Am Horizont die Freiheit
war nicht da. Seine Abwesenheit und sein beinahe sicherer Tod kamen zu der unheilvollen Stimmung hinzu, die die Atmosphäre im ganzen Haus prägte.
Joan fragte nach seinem Meisterstück, doch der Notar erklärte, dass es in keinem Inventar aufgeführt werde, dass sein Wort gegen das Felips stehen würde und dies keine Angelegenheit der Inquisition sei.
»Sie werden sie verurteilen«, betonte Guillem, als sie den Buchladen verlassen hatten, den die Beamten der Inquisition inzwischen fest verschlossen. »Ich weiß nicht, was Felip erzählt hat, aber die Inquisitoren haben ihm jedenfalls geglaubt. Sie werden sie foltern, und sie werden das Geständnis ablegen, das man von ihnen haben will. Das tut mir sehr leid. Sie waren gute Menschen. Und ihr nehmt euch in Acht. Dieser Felip ist ein übler Kerl. Er hasst euch, und jetzt ist er Familiar der Inquisition.«
Pau, der Geselle, beklagte sich, weil es nicht leicht sein würde, Arbeit zu finden. Die Leute wiesen alles zurück, was nach Inquisition roch. Zwar habe man sie nur als Zeugen festgehalten, und sie seien von jeder Schuld entlastet worden, doch allein die Tatsache, dass man sie verhört habe, errege schon Verdacht.
»Aber die Leute brauchen Bücher, vor allem mit leeren Seiten«, versicherte Guillem. »Habt ihr bemerkt, wie viele Schreiber, Notare und andere die Inquisition beschäftigt? Alle haben gleichzeitig Unmengen von Papier vollgeschmiert.« Traurig lächelnd setzte er hinzu: »An Arbeit wird es uns nicht fehlen. Uns nicht und auch den Henkern nicht.«
Joan betete in diesen Tagen viel für die Corrós. Er flehte darum, dass sie ihre Schuld zugaben und dass sich die Inquisitoren nachsichtig verhalten würden. Vielleicht könnten sie davonkommen, indem sie zum christlichen Glauben zurückkehrten, das Büßerhemd trugen und sich bei den Prozessionen auspeitschten. Was bedeutete es schon, dass sie ihren ganzen Besitz verloren? Wenn sie wenigstens ihr Leben retten konnten!
Nachdem er darüber nachgedacht hatte, schrieb er jedoch in sein Buch: »Vielleicht lohnt es sich nicht, einen bestimmten Preis zu zahlen, um leben zu können.«
Er half Bruder Melchor bei den Büchern. Dies war kein gebildetes Kloster von denen, die eine große Bibliothek gesammelt hatten. Die meisten Bücher enthielten Gebete, und außer dem Bruder Bibliothekar und dem Subprior lasen nur wenige andere Schriften.
Der Junge hielt sich nun häufiger in den Schänken auf. Er erfuhr, dass Vilamarís Flotte in den Häfen Siziliens auf den Frühling wartete, um den Kampf gegen die Türken fortsetzen zu können. Er konnte es nicht abwarten, dass sie zurückkehrten, damit er dem Mann begegnen konnte, den er
den Einäugigen
nannte. Mit seinen fast siebzehn Jahren war Joan groß und hatte einen kräftig entwickelten Körper. Die ständige Angst, die er wegen des Schicksals der Corrós empfand, machte ihn äußerst dünnhäutig, und Prahlereien konnte er nicht ertragen. Zum ersten Mal wurde er in Raufereien von Seeleuten hineingezogen. Eine endete mit ein paar Stößen und zwei Faustschlägen. Doch bei der zweiten blitzte der Stahl der Messer auf. Allerdings wirkten die Stammgäste und die Rufe beruhigend, die vor der Ankunft des Gerichtsdieners und der Truppe warnten.
»Nimm dich in Acht, Joan«, sagte ihm ein befreundeter Wirt. »Ich habe viele wie dich gesehen, die in einer Weinpfütze verblutet sind. Zügele dein Temperament, wenn du alt werden willst.«
Endlich konnte er Bartomeu sehen. Er sagte, er sei von einer Reise zurückgekehrt, doch Joan vermutete, dass er abgewartet hatte, bis er sicher sein konnte, dass ihn die Inquisition nicht suchte, bevor er sich blicken ließ. Wenn Corró verbotene Bücher herstellte, stand ohne jeden Zweifel fest, dass er, Bartomeu, es war, der sie an ausgewählte Kunden verkaufte. Der Kaufmann war ein Altchrist und darum kein leichtes Opfer für die Inquisitoren, doch niemand schien mehr unangreifbar zu sein.
Joan wollte ihm verheimlichen, was er der Inquisition über die verbotenen Bücher gestanden hatte. Bartomeu sollte auf keinen Fall erfahren, dass er sein Versprechen gebrochen hatte. Doch je länger sie sich unterhielten, desto mehr quälte ihn die Angst. Was wäre, wenn er Bartomeu belog und dieser unvorsichtig wurde, so dass man ihn schließlich wegen der verbotenen Bücher anklagen würde? Er sagte sich, dass er eine so große Schuld nicht ertragen könnte. Unter Tränen gestand er ihm alles.
Joan erklärte, Meister Guillem habe
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