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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Mügge
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Versprechungen zuflüsterte. Die graue Röte des Tages erhellte schon den Vorplatz und kämpfte mit dem verblassenden Mond, als sie die Tür erreichten.
»Gute Nacht, Jungfer Mary«, sagte Stureson lächelnd. »Glauben Sie, daß ich Ihr bester Freund bin, und mag mein Bild nicht ganz in Ihren Träumen fehlen.«
Mary zog sich eilig zurück, Stureson schloß die Tür und auch das Fenster, das er zum Ausstieg benutzt hatte, und stieg dann in seine Kammer hinauf. Dort warf er sich aufs Bett, wo er bald fest einschlief.
Am nächsten Morgen trat der Sorenskriver seine Reise an, und niemand wäre imstande gewesen, ein Zeichen über die Vorgänge dieser Nacht an ihm zu entdecken. Er war heiterer als je zuvor und ließ es an Scherz und Lustigkeit nicht fehlen, als er mit Hvaland beim Frühstück saß.
Der Kaufmann schien seinerseits in nicht geringerer guter Laune zu sein, und bis das Boot bereit lag, das den werten Gast nach Lenvig bringen sollte, wurde das Freundschaftsverhältnis der beiden Männer durch manchen guten Trunk, nochmals besiegelt.
Mary ließ sich nicht blicken. Eine der Mägde des Hauses sagte, daß die Jungfer an Kopfweh und Hitze leide und deswegen nicht aufgestanden sei.
Christie Hvaland rieb sich dabei nach seiner Gewohnheit die Nase und lächelte schlau nach dem Landrichter hinüber. »Bah«, rief er, »werdet sie wohlauf finden, wenn Ihr wiederkommt, Stureson! Mädchen haben ihre Launen! Mag sein, daß Mary zu spät spazierenging und von zu starker Erhitzung eine Erkältung davontrug oder, wenn es nicht wahr ist, daß sie wenigstens so sagt.«
Stureson blickte ihn prüfend an, der Kaufmann nickte ihm schelmisch zu. »Na, laßt es gut sein«, sagte er zu dem Landrichter, »Mädchen sind Mädchen, jede will ihre Zeit haben. Kommt, sobald Ihr könnt, und wir wollen weiterreden.« Damit nahmen sie Abschied.
Das Boot schwamm den langen Sund hinab, der nach Lenvig führt, und zum letzten Male fiel Sturesons Blick auf die hohe Klippe in der Tiefe der Bucht, den Schauplatz seiner raschen Tat. Er starrte eine Minute lang darauf hin, dann wandte er sich ab und sah ins Wasser. »Der Narr«, murmelte er vor sich hin, »der lächerliche Narr, er ist selbst schuld an seinem Unglück. Aber gut, daß der heilige Stockfleth mich nicht mehr belästigte, er wird seinen frommen Schüler lange suchen können!« Damit war für den Landrichter alles abgetan. Er streckte sich auf das Lager von frischen Birkenreisern aus, das am hinteren Ende des Bootes nach der Sitte als Ruheplatz für ihn bereitet war, und rauchte, behaglich mit den Schiffsleuten plaudernd, bis die Kirche von Lenvig erreicht war.
Hier am Auslade- und Kaufplatz waren mehrere angesehene Männer aus der Umgegend versammelt. Der Vogt von Lenvig lud ihn in sein Haus, und nach den üblichen Höflichkeiten und Bewirtungen warteten ein paar Pferde, welche auf ihren Packsätteln die Reisekoffer des Sorenskrivers trugen, um sie über die felsige Halbinsel am Malanger Fjord zu tragen. Ein anderes Pferd trug Stureson, das Boot aber ging mit den größeren Kisten weiter, der Jacht nach, die, wie der Sorenskriver zu seiner Zufriedenheit erfuhr, in letzter Nacht mit seiner Habe beladen durch den Sund gefahren war und vor seinem Hause Anker geworfen hatte.
Nach einem zweistündigen Ritt über hohe Felsen und durch enge Felsentäler lag der Malanger Fjord vor Stureson. In der Tiefe einer nach Osten laufenden Bucht wurde ihm das lange rötliche Haus gezeigt, unter dessen Dache er wohnen sollte. Die Küste war grün und flachte sich lieblich ab. Ein ganzer Waldstreif von hohen Bäumen lief wie ein Gürtel an den Fjellen hin und zeigte, daß Holz in Fülle vorhanden sei und daß es Schutz vor den rauhen Winden habe. Ein paar schöne Bäche durchquerten dies Waldrevier und funkelten darin wie glänzende Schlangen, bis sie in donnernden Sätzen und Fällen von der letzten steilen Höhe sprangen und nun sanft dem großen Meerbusen zuströmten. Zwischen diesen Bächen lag die Wohnung des Landrichters; zu beiden Seiten lagen bebaute Felder, Kolonistenhäuser und Fischerhütten, aufsteigender Rauch aus entfernteren größeren Wohnungen und Pfahlwerke in verschiedenen Buchten, aus denen die Masten mehrerer Jachten ragten, kündigten Handelsstellen und Kaufleute an. Der mächtige Fjord mit seinen zahlreichen, tief ins Gebirge dringenden Armen breitete sonnenblitzend sich bis in weite Ferne aus, und wer dies schöne Panorama von Wald, Fels und Meer sah, diese klaren blauen Wasser und

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