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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Giusto di Candida auf Ischia abgestochen wurde. Nur dass er selbst in seinen Gedanken Ferrandino und Lucca der Abgestochene war.

93
    N ach wenigen Tagen fielen das Castel Nuovo und das Castel dell’Ovo in die Hand der Franzosen. Alfonso d’Avalos, Innicos Bruder, der dem Haus Aragonien die Treue hielt, hatte sie verteidigt. Hierauf wurden die übrigen Festungen des Königreichs nacheinander eingenommen.
    Joan empfand Mitleid mit Ferrandino, der sich an Bord der
Santa Eulalia
befand. Die Niederlage spiegelte sich stets in dessen Gesicht, wenn sie zu einer Bastion kamen, die er für treu gehalten hatte, und sie entdeckten, dass die feindliche Fahne von ihren Zinnen wehte. Obwohl Ferrandino bei vielen Sympathie erregte, glaubten nicht einmal seine treuesten Gefolgsleute daran, dass er gegenüber dem mächtigen französischen Heer eine Chance hätte. Diese Überzeugung führte dazu, dass sich seine Anhänger immer häufiger unterwarfen.
    Joan hatte Mühe, in diesem Jüngling mit dem melancholischen Blick und den sanften Gesichtszügen, der die Dichtkunst liebte, den Mann zu sehen, der kaltblütig einen anderen abstechen konnte. Er schrieb in sein Buch: »Kann man König sein, ohne grausam zu sein?« Dann dachte er an Carles, an seinen ungerechten und brutalen Tod, und an Vilamarís Geschichte über Löwen und Lämmer. »Kann man die Macht ausüben, ohne Schaden anzurichten? Vielleicht ist Macht nichts anderes als die Fähigkeit zu schaden.«
     
     
    Treu geblieben waren dem König Anfang Mai nur die unter dem Befehl von Innico d’Avalos stehende Insel Ischia, Reggio und einige andere verstreute Punkte Kalabriens, die das Invasionsheer für unwichtig hielt.
    Je weiter die Landheere nach Süden vorrückten, desto mehr neue Häfen konnte die französische Flotte erobern, und ihre Macht nahm zu. Ischia wurde immer leichter angreifbar und musste mehrere Landungsversuche abwehren. Aber die französische Stärke beunruhigte die anderen europäischen Mächte, und ihre Diplomaten arbeiteten unermüdlich. Am 31 . März 1495 wurde die Heilige Liga gebildet, die aus Kaiser Maximilian, Venedig, Mailand, dem Papst und der spanischen Monarchie bestand.
    Die Nachricht überraschte Karl  VIII ., als er sich gerade auf einem Jagdfest nahe der Hauptstadt Neapel vergnügte, und ihm wurde klar, wie verwundbar er war.
    Da der französische Souverän fürchtete, in eine Falle zu geraten, ließ er sich zum König von Neapel krönen, stationierte ein gewaltiges Heer in seinem neuen Königreich und brach mit seinen übrigen Truppen nach Frankreich auf. Doch in Norditalien versperrten ihm die verbündeten Streitkräfte Mailands und Venedigs den Weg, und in der Schlacht von Fornovo musste er sich ihnen stellen. Dort entging er nur knapp einer Niederlage.
     
     
    Der Krieg, so schien es, nahm eine neue Wendung. Am 24 . Mai kam die von Requesens befehligte Flotte mit den spanischen Truppen nach Messina, und unverzüglich besprach sich Ferrandino mit Gonzalo Fernández de Córdoba. Der junge Monarch wollte die Stadt Neapel sofort einnehmen, doch Gonzalo und die Admiräle Vilamarí und Requesens überzeugten ihn, mit Kalabrien zu beginnen. Diese Region lag Sizilien am nächsten, und man konnte von dort Hilfe erhalten oder sich dorthin zurückziehen, wenn der Feldzug schwierig wurde.
    Der Andalusier, ein erfahrener General, der in den Kriegen von Granada und in Nordafrika gekämpft hatte, wusste, dass die französischen Truppen ihnen zahlenmäßig überlegen und sie besser vorbereitet waren. Die Überfahrt von Spanien hatte einen Monat gedauert. Sie hatten Unwetter und Gegenwinde ertragen. Einige Männer waren gestorben, andere waren erkrankt und fühlten sich sehr schwach. Außer einigen Einheiten, die sich im Krieg von Granada geübt hatten, waren die meisten Truppen neu angeworben, und viele Soldaten sprachen nur Galizisch oder Baskisch und verstanden kein Kastilisch. Er brauchte Zeit.
    Aber die gab es nicht. Der junge König sehnte sich ungeduldig nach dem Kampf, und am 26 . Mai, nur zwei Tage nach der Ankunft von Gonzalo Fernández de Córdoba in Messina, brachte die Flotte Requesens’ zusammen mit der Vilamarís die Truppen über die Meerenge von Messina und lud sie in Reggio aus. Die Wiedereroberung des Königreichs begann.
     
     
    Am 6 . Juli befand sich Ferrandino wieder an Bord der
Santa Eulalia
, während die von Requesens und Vilamarí befehligte Flotte zur Hauptstadt des Königreichs fuhr. Der junge Monarch wusste, dass viele

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