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Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Frauen raubt und eure Kinder totschlägt?»
    Die Jüngeren murrten, die Älteren blickten ängstlich Kinyua an. Sie fürchteten diesen General aus dem Süden, wenn er so war, wie Bwana Winston ihn beschrieb.
    «Wer mit dir gehen will, den halte ich nicht auf», sagte Kinyua nach kurzem Überlegen. «Aber ich werde bleiben.»
    Bwana Winston nickte. Die Antwort schien ihn zufriedenzustellen.
    Es waren vor allem die jungen Männer, die sich um den Bwana drängten, frisch vermählte oder ledige Männer, die sich noch beweisen mussten. Er wies die jungen Leute an, sich am nächsten Morgen bei seinem Haus einzufinden, wo jeder, der mitkommen wollte, eine Uniform und ein Gewehr bekommen sollte.
    «Du bleibst wirklich hier, Kinyua?» Bwana Winston trat zu ihm. Kinyua schaute sich um. Seine Leute hockten in Grüppchen beisammen, sie schnatterten aufgeregt und waren ganz erhitzt von der Aussicht auf ein großes Abenteuer, Heldengeschichten und … Tod.
    «Nicht jeder von ihnen wird zurückkehren», stellte er fest.
    «Nein, vermutlich nicht», gab der Bwana bedauernd zu. «Ich werde auf sie aufpassen, aber so ist nun mal der Krieg.»
    Kinyua antwortete nicht. Als könnte der Bwana auf seine Leute so aufpassen, wie er es tat. Aber es hatte keinen Sinn, sich mit ihm zu streiten.
    «Wenn du bleibst, habe ich eine Bitte an dich. Mein Verwalter will auch mitkommen. Ich kann ihn aber nicht mitnehmen, wenn ich keinen neuen Verwalter finde für die Farm.»
    «Ich versteh nichts von Tee. Und von Verwaltung genauso wenig.»
    «Meine Frau wird dich unterstützen. Ich kann Bwana Randolph nicht zwingen hierzubleiben. Wenn ich das tue, kündigt er seine Stelle und sucht sich nach dem Krieg eine andere Arbeit.»
    «Dein Tee wird verrotten, wenn keiner darauf aufpasst.»
    «Darum bitte ich dich ja darum.»
    Kinyua wusste nicht, was er davon halten sollte. Er hatte wirklich keine Ahnung vom Tee, diese Arbeit hatte ihn nie interessiert. Die jungen Männer, vor allem aber viele Frauen waren dort beschäftigt. Sie pflückten Tee, trugen die Körbe zur Faktorei und halfen bei der Weiterverarbeitung, die von den alten Männern besorgt wurde. Was genau dort passierte, wusste er nicht.
    Vielleicht konnte Mukami ihm helfen. Sie band sich jeden Morgen ihre Tochter auf den Rücken und lief zur Faktorei. Sie kam am frühen Abend von der Arbeit zurück, bestellte ihr kleines Stück Land und schlüpfte dann nachts in seine Hütte. Sie sprachen kaum miteinander. Auf ihn machte sie einen recht zufriedenen Eindruck.
    Er beschloss, sie um Hilfe zu bitten.
    «Ich kann es versuchen.»
    «Danke. Mehr verlange ich ja auch gar nicht. Ich bin froh, wenn jemand da ist und sich kümmert.» Bwana Winston nickte. «Außerdem wird es nicht allzu lange dauern. Zwei, drei Monate, danach bin ich wieder hier und nehme die Sache selbst in die Hand.»
    Er klang sehr zufrieden mit sich.
     
    Am nächsten Tag ging Kinyua zum Haus des Bwanas. Drinnen weinte der Säugling, und der ältere Sohn saß auf der Verandatreppe und malte mit einem Stock Kreise in den Staub. Kinyua setzte sich zu dem Dreijährigen.
    «Mama sagt, ich warte.» Der Kleine kniff die Augen zusammen und schaute zu Kinyua hoch.
    «Dann warten wir.»
    Sie saßen schweigend beisammen. Das Weinen verstummte, und irgendwann klappte die Tür auf, und als er sich umdrehte, stand die Memsahib hinter ihnen. Sie hatte das Baby auf dem Arm. Nach der zweiten Geburt war sie noch nicht wieder so schlank wie ehedem, doch so gefiel sie ihm sogar noch besser. Die dunklen Haare hatte sie im Nacken zu einem Knoten gebunden, und das Waschkleid sah zerknittert aus.
    «Chris, geh rein und wasch dir die Hände, gleich gibt’s was zu essen.»
    Sie wartete, bis der Kleine ins Haus geflitzt war.
    «Kinyua.»
    «Dein Mann hat mit mir geredet, Memsahib. Über den Krieg und dass er fortmuss.»
    «Er muss gar nichts», sagte Audrey leise. «Er will nur so unbedingt, wie alle Männer.»
    Kinyua nickte. «Wir werden die Farm leiten, solange er fort ist. Du und ich.»
    Die Memsahib sank in einen Korbstuhl und wiegte gedankenverloren den Säugling. «Nur habe ich keine Ahnung von der Farmarbeit, und wie’s um dich gestellt ist, weiß ich nicht.»
    «So ähnlich», gab er zu. «Aber ich kenne jemanden, sie hilft uns.»
    Sie nickte und seufzte müde. «Ich habe versucht, nach England zu kommen», sagte sie leise. «Meine Eltern hatten telegraphiert und gebeten, dass ich heimkomme, solange Krieg ist.»
    «Es ist ein weiter Weg nach England.»

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