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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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eine Großtat. Für sie. Denn meine Eltern lieben die Natur. Auch wenn sie selbst nur selten ihren Garten und ihre Terrasse verlassen. Sie finden ihren Fisch, ihr Fleisch, ihr Obst und Gemüse im Supermarkt und würden nie auf die Idee kommen, Jäger und Sammler zu werden. Doch, es kommt schon mal vor, dass sie mit unserem Biodieselauto davontuckern und einen gut ausgeschilderten Wanderweg entlangwandern. Für sie ist Jerrys »Großtat« vergleichbar mit Tarzans täglichem Überlebenskampf im Dschungel. Jetzt starren sie ihn beeindruckt an, während er ein unglaublich scharfes Tapetenmesser nimmt und die kleine Fischleiche filetiert. Die Eingeweide entfernt. Kopf und Flossen abtrennt. Zwei Filets herausschneidet, die er wiederum in zwei Teile teilt   – damit alle davon probieren können.
    »Wir müssen reichlich Kartoffeln & Gemüse hinzufügen, Leute«, grinst er, während meine Mutter andächtig die vier kleinen Stückchen in die Pfanne legt.
    »Na, das wird vielleicht schmecken«, erklärt mein Vater, während der Fisch in der Butter zischt.
    »Oh, oh, das wird lecker«, sagt mein Vater, als sich sein Teller mit Gemüse füllt und meine Mutter ein gutdurchgebratenes Mikro-Mini-Fischstückchen obendrauf platziert.
    »Mmmm, du kannst wirklich leckeren Fisch fangen, Jerry!«, ruft mein Vater aus, kaut auf der Plötze herum und schmatzt, als äßen wir zartes Büffelsteak mit Sahnesauce.
    Ich nicke und möchte gern begeistert wirken, aber niemand interessiert sich für mich.
    »Übrigens«, sagt mein Vater beim Dessert. »Liss und ich haben noch einmal darüber gesprochen und wir wissen ja, dass du kein ausgebildeter Maler bist, Jerry. Aber wir haben uns überlegt, dass wir   – auch wenn du uns angeboten hast, das Haus umsonst zu streichen   – das nicht annehmen können. Du bekommst die Hälfte von dem, was die Maler gekriegt hätten.«
    »Das ist ein Deal, Georg«, sagt Jerry gespielt männlich und reicht meinem Vater die Hand.
    Mein Vater hat eine Träne im Augenwinkel. Er streckt ebenfalls die Hand aus, als wären sie zwei Staatsmänner, die nach einem äußerst kräftezehrenden Weltkrieg ein Friedensabkommen unterzeichnen.
    »Gut, hier ist das Geld«, sagt Vater.
    »Nein, zuerst müssen wir den Job erledigen«, wendet Jerry ein.
    »Ich bestehe darauf«, sagt mein Vater und schiebt ihm das Geld rüber. »Ach ja, natürlich kriegst du auch deinen Anteil.« Er dreht sich zu mir um und reicht mir ein Bündel Scheine.
    »Das wird ein Wahnsinnssommer«, sagt Jerry und folgt meinen Eltern ins Wohnzimmer.
    Dort bleiben sie sitzen und unterhalten sich den Rest des Abends.
    Ich sitze dabei. Sage jedoch nichts. Welchen Sinn hätte das auch?
    Um acht Uhr ziehe ich mich zurück, um das Fat-Vorspiel zu sehen, und komme in den Genuss von zwei Minuten und dreißig Sekunden mit einer errötenden, glücklichen Selma, die erzählt, was sie sich vom Leben erhofft und wie glücklich sie ist, dabei sein zu dürfen, und wie sehr sie sich wünscht zu gewinnen.
    Jerry hätte sehen sollen, wie hübsch sie ist.
    Aber bei ihren Abschlussworten zucke ich zusammen: »Ich möchte gern einen Freund von mir daheim grüßen, dessen Name mit B anfängt. Hätte er mich nicht überredet, es zu wagen, ich hätte mich nie getraut, mich zu melden. Hallo, B! Wenn du jetzt zuguckst   – denk dran, man muss etwas wagen, auch du!«

24.   BUDS ERSTER BRIEF AN STARBOKK
    In der Ruhe nach der Ruhe, die entsteht, nachdem ich das Fernsehprogramm ausgeschaltet habe, erscheint alles schwierig, sowohl zu denken wie auch nicht zu denken. Ich schwebe in einem luftleeren Raum. Ich schwebe wie direkt nach einer Explosion. Treibe voran, ohne zu wissen, wohin es geht.
    Als hätte ich ein Zeichen bekommen.
    Direkt aus dem Nichts. Direkt an mich gerichtet. Direkt aus dem Bildschirm. Direkt, unerwartet, hart und unbarmherzig und dennoch mit so viel Fürsorge,dass ich ganz gerührt bin. Selma hat mich gegrüßt und mich aufgefordert, etwas zu wagen   – via Fernsehen   –, das ist fast, als hätte Gott mir seinen Zeigefinger auf die Brust gesetzt und mich gebeten, endlich etwas zu tun. Und wenn es nur eine Kleinigkeit ist.
    Und das passiert ausgerechnet mir, wo ich heute Morgen noch das Gefühl hatte, alles wäre verloren und hoffnungslos! Ich habe den Bericht viel zu lange rausgezögert und jetzt, seit Jerry hier ist, erscheint es sowieso unmöglich.
    Aber diese Aufforderung von Selma, die wird mein Rettungsring! Ich beschließe, dem Schicksal zu trotzen.

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