Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
hoch.
»Ich glaube, es ist ganz schlau, das so darzustellen, Bud«, sagt er, während er einparkt. »Hmm, manchmal hast du richtig gute Ideen. Jetzt brauchen wir nur noch eine Erklärung für diese Bagatellen am Auto.«
Ich weiß nicht, was mit meinem Gehirn los ist. Vielleicht liegt es an Jerrys Nähe? Oder es ist einfach nur reine, unverfälschte Panik, die dazu führt, dass plötzlich immer neue Gedanken in meinem Kopf aufpoppen. Aber ich sehe es direkt vor mir. Ich sehe die Leiter und ich sehe, wo das Auto vor ein paar Stunden stand.
»Wir können doch sagen … äh … dass die Leiter auf das Auto gefallen ist«, sage ich.
»Bud, nicht alle Gedanken sind gleich …«, setzt Jerry an. Doch dann hebt er seinen Blick und schaut zu der Leiter hinüber.
»Hmm«, sagt er, während wir aus dem Auto steigen. Wir nehmen Auto und Leiter in Augenschein.
»Hmm«, sagt Jerry noch einmal und reibt sich das Kinn. »Das könnte klappen.«
Er hebt die Leiter versuchsweise an und lässt sie scheinbar zu Boden fallen. Es ist genug Gewicht und Wucht dahinter.
»Und dann sagen wir … äh … dass sie in zwei Teile zerbrochen ist und … äh … dass …«, beginne ich erneut.
»Habe ich dir schon gesagt, dass du genial bist, Bud?!!«, ruft Jerry und drückt mich begeistert an die Brust. Er hat Superkräfte bekommen und schafft es, mich zehn Zentimeter über den Boden zu heben. »Du hast alle unsere Probleme gelöst! Wir haben die Leiter angehoben. Sie ist in zwei Teile zerbrochen. Der eineTeil hat die Stoßstange zerdellt. Der andere den Spiegel zerbrochen. Wir sind gerettet.«
Jerry dreht ein paar Runden auf dem Vorplatz. Macht schnelle Tanzschritte. Wippt mit den Hüften und dem Po. Grölt: »Wir sind gerettet! Wir sind gerettet! Bud hat ein Goldei gelegt! Es lebe Bud!«
Er schließt seinen Tanz damit ab, dass er den einen Leiterteil an die Wand lehnt und laut über die ganze Gegend schreit: »Wir sind gerettet!!!! Hurra!! BUD IST GENIAL!!!«
Dann schauen wir auf die Uhr. Es ist schon spät. Wir schmeißen uns in die Malerkluft und machen uns ans Werk wie Sträflinge, die für eine Strafmilderung kämpfen. Klatschen die weiße Farbe um uns, als gäbe es morgen keine mehr.
»Und was ist mit Maggies Onkel?«, frage ich.
»Immer ein Problem nach dem anderen«, erklärt Jerry elegant. »Weißt du, Bud, die Welt ist eigentlich eine einzige endlose Strecke von Problemen. Die nehmen nie ein Ende. Daher gilt es, sich nicht zu sehr an Einzelproblemen aufzuhängen. Sondern sie lieber zu lösen, eines nach dem anderen. Jetzt haben wir eine wunderbare Erklärung dafür, warum das Auto ein paar Schrammen bekommen hat. Und wenn der Onkel auftaucht, müssen wir wieder improvisieren. Wer weiß, vielleicht gelingt es Maggie, ihn zu überreden, gar nicht herzukommen. Sie ist eine tolle Frau, Bud. Was mich übrigens auf etwas bringt.«
Er schaut mich ernst an und senkt die Farbrolle.
»Das ist nicht ganz einfach zu erklären«, erklärt er und wird leicht rot.
Ich breite wortlos die Arme aus, um ihm zu verstehen zu geben, dass er losschießen soll.
»Nun«, sagt er, räuspert sich und wird noch röter. »Ich mag Maggie.«
Etwas zieht mir den Boden unter den Füßen weg.
»Mag mag MAG sie sehr sehr SEHR gern«, sagt er, rot wie ein Feuerwehrauto.
»Äh … du magst sie?«, frage ich. »Heißt das …. mögen … auf diese Art?«
»Ja, sie ist fantastisch«, seufzt er. »Eine richtige Powerfrau!«
»Oh ja«, nicke ich. Was soll ich sagen? Schließlich habe ich ja kein Monopol auf sie.
»Ich muss einfach versuchen, etwas bei ihr zu erreichen«, erklärt er nachdenklich.
»Und was ist mit Selma?«, frage ich. Hat er etwa Selma nicht geküsst? Hat er nicht davon geredet, ihr zuliebe den Riesenhecht zu fangen?
»Man lebt sich einfach auseinander, Bud«, antwortet er und hört sich an, als wäre er schon hundert Jahre alt und wüsste alles über Mädchen. »Als Maggie da im Auto saß & fuhr & dann anhielt & rausging, da wurde mir klar, dass die Art, wie sie sich bewegt, etwas ganz Besonders hat. Der Rücken, der Po, diese Beine – so etwas Süßes, dass ich einfach –, ich wusste auf einmal, ich MUSS einfach – mit ihr zusammen sein. & deshalb sage ich das – nicht, weil ich glaube, dass du so ein Typ bist, der es auf die Frauen von anderen anlegt oder so, sondern nur, damit es einmal gesagt ist & es nicht später zu Missverständnissen kommt – ich hoffe, dass du nicht
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