenehm überrascht werden«, versuchte ich es ein letztes Mal. »Vielleicht nur kurz die Hauptpunkte.«
»Ja. Morgen Vormittag, ich werde auch Jack Avery und Eugene Barilla dazuholen.«
»Können wir es vorerst bei uns beiden belassen? Ein paar Dinge sind nur für Ihre Ohren bestimmt.« Ich hielt Barilla für hochverdächtig, an den Machenschaften beteiligt zu sein, und Avery traute ich auch nicht.
»Hmm. Interessant.« Ein Hauch von Angst mischte sich in seine Stimme. »Also gut, wie Sie wollen.« Auf einmal hörte er
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