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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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verursacht.
    Mit 49%iger Wahrscheinlichkeit erleiden Menschen, die als Maler arbeiten, so schwere Schäden, dass sie zum Arzt gehen müssen. 2   % sterben. Das habe ich irgendwo gelesen. Was bedeutet, dass wir eine 50:5 0-Chance haben, dass es übel ausgehen wird.
    Und ich bin dazu noch ein Tollpatsch.
    Auf der anderen Seite des Hauses unterhalten sich Jerry und mein Vater. Warum machen die sich nie Sorgen? Warum immer nur ich?
    »Bud!«, sage ich zu mir selbst. »Du bist kein Tollpatsch!Du bist ein Dämon aus der Hölle!« Trotzdem fühle ich einen Hauch von Panik in der Lunge.
    Ich lehne mich an die Hauswand und schließe die Augen. »Ich bin kein Tollpatsch. Ich bin ein Dämon«, flüstere ich und wünsche es mir ganz fest. Lehne meinen Kopf gegen das Regenrohr, das das Regenwasser aus den Dachrinnen die Wand hinunter- und vom Haus wegführt.
    »Bitte, ich will kein Tollpatsch mehr   …« Doch bevor ich den Satz beendet habe, löst sich das Regenrohr aus seiner Befestigung. Ich meine   – wirklich das ganze Rohr   – vom Dach bis zum Boden. Ich versuche, es zu halten. Doch das Rohr rutscht mir weg.
    Fällt in voller Länge zu Boden. Das gibt einen Knall, dass man es noch im Zentrum von Tipling hören muss.
    Zuerst zerschmettert das Rohr nämlich den ganzen Stolz meines Vaters   – einen Springbrunnen, der durch Solarzellen gespeist wird. Das ist eine imitierte Marmorfontäne, in der ein rundlicher Engel in ein großes Becken pinkelt. Es ist hässlich, aber mein Vater putzt es jedes Jahr und stellt es immer an der gleichen Stelle im Garten auf.
    Dann zerbricht das Rohr das flache Treibhaus, den ganzen Stolz meiner Mutter   – ihren ökologischen Kräutergarten.
    Wie tollpatschig kann man überhaupt sein? Ein kaputter Springbrunnen und ein zerstörtes Treibhaus. Auf der Erde verstreut liegen zerquetschte Petersilie, Oregano, Paprika, Knoblauch und Rosmarin. Drei Kürbisse sind in elegantem Muster geplatzt, wie um die Katastrophe perfekt zu machen.
    Mein Vater und Jerry kommen angelaufen.
    »Oh nein«, stöhnt mein Vater. »Unser schönes, gesundes Essen.« Im nächsten Moment starrt er wie gelähmt auf den Springbrunnen. Der Engel hat seinen Kopf verloren. Schockiert öffnet mein Vater seinen Mund und schließt ihn wieder   – ungefähr so wie ein Fisch auf dem Land.
    »Ist dir was passiert?«, fragt Jerry. »Denk nicht weiter dran. Das wird sich schon regeln.«
    Aber natürlich regelt sich das nicht von allein. Jerry ist derjenige, der alles regelt. Er fängt gleich damit an. »Mein Vater & ich, wir hatten auch mal einen Kräutergarten & da war ziemlich viel zu tun, aber meine Güte, das hat ja auch so viel Spaß gemacht. & natürlich hat das höchste Priorität, & wenn wir erst ein bisschen gemalt haben, werden wir das gleich in Ordnung bringen   – warte es nur ab. So ein bisschen Tischlerarbeit, das kann ja nicht so schwer sein, nicht wahr?«, erklärt er aufmunternd meiner zweifelnden Mutter.
    Sie wirft mir   – dem tollpatschigen Bud   – einen verletzten, wütenden Blick zu und verschwindet im Haus.
    Wir ziehen uns die Malerklamotten an und sehen fast wie Profis aus. Aber als wir die riesigen Farbeimer erblicken, wird sogar Jerry ernst. »Ich glaube, es ist von größter Wichtigkeit, dass wir mit einer der einfachen Wände anfangen«, sagt er. »Dann haben wir das Gefühl, dass wir bereits etwas geschafft haben, & dann können wir danach das Schwere & Große & Schwierige in Angriff nehmen.«
    Wir entscheiden uns für die Westwand. Die Wandzur Terrasse. Denn da gehen ziemlich viele Quadratmeter für Fenster und Schiebetüren drauf. Erst wenn wir mit ihr fertig sind, wollen wir uns die Nordwand vornehmen. Die ist riesig   – wie ein Fußballfeld.
    Ich arbeite.
    Jerry plappert.
    Ich male.
    Jerry redet über Tischlerarbeiten.
    Ich bedecke die Wand mit weißer Farbe.
    Jerry rennt ums Haus, um für das Treibhaus Maß zu nehmen.
    Ich kippe neue Farbe nach und nehme mir ein Brett nach dem nächsten vor.
    Jerry fummelt mit dem Pinsel herum, als wäre das ein Werkzeug für Aliens.
    So sind die Ferien mit Jerry immer verlaufen.
    »Hallöchen!«, ruft es von der Straße her.

6.   EIN JERRY OHNE WORTE
    »Wow, habt ihr einen Ferienjob übernommen?«, fragt Selma.
    Jerry richtet sich auf wie ein Jagdhund, der Beute gewittert hat.
    Er hat alles vergessen, Maggie, das Streichen und mich.
    Er sieht nur noch Selma, und sein Blick und sein Kopf und alles, woran er denkt, sind auf sie gerichtet.
    Das

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