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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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Grenze, wo der Wald aufhört und der See anfängt.
    Zunächst sehen wir nur eine Angel. Wir schleichen näher heran.
    Es ist Maggie.
    Heute trägt sie nur T-Shirt und Shorts. Der Waldanzug von gestern liegt ordentlich zusammengelegt auf dem Hocker hinter ihr. Das Haar ist in einem dicken Knoten oben auf dem Kopf zusammengefasst.
    »Oi«, seufzt Jerry.
    Und ich schließe die Augen. Es tut weh, sie anzusehen. Sie ist einfach so   – unglaublich   – schön!
    Das findet Jerry offenbar auch. Doch dann sagt er: »Guck mal ihren Stil an! Wie sie auswirft! Einholt. Oi, oi.«
    Ich habe nicht einen Moment an ihren Angelstil gedacht. Stattdessen habe ich ihren tollen Busen gesehen. Wie ihre Schenkel sich anspannen, wenn sie auswirft. Ich habe ihre muskulösen Oberarme betrachtet und mir vorgestellt, wie sie mich umarmen.
    »Aber sie sollte nicht so viel trainieren«, sagt Jerry nüchtern. »Mädchen stehen so viele Muskeln nicht.«
    Da bin ich ganz anderer Meinung. Maggie hat nicht ein Gramm zu viel. Sie ist perfekt. Wenn ich mit ihr zusammen wäre, dann wäre ich so ein Typ, der sich auf seinem Lehnstuhl zurücklehnt und voller Stolz seine tolle Freundin anschaut. Garantiert!
    Bei diesen Gedanken werde ich gleich deprimiert.
    Denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Sie mag Jerry. Sie hat mit ihm gesprochen. Mich hat sie kaum angesehen. Nicht einmal nach meinem Namen gefragt. Nicht gesagt, was für einen hübschen Namen ich habe.
    Ich setze mich ins Gras, den Rücken gegen einen Baum gelehnt. Starre zunächst in den Himmel. Dannschaue ich Jerry an. Er ist ein Kind. Naiv, leicht und verspielt. Als würde er jede Sekunde die Welt von Neuem entdecken. Jerry ist ein ewiger Vierjähriger.
    »Oi!«, sagt er.
    »Unglaublich!«, sagt er.
    »Fantastisch!«, sagt er.
    Der kleine Junge Jerry.
    Wer kann einen so intensiv lebensfrohen Vierjährigen nicht mögen? Einer, der immer wieder neue Wunder in der Welt entdeckt und sich darüber freut. Einer, der vor Eifer brennt, vor Freude strahlt und wie eine Silvesterrakete explodiert, wenn er auf etwas Unerwartetes trifft.
    Neben ihm sehe ich alt aus.
    Eine alte, erschöpfte Dämonenmaus von sechzehn Jahren.
    Ich beneide den vierjährigen Jerry, der wie eine Lunte lebt, die auf beiden Seiten brennt. Der die Welt als seinen Kuchen ansieht. Er ist bereit, sich an ihr zu bedienen! Ein Vierjähriger, dem alles in den Schoß fällt, worauf er Lust hat   – ganz einfach, weil er so unglaublich glühend brennt, dass man eine Sonnenbrille braucht, wenn man ihm begegnet.
    Ich kann Maggie verstehen. Und andere Mädchen. Ich kann meine Eltern verstehen.
    Seufz, seufz, seufz von einer alten Maus.
    »Oi!«, kommt es von Maggie   – wie das Echo auf Jerrys »Oi, oi«.

4.   DIE EWIGE JAGD
    Sie hat einen Fisch an der Angel. Die Rute biegt sich, es zuckt in der Leine. Der Fisch zieht vom Ufer weg und Maggie lässt ihn gewähren. Das Einzige, was zu hören ist, das ist ein Drrrrrrr von der Spule.
    Dann hört der Fisch auf zu ziehen   – das Drrrrrrrr verschwindet und schnell holt sie die Leine ein. Ringt mit dem Fisch.
    Aber der Wasserbewohner denkt gar nicht daran, so schnell aufzugeben.
    Er zieht wieder davon. Drrrrrrrrr! Mehrere Meter.
    Bis er aufhört und sie die Leine erneut einholt.
    Das muss ein riesiger Brocken sein da unten im Wasser.
    Denn sie kämpft. Selbst die kräftige Maggie muss mit diesem Typen kämpfen, der sich heftig wehrt.
    »Vielleicht hat sie ja   … den Riesenhecht!«, japst Jerry.
    Sie holt die Leine ein, zieht die Rute hoch und zieht den Fisch zu sich heran, aber der versucht auszuweichen, zappelt und schlägt mit dem Schwanz in der Tiefe.
    Sie lässt die Rute wieder sinken und holt ein paar Meter ein.
    Lässt etwas Leine. Lässt ihre Beute hinausschwimmen und ihre Kräfte vergeuden.
    Holt ein.
    Der Fisch hält dagegen. Es zieht und zerrt. Die Leine macht mehrere Umdrehungen auf der Wasseroberfläche   – wie ein Küchenmixer.
    Langsam bugsiert sie ihn in Ufernähe. Sie schnappt sich den Kescher. Dann tritt sie mit einem Fuß ins Wasser.
    Holt ein und zieht nach oben.
    Das ist ein Kampf zwischen zwei Naturgewalten. Jäger und Tier.
    Als sähe man einen Naturfilm und hörte eine Stimme, die die ewige Jagd zwischen dem Jäger und der Beute kommentiert.
    Neben mir keucht Jerry. »Guck dir diese Technik an!«, sagt er, als wäre er der Rektor einer Angelschule und verstünde alles von der Angelrutentechnik.
    Ich dagegen sehe das schönste Mädchen auf der Welt mit einem

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