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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Art, wie sie sich bewegte, waren für Joan das Schönste auf der Welt, und wenn er zum Brunnen ging, sehnte er sich danach, dass sich ihre Blicke begegneten und dass sie hierauf ihre kurzen, aber innigen Gespräche auf der Gasse führten. Wenn sich ihre Augen trafen, bekam der Junge keine Luft mehr, und sein Herz, das schon schneller klopfte, schien vor Freude zu zerspringen. Manchmal half er ihr, den Krug zu tragen, und wenn sich ihre Hände mehr als notwendig berührten, glaubte er vor Glück zu platzen.
    Er überzeugte den Herrn mit dem geheimen Einverständnis seiner Frau, dass sie ihn weiter mit der Arbeit beauftragte, Wasser für die Werkstatt zu holen. Joan seufzte erleichtert auf. Er müsste auf den schönsten Augenblick jedes Tages nicht verzichten.
     
     
    »Dir gefällt die Tochter des Juweliers, nicht wahr?«
    Bartomeus Frage überrumpelte Joan. Der Junge erschrak. Er hatte weiterhin ein enges Verhältnis zu dem Kaufmann, der sich gewissermaßen als Beschützer der Brüder fühlte. Sonntags trafen sie sich in der Santa-Anna-Kirche, und wenn er aus Geschäftsgründen die Corrós aufsuchte, stieg er immer ins Obergeschoss hoch, um ihn zu begrüßen. Diesmal sagte ihm Bartomeu, er wolle mit ihm reden, und er lud ihn zu einem Spaziergang ein.
    »Woher wisst Ihr …?«
    »Die Stadt ist kleiner, als es scheint. Ständig sehen tausend Augen zu, und die Leute reden.«
    »Aber wir bemühen uns, diskret zu sein.«
    »Gesten sagen mehr als Worte.«
    »Und was ist Schlechtes dabei?«
    »Also sie gefällt dir, nicht wahr?«
    Der Junge nickte zustimmend.
    »Es tut mir leid, doch ich habe dir etwas auszurichten.«
    »Worum geht es?«, erkundigte sich Joan beunruhigt.
    »Ich bin ein Freund ihres Vaters, und er weiß genau, dass ich dich oft sehe.« Bartomeu machte eine Pause. »Er lässt dir bestellen, dass er gerade einen Ehemann für seine Tochter sucht und dass sie bald verlobt sein wird.«
    »Und was meint er damit?«
    »Dass du nicht auf seiner Liste stehst.«
    Joan hatte noch gar nicht daran gedacht, Anna zu heiraten. Er empfand es als reines Glück, sie zu sehen und mit ihr zu plaudern, und er genoss ihr strahlendes Lächeln, wenn sie ihn erblickte. Die Vorstellung, dass Anna einen anderen Mann heiratete, erschien ihm unerträglich.
    »Warum nicht?«, fragte er, selbst wenn er die Antwort nicht hören wollte.
    Bartomeu seufzte und machte eine unwillige Geste.
    »Pass auf. In dieser Welt gibt es verschiedene Stände, und die Leute heiraten innerhalb ihrer gesellschaftlichen Schicht. Annas Vater ist ein erfolgreicher Juwelier. Er hat ein einträgliches Geschäft, und außerdem ist er ein Kaufmann, der Waren verkauft und importiert. Er möchte einen solchen Mann für seine Tochter haben, wie es der Sohn der Corrós wäre, und keinen Lehrling.«
    »Aber ich bleibe nicht immer Lehrling. Eines Tages bin ich Buchhändler wie der Herr«, widersprach Joan und warf sich stolz und beleidigt in die Brust.
    »Vielleicht schaffst du es«, antwortete Bartomeu. »An Fähigkeiten fehlt es dir nicht. Aber wenn man einen Herrn hat, ist es ein weiter Weg bis dahin, dass man selbst ein Herr wird, und nur sehr wenige können ihn bewältigen. Wenn du es irgendwann schaffst, ist Anna bestimmt schon verheiratet und hat Kinder. Mosén Roig lässt dich wissen, dass seine Tochter für dich unerreichbar ist.«
    Sie liefen schweigend weiter, und nachdem sie die zweite Stadtmauer hinter sich gelassen hatten, kamen sie zum Fleischmarkt an der Rambla, wo die Verkäufer die vorzügliche Qualität ihrer Ware schreiend anpriesen und die Käufer sie mit kritischen Blicken musterten.
    »Ich kann nicht leben, ohne sie zu sehen«, gestand Joan dort und seufzte.
    Bartomeu schüttelte missmutig den Kopf.
    »Es ist schlimmer, als ich dachte«, meinte er und lief die Rambla weiter hinauf.
    Ohne ein Wort zu sagen, gingen sie bis zur Porta Ferrissa. Dort blieb Bartomeu stehen, drehte sich zu Joan um und sagte: »Pass auf. Ich erkläre dir, was du tun musst, wenn du sie weiterhin sehen willst.«
    »Was denn?«, fragte Joan hoffnungsvoll.
    »Sag mir, dass du die Mitteilung verstanden hast und dass du nie wieder mit ihr redest.«
    »Aber das kann ich nicht!«
    »Wenn du es nicht tust, wird ihr Vater sie einsperren. Dann darf sie das Haus nicht verlassen. Sie kommt nicht mehr zum Brunnen, man wird die Magd schicken. Verstehst du?«
    Joan begriff es auf der Stelle. Wenn er darauf verzichtete, mit ihr zu sprechen, wenn er vortäuschte, dass ihm Anna gleichgültig

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