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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Joan. Es tut mir leid«, antwortete Anna mit trauriger Stimme. Nach einigem Zögern fügte sie hinzu: »Aber wenn es dazu käme, gebt Ihr mir dann Euer Wort und schwört, dass Ihr nichts anderes als eine Umarmung oder einen Kuss von mir verlangt?«
    »Ja! Natürlich, ja! Ich schwöre es!«

95
    E s war eine warme Nacht. Die Fenster in den Häusern Neapels standen offen, um eine frische Brise hineinzulassen, und die Gespräche der Nachbarn waren überall auf den Straßen zu hören.
    Joan wartete ungeduldig im Schatten der Gasse. Annas letzte Worte hatten ihn angespornt. Das Wagnis war groß, denn obwohl die schwachen Lichter der Öllampen nacheinander in den Fenstern erloschen, blieben immer noch die Sterne und ein Halbmond übrig, der in wenigen Minuten über der Gasse aufsteigen würde. Er betete. Es verlangte ihn so sehr danach, dass sie ihn erhörte! Er wusste, dass er die Trennung von ihr nicht ertragen könnte, ohne sie noch einmal zu sehen. Doch später, nach Mitternacht, als sein Herz aufgeregt pochte, erspähte er eine leichte Bewegung an den Jalousien des zweiten Stocks und dann etwas, das langsam herabsank. Es war das Seil! Gewandt kletterte Joan nach oben, wo sich die beiden sofort wortlos in die Arme fielen. Diesmal führte Anna ihn auf Zehenspitzen zu ihrem Schlafzimmer im ersten Stock.
    »Joan, denkt an Euer Versprechen, mich zu respektieren«, flüsterte sie ihm zu, bevor sie aufs Bett sanken.
    Aber er erinnerte sich an Antonellos Worte. Der Buchhändler hatte ihm ja gesagt, dass solche Versprechen nichts wert waren.
    Es war Sommer, sie waren leicht angezogen, und Joan spürte an seinem Körper den erhitzten Körper Annas. Sie setzte Grenzen fest und schob seine Hand beiseite, wenn seine begierigen Finger zu weit vordrangen. Sie raunte: »Erinnert Euch, was Ihr versprochen habt!«
    Joan seufzte, bat um Verzeihung und fügte hinzu, dass er es einfach nicht verhindern könne, um nach wenigen Augenblicken zu den verbotenen Regionen zurückzukehren. Als er ihr Kleid aufknöpfte, um an ihre Brüste zu gelangen, gab es ein heftiges Gerangel. Schließlich jedoch gestand Anna ihre Niederlage mit einem Seufzer ein. Joan küsste gierig diese schwellenden Hügel und ihre aufgerichteten Brustwarzen, ganz wie es ihm gefiel. Er war berauscht vor Leidenschaft. Sie seufzte und bebte, während sie versuchte, seine Zärtlichkeiten zu erwidern. Bald genügte das nicht mehr, und er begann, mit den Händen zu ihrem Bauch hinunterzugleiten. Anna wollte ihn zurückweisen und schob ihn beiseite. Es kam zu einem weiteren sanften Ringen des Verlangens. Sie erinnerte ihn flüsternd an sein Versprechen, warf ihm Vertrauensbruch vor, doch er stöhnte, dazu sei er unfähig, das könne er nicht. Er suchte Trost, indem er ihr rundes Gesäß streichelte und drückte, ohne dass sie sich widersetzte. Aber bald kehrte er zum Schamberg zurück, und als er endlich – immer behutsam, aber hartnäckig – ihren Widerstand überwinden konnte, drang er in sie ein, in das sanfte Paradies mit den warmen Säften.
    »Nein, bitte nicht, Joan!«, murmelte Anna, die sich ihm jedoch schon hingab, als er in sie eindrang.
    Nie hatte er etwas Ähnliches empfunden. Er war in ihr! Sie gehörte ihm! Sie hatte sich ihm hingegeben! Sie war seine Frau! Sie streichelten sich und bewegten sich stürmisch im Rhythmus ihrer Seufzer, bis sie zur Ekstase gelangten und fühlten, dass sie in etwas schrecklich Sanftem erstarben, als ein ungestümer Strom aus ihm hervorbrach, um sie zu erfüllen.
    Sie blieben lange Zeit liegen, er auf ihr, während sich sein Keuchen zu einem sanften Atmen beruhigte und dann beinahe nicht mehr zu hören war. Sein Gewicht störte sie offenbar nicht, doch er rutschte neben sie und nahm sie in die Arme.
    »Joan«, flüsterte sie. »Wir werden uns nie wiedersehen.«
    Er hatte ein Gefühl, als rammte man ihm einen Dolch in die Brust. Ein paar Augenblicke zuvor hätte er sein Leben dafür hingegeben, sie zu besitzen, er ersehnte nichts anderes, und wenn ihm ein böser Geist seinen Wunsch unter der Bedingung gewährt hätte, dass er danach tot umfallen würde, hätte er eingewilligt. Aber jetzt wollte er mehr, er wollte sie für das ganze Leben. Es kam nicht auf den Preis an. Er wollte nicht antworten und küsste sie stattdessen. Die Zeit war tragisch kurz, und er wollte sie nicht mit einem Streit vergeuden. Er würde nicht aufgeben. Anna musste ihm gehören.
    Diesmal bot sie sich ihm kampflos dar, und sie liebten sich mit der Verzweiflung

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