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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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riesigen Fisch kämpfen. Ich sehe nur ihren tollen Körper.
    Der Fisch durchschneidet mit einem Sprung die Wasseroberfläche.
    Er zappelt und Maggie holt ein.
    Der Fisch müht sich ab und wehrt sich, während sie ihn ans Ufer zieht. Jetzt ist er müde. Er will nicht aus dem Wasser heraus   – und gleichzeitig will er einfach nur aufgeben.
    Die Jägerin ist zu stark.
    Der Fisch schwimmt um ihre Beine und das ist der Moment, in dem sie mit dem Kescher Schwung holt und ihn fängt. Maggie wirbelt herum und der Fisch landet auf dem Ufer. Ein paar schnelle Griffe mit dem Messer und den Händen und schon hat sie ihn getötet.
    Jerry keucht schlimmer als je zuvor, sodass ich fürchte, er könnte einen Anfall bekommen. Sein Kopfragt so weit durch das Laub hindurch, dass ich ihn zurückziehe. Wir wollen doch wohl nicht entdeckt werden!
    »Guck mal, die vielen Fische!«, flüstert Jerry und zeigt nach vorn.
    In der Tat   – der dicke Fisch landet in einem Fischeimer, aus dem bereits fünf Schwänze hervorschauen   – und das sind nicht gerade die Schwänze von irgendwelchen Miniplötzen.
    Wir ziehen uns leise auf den Weg zurück. Schauen einander an. »Amateure   – wir sind dagegen nur Amateure!«, sagen wir fast im Chor. Und trotten heim.
    Bald geht Jerrys Mundwerk wieder wie geschmiert   – als hätte sich alles angestaut, das jetzt rausmuss: »Hast du die Würfe gesehen? Stell dir vor, welche Kraft dieses Mädchen hat! Ich hätte sie bitten sollen, mir alles beizubringen, was sie vom Angeln & vom Fischen & von Anglern & allen anderen fantastischen Dingen weiß, die sie hier schon erlebt hat. & nicht einen Moment denkt sie an den Riesenhecht! Aber ich glaube trotzdem, dass sie zu weichem Lakritz wird, sobald ich den Riesenhecht gefangen habe. Schließlich lebt sie für alles, was mit Ruten, Ködern & Leinen zu tun hat. Vielleicht sollte ich mich einfach nur hinter sie setzen & ihr zuschauen.« Er bleibt abrupt stehen und dreht sich zu mir um: »Vergiss das nicht, Bud; das haben wir nur erlebt, weil ich dich zu diesem Abenteuer überredet habe   – denn es ist doch ein Abenteuer   – nicht wahr, mein Freund?«
    Er gibt mir genau eine Sekunde Zeit für eine Antwort.
    Erwartet aber gar keine.
    Und fährt dann fort. »Das hätte ich mir nie träumen lassen   – als ich in meinem kalten & trübsinnigen Heimatort hockte   –, dass sich mir hier so ein außergewöhnliches Erlebnis bieten sollte, bei dem einem die Ewigkeit wirklich ins Auge springt   – der Anblick von Jäger & Beute, die wir   – zumindest die ich   – niemals vergessen werde. Es ist von größter Wichtigkeit, so etwas nicht aus dem Gedächtnis zu verlieren. Das hätten wir filmen sollen. & ich meine das ernst, Bud. Filmen!«
    Er wirft mir einen ernsthaften Blick zu, als hätte ich ihm widersprochen, und fährt fort, über die Ewigkeit, das Universum und all solche Dinge zu reden, den ganzen Weg nach Hause.

5.   WIDERWILLIGER MALERTOLLPATSCH
    »Na, heute fangt ihr doch sicher mit dem Haus an«, sagt mein Vater zufrieden, als wir auf der Einfahrt erscheinen. Er steht   – wie nicht anders zu erwarten   – splitterfasernackt da und jätet das Rosenbeet. »Gibt es heute Fisch?« Mein Vater ist ein entschlossener, praktischer Mann. Gestern hat er gleich nach dem Mittagessen das Biodieselauto genommen, ist davongebraust und hat Farbe, Rollen und Pinsel gekauft. Dazu sogar Maleranzüge. Er hat uns alles bereitgelegt.
    »Wir arbeiten daran«, antwortet Jerry. »Wir haben einen Plan am Laufen. Aber mehr können wir noch nicht verraten. Und natürlich gibt es Fisch zum Mittag. Vertraut auf Jerry!«
    »Einen Plan?« Ich schüttele den Kopf.
    Während Jerry schnell das Thema wechselt, gehe ich ums Haus herum. Und höre noch, wie die beiden ein Gespräch über Gartenblumen und die Vorteile von Rosen beginnen.
    In dem harten Morgenlicht wirkt das Haus riesig. Das sind reichlich Quadratmeter.
    Und dann die Höhe!
    Ich habe Höhenangst. Jerry wird die Wand vom ersten Stock bis hinauf zum Dachgiebel streichen müssen. Bräuchten wir dazu nicht eigentlich ein Gerüst?
    Was ist mit Farbspritzern im Gesicht? Ich habe Angst, Farbe in die Augen zu bekommen. Ist das nicht giftig? Kann man blind davon werden?
    Dann die Farbdünste   – sind die nicht lebensgefährlich? Krebs und all so etwas. Jetzt klinge ich ja schon wie meine Mutter!
    Und hat mein Vater nicht über etwas gesprochen, das Lösungsmittel heißt? Das bestimmt schreckliche Krankheiten

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