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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Ewo
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und fluche so laut, dass selbst Jerry aufwacht, der auf der Matratze auf dem Boden geschlafen hat.
    »Was machst du denn da?«, fragt er.
    »Keine Ahnung«, antworte ich.
    »Gute Nacht.« Und damit schläft er wieder ein.
    Ich schaue auf die Uhr. Es ist halb zwei.
    Ich bleibe noch eine halbe Stunde liegen.
    Dann richte ich mich im Bett auf. Gehe davon aus, dass Jerry tief und fest schläft.
    Ich schleiche mich hinaus.

16.   HINUNTER in den ABGRUND
    Draußen herrscht eine schöne Sommernacht. So eine, wie ich sie mag.
    Ich husche in die Küche und hole mir zwei Pappteller mit Nachtspeise.
    Es ist an der Zeit, Stille, Frieden und die Aussichtvon Großvaters Gartenpavillon zu genießen. Ich balanciere alles auf den Händen und verliere auf dem Weg hinauf höchstens ein oder zwei Hähnchenkeulen.
    Ich wünschte, ich könnte ein Wolfsjunge sein. Ein Wolfsjunge, der seine Sachen tut, ohne viel darüber nachzudenken. Ein Wolfsjunge, der weiß, dass das Leben unbegreiflich ist, und sich nicht weiter darum schert.
    Dann setze ich mich gemütlich hin, das Essen vor mir, eine frisch geöffnete Bierflasche in Reichweite, und versuche, ein bisschen Wolf zu spielen.
    Essen, Bier, Sterne und der Geruch nach Holz in dem Pavillon ergeben zusammen ein Gefühl der Seligkeit.
    Ich schließe die Augen und spüre die Welt. Es ist, als würde sie sich ausbreiten, sich entfalten, öffnen und mir alles geben. Genau in diesem Augenblick gibt sie mir alles.
    Ich weiß nicht, ob ich eingeschlafen bin   – sitzend, mit der Gabel in der Hand und einer unglaublichen Auswahl an Aufschnitt, Brot, Kartoffelsalat, Spargel, Bohnensprossen und eingelegtem Gemüse, mariniert in einer Fleischsoße mit Knoblauch vor mir.
    Vielleicht geschieht es gerade, weil ich fast einschlafe?
    Denn wenn wir kurz vorm Einschlafen sind, sind wir besonders wachsam gegenüber Überraschungen und können mit einem Ruck zurück in die Wirklichkeit gelangen.
    Auf jeden Fall glaube ich, den Schrei eines Vogels zu hören.
    Ich habe mir gerade vorgestellt, wie ein Wolfsjunge hinter einer wunderbaren Maggie, die auch ein kleiner Wolf ist, im Gras herläuft. Doch da schreit der Vogel.
    Und ich zucke zusammen.
    Ich erschrecke mich.
    Ich fluche.
    Ich breite die Arme aus.
    Ich werfe Essen und Bier um. Die Teller fallen herunter und das Essen verteilt sich auf dem Boden. Die Bierflasche fliegt gegen das Geländer, das um den Pavillon führt.
    Als würde alles um mich herum explodieren.
    Und darüber erschrecke ich noch mehr und schiebe meinen Stuhl zurück, weg vom Tisch, weg von den Glasscherben, die sich um mich herum verteilen, weg vom Salat, der mir um die Ohren fliegt. Ich schiebe den Stuhl nach hinten, der jämmerlich unter mir knarrt.
    Er erträgt den Druck nicht und wird zu Kleinholz.
    Ich komme wieder zu mir und schaue mich um. Es sieht aus, als hätte jemand im Pavillon ein Massaker veranstaltet. Oder als hätte ein Schwein größerer Dimension einige Mahlzeiten um sich verteilt.
    Ich stütze mich auf den Tisch, seufze und denke, dass   …
    Nein, ich schaffe es nicht, zu denken. Das ist zu viel für mich. Das war so ein   … merkwürdiger Tag. Mit Selma und Maggie, dem Auto und allem. Und jetzt das.
    Ich muss wieder klar im Kopf werden.
    Ich muss   … muss   … ich brauche eine Mülltüte und einen Lappen. Das werde ich ja wohl hinkriegen. Aber nicht gerade jetzt. Das kann bis später warten. Alles lässt sich regeln, Bud, denke ich   – es besteht überhaupt keine Gefahr, dass das jemand entdecken könnte. Ich trete einen Schritt zurück und betrachte das Massaker und gebe mir selbst das Wort, dass ich das hier schon regeln werde.
    Aber nicht jetzt.
    Nicht heute Abend.
    Morgen werde ich das mitbringen, was ich brauche, und hier aufräumen und sauber machen.
    Im Augenblick muss ich meinem Instinkt folgen   – wie ein Wolfsjunge   – und zusehen, dass ich ins Bett komme.
    Wie ein Wolfsjunge.
    Der Wolfsjunge regelt das alles ganz souverän. Morgen wird er das tun.
    Ich gehe nach Hause   – instinktiv und wolfsjungenartig.
    Morgen werden er und ich alles regeln.

ZITAT AUS: »Henry Walden: Der Fisch meines Lebens. Die Jagd auf den Riesenhecht.«
     
    »Für mich ist jede Zeit im Jahr geeignet für das Hechtangeln. Ich wusste, dass es da draußen den großen Hecht gab, zu jeder Zeit, in jeder Saison, morgens, abends und nachts. Er wartete nur auf mich.
    Als ich die Jagd auf den Riesenhecht begann, da hörte ich auf, mich um die Zeit zu kümmern. Alles handelte

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