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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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ist.
    »Da ist was dran«, nickt Jerry gedankenverloren. »Aber ich habe eine Idee.«
    »Äh   … oh   … nein, bitte, keine   … Idee!«, sage ich und höre mich an wie das unsichere Ferkel von Pu der Bär.
    »Habe ich ein einziges Mal eine nicht geniale Idee gehabt?«, fragt er mit strengem Blick. Lässt mir aber gar keine Zeit, um zu antworten. »Du wirst jetzt der Held des Tages, Bud. Bist du bereit?«
    Ich schüttele nur den Kopf.
    »Der Bus ist kaputt«, sagt er und zieht mich zu den Mädchen und dem Fahrer, die jetzt ernsthaft miteinander streiten. »& du bist der Mann, der das in Ordnung bringen kann. Diesen Bus wirst du doch in null Komma null null nichts wieder in Gang bringen. Geh & zeig ihnen, was du draufhast, Bud!«
    Wir stehen jetzt direkt hinter den Rücken der hintersten Mädchen. »Ich habe einen Mechaniker hier!«, ruft Jerry.
    Ich hätte am liebsten »Nein!« gerufen. Stattdessen zeige ich, woraus ich gebaut bin   – ich bin gebaut auswabbeligem Gelee, flüssigem Kartoffelmus und schlabberigen Waffeln. Ich sage gar nichts.
    Habe einfach nur Angst.

11.   ARMER BUD
    Ich hasse Aufmerksamkeit. Möchte lieber sterben, als dass sich alle Blicke auf mich richten. Dann erstarre ich zu Eis. Dann werde ich zu einer Stoffpuppe, der die Arme fehlen. Dann geben meine Muskeln den Geist auf. Mehr als zwei Blicke auf Bud und er funktioniert nicht mehr.
    Armer Bud   – ich Armer.
    Konfrontiert mit einer Handballmannschaft mit so großen, hübschen Mädchen, sterbe ich. Erlebe den grausamen Moment, den jeder Feigling kennt   – ich sterbe, immer und immer wieder. Sterbe und möchte heulen. Sterbe und möchte Jerry umbringen. Sterbe und hyperventiliere fast. Sterbe und spüre, wie mein Körper taub und gefühllos wird.
    Ich wünschte, es gäbe etwas, das mir helfen könnte.
    Aber das gibt es nicht.
    Und nicht genug damit, dass alle mich ansehen, wie ich hier stehe. Ich soll auch noch den Wagen reparieren, während alle zugucken.
    Die Sache mit den Autos habe ich bisher fast gar nicht erwähnt. Was seinen Grund hat. Der Entschluss, Kfz-Mechaniker zu werden und in die Kellerwohnung zu ziehen, das sind die einzigen beiden Dinge, die ich jemals durchgesetzt habe.
    Ich weiß ja, was meine Eltern von Autos halten. Und von Mechanik und Mechanikern.
    Sie reden nie über Autos   – über Kupplung, Bremsen, Handbremsen, Motoren und Ölwechsel.
    Ich dagegen liebe diese Dinge. Aber ich habe gelernt, den Mund zu halten.
    Das ist ein No-Thema.
    Das ist ein ganz empfindliches No-Thema.
    Es ist fast so privat wie die Liebe. Der Unterschied ist nur, dass du einen Motor anfassen kannst. Während eine Maggie außerhalb meiner Reichweite liegt. Wenn es doch nur ebenso erlaubt wäre, sie anzufassen wie einen Ford, einen Volkswagen, einen Toyota, einen Mitsubishi oder einen alten Buick!
    Es gibt viel, was ich lieber täte als das, was Jerry jetzt für mich vorgesehen hat.
    Ich meine   – all das auf einen Schlag! Das ist, als träfe man auf Sonne, Mond, Sterne und eine oder zwei Galaxien   – und das auf einmal!

12.   DER HELD DES TAGES
    Ich gehe wie ein Schlafwandler auf den Bus zu. Nicht, weil ich Angst habe, an dem Motor etwas falsch zu machen. Ich musste nur das Geräusch des Busses hören und ihn ein paar Sekunden in Aktion sehen, da wusste ich schon, wo das Problem liegt.
    Aber ich hätte niemals meine Hilfe angeboten.
    Nicht, weil ich nicht helfen will. Aber ihr versteht schon   … All das andere   … Das ist zu viel für mich.
    Der Schlafwandler, der ich bin, guckt sich den Motor an. Wie ich es mir gedacht habe. Ich schaue hinein, schnuppere, kremple die Ärmel hoch und schiebe einen Arm ins Dunkle.
    »Seht euch den an«, prahlt Jerry. »Er ist ein Naturtalent. Ich sollte ihn an einen Zirkus ausleihen, damit er da seine Künste vorführen kann. Oder ihn zu einem Quiz über Motoren anmelden. Seht ihn euch an, Mädels!«
    Er bringt sie dazu, den Hals zu recken und mich anzustarren, als würde ich gleich ein Kaninchen oder ein Krokodil aus den Tiefen des Motorraums hervorzaubern.
    Ich muss so tun, als gäbe es dies alles gar nicht um mich herum. Sonst überlebe ich das hier nicht. Ich tue so, als wäre ich in einem Film, in dem ich in der Werkstatt meines Onkels stehe und an einem alten Fiat herumbastele, während mein Onkel zeigt und erklärt.
    Meine Hände tasten sich durch die Tiefe des Motorraums.
    Ich weiß, wonach ich suche.
    Meine Finger finden den Zapfen und drehen ihn. Drücken den kleinen Hebel

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