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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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einem Bleistift die Reihen füllte.
    Die Arbeit war im Grunde sinnlos, denn der Tee mochte auf dem Papier ein kleines Vermögen wert sein – in Wahrheit stand ihnen inzwischen das Wasser bis zum Hals. Sie seufzte.
    Mary kam aus der Küche und hockte sich neben sie. Seit Audrey das Kind die meiste Zeit des Tages bei sich hatte, fehlte Mary eine Aufgabe. Sie hatte sich daher daran gemacht, das komplette Haus zu schrubben und Fannys exzentrische Wünsche zu erfüllen, die sich die meiste Zeit des Tages in ihrem Zimmer einschloss.
    Jeder ging auf seine Art mit diesem Schmerz um.
    «Die Küche ist sauber, Memsahib.»
    «Danke, Mary. Du kannst jetzt schlafen gehen.»
    Mary zögerte. Sie starrte ins Dunkel.
    «Da ist jemand», sagte sie leise.
    Audrey blickte auf. Sie strich sich eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. «Ich sehe niemanden.»
    «Wenn ich es doch sage, Memsahib.»
    Audrey hatte gelernt, den Instinkten ihrer Helfer zu vertrauen. Meist wussten sie es besser.
    «Siehst du?» Eine dunkle Gestalt löste sich aus der Finsternis. Sie führte ein Pferd am Zügel und kam langsam näher. «Master Ricket.»
    Timothy Ricket war wohl der Einzige, den Mary nicht Bwana, sondern Master nannte. Audrey wusste nicht, warum sie das tat, immerhin war Mary nun schon seit Jahren bei ihr.
    Es war tatsächlich der Händler. Er kam näher und blieb außerhalb des Lichtkreises stehen, den eine Gaslampe bis auf den Rasen warf.
    «Sie sollten sich Wachhunde anschaffen, Mrs. Winston», rief er.
    «Mary hat Sie schon früh genug bemerkt.» Audrey klappte das Kontobuch zu und stand auf. «Aber es ist gut, dass Sie kommen. Mein Lagerhaus ist voll mit dem besten Tee, den Sie je getrunken haben.»
    «Hört, hört.» Er band sein Pferd an einen Pfosten, trat zu ihr, und Audrey begrüßte ihn mit Handschlag. Als sie Mary gerade sagen wollte, sie solle ein Gästezimmer herrichten, bemerkte sie, dass das Mädchen schon verschwunden war. Gut. Sie sorgte bestimmt dafür, das Kamau und der Küchenjunge sich um ein spätes Abendessen kümmerten.
    «Ich bin allerdings nicht hier, weil ich Tee kaufen will.» Schwer atmend sank er in einen der Korbsessel. Audrey zog Thomas’ Körbchen zum anderen Sessel und setzte sich Timothy gegenüber.
    «Sondern?»
    «Es geht um Matthew, Teuerste. Sie haben mich geschickt, weil sie dachten, ich kenne Sie wohl gut genug, um es Ihnen schonend beizubringen.»
    Audreys Hand am Weidenkorb wurde eisig. «Nein», flüsterte sie.
    «Er ist wohlauf», fügte Timothy hastig hinzu. «Verzeihen Sie, das war ungeschickt. Ich weiß doch … Mein aufrichtiges Beileid zu Ihrem Verlust.» Er schüttelte den Kopf, als suchte er nach den richtigen Worten. «Ich habe es ganz falsch angefangen, nicht wahr? Ich bin Händler, kein Pastor. Ich …»
    Audrey atmete tief durch. Sie war es gewohnt, dass die Menschen auf Chris’ Tod verstört reagierten.
    «Erzählen Sie einfach der Reihe nach», forderte sie ihn sanft auf. «Was ist mit Matthew los?»
    «Er ist in Nairobi.»
    «Also ist er wohlauf?»
    «Wie man’s nimmt. Er wurde von Delamere heimgeschickt, weil … nun, wegen des Todes Ihres Kinds. Er ist nach Nairobi geritten, hat eine Nacht in meinem Haus verbracht – und ich muss leider sagen, es ging ihm nicht gut – und verschwand am nächsten Morgen.»
    «Aber er ist noch in Nairobi.» Es fiel Audrey schwer, der Geschichte zu folgen.
    «Er hat sich ein Zimmer im Club genommen und sitzt von morgens bis abends an der Bar. Er säuft. Ertränkt den Kummer um seinen Sohn.»
    Um unseren Sohn, verbesserte Audrey ihn in Gedanken. Ich hätte genauso gute Gründe, meinen Schmerz zu betäuben.
    «Jedenfalls … er braucht Sie, Audrey. Kommen Sie nach Nairobi. Holen Sie Ihren Mann nach Hause.»
    Lautlos wie ein Schatten tauchte Kamau in der Tür auf. «Ich habe im Esszimmer gedeckt, Memsahib.»
    «Danke, Kamau. Wir kommen sofort.»
    Sie erhob sich. «Ich kann nicht fort, solange Kinyua nicht zurück ist. Mein Mann scheint mit dem Pferd schneller zu sein als ein Kikuyu zu Fuß, wenn er schon bis nach Nairobi gelangt ist und sich dort besäuft.»
    Sie spürte selbst, wie verbittert das klang. Aber sie war verletzt. Warum kam Matthew nicht zu ihr nach Hause, damit sie gemeinsam den Tod ihres Sohnes betrauern konnten? Wieso ließ er sie in dieser schweren Stunde im Stich?
     
    Am nächsten Morgen saß sie schon kurz nach Tagesanbruch wieder auf den Stufen und führte mit spitzem Bleistift und großer Gewissenhaftigkeit die

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