Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Mügge
Vom Netzwerk:
diese grünen saftigen Flächen, der hätte schwer glauben mögen, daß dies alles meist acht Monate lang unter Schnee und Eis begraben liegt.
Stureson selbst fand sich überrascht, und je mehr er sich der Küste näherte, um so mehr erheiterte sich sein Gesicht. Da sah er Gärten, die sein Haus umgaben, da sah er Blumen blühen und Bäume stehen, da entdeckte er eine Art Glashaus, das sein fleißiger Vorgänger angelegt und mit Mühe und Kosten erhalten hatte. Kleine bebaute Felder schlossen sich dem Gartenraum an. In einem eingehegten Plätzchen blühten Erbsen, in einem anderen war der Roggen hoch aufgeschossen, hohe Brombeer- und Himbeerhecken mischten sich mit Stachel- und Johannisbeerbüschen, und vor dem Hause sah er schon einen Teil seiner Habe aus der Jacht, die dicht am Bollwerk lag, herausgeschafft und ihn erwartend.
Den ganzen Tag über und die folgenden hatte er vollauf zu tun, um die ersten Einrichtungen zu treffen. Er fand das Haus, wie Hvaland es ihm beschrieben, sehr geräumig und wohnlich. Die doppelten Balkenwände waren fest und in bester Ordnung, und bald kamen aus Lenvig und Tromsöe einige Arbeiter, welche nach Sturesons Anordnungen änderten und besserten, was er wünschte. Er hatte Tapeten mitgebracht und ließ die besten Gemächer damit neu bekleben, und als er mit bunten Decken die Fußböden belegte, Bilder in Goldrahmen an die Wände hing, seine neuen Möbel, Spiegel, Sofas und weiche Armstühle aufstellte, waren die Leute überzeugt, der König in Stockholm könne nicht schöner und stolzer wohnen als ihr Sorenskriver am Malanger Fjord.
Sturesons rasche Tatkraft zeigte sich auch bald in der Art, wie er seine Geschäfte ergriff. Ein Landrichter in diesem wenig bewohnten ausgedehnten Lande kann nicht stillsitzen und warten, bis die Rechtsuchenden zu ihm kommen. Er muß reisen, bald dahin, bald dorthin, bald über wilde Gebirge, bald über wildes Meer. Der Sorenskriver am Malanger Fjord hatte auf zwanzig Meilen Gericht zu halten und Recht zu sprechen, und dies tat er mit überraschender Geschwindigkeit. In wenigen Tagen besaß er Pferde und Boote, hatte er Ruderer und Diener, Hausleute und Mägde gemietet. Er knickerte nicht am Lohn, aber er befahl kurz und streng und verlangte schnellen pünktlichen Gehorsam.
Nun fuhr er zwei Wochen lang nach allen seinen Gerichtsstellen, und überall hinterließ er den Ruf, daß er ein Mann sei, dem der Hut fest auf dem Kopfe sitze und der auf seinen Beinen zu stehen wisse. Alle Geschäfte wurden schnell abgemacht, was liegengeblieben war, aufgeräumt. Der große kraftvolle Mann mit stolzem ernstem Blick und gewaltiger Stimme war ganz geschaffen, um Furcht vor seiner Weisheit zu erwecken und einen Salomo darzustellen.
Die reichen Kaufleute und Landbesitzer fanden jedoch den Sorenskriver ebenfalls meist nach ihrem Sinne, denn in ihren Häusern und bei ihren Festen war er ein munterer Gesellschafter, der mit Verstand von allen Dingen zu sprechen und viel zu erzählen wußte. Daß er aus alter Familie war, Verwandte hatte, die im Storthing saßen und im Staatsrat mitsprachen, vermehrte sein Ansehen, und Stureson selbst besaß etwas in seinem Wesen, das nicht leicht eine derbe und dreiste Gleichstellung aufkommen ließ. Mit wem er auch trinken und scherzen mochte, er hielt eine Kluft offen und vergab seinem Ansehen und seinen Ansprüchen so leicht nichts.
Bei seinen Reisen war er mehrmals auch in der Nähe von Hvalands Besitzung gewesen, aber er war vorübergefahren, ohne einen Besuch zu machen, der seinen Berechnungen nach noch nicht an der Zeit war. Er hatte gehört, daß der Missionar noch immer dort verweile, und fühlte eine innere Scheu, mit Stockfleth zusammenzutreffen; auch wollte er Mary Zeit lassen, in Einsamkeit Trost und Beruhigung zu finden. Endlich aber war er gewiß, daß, je länger er zögerte und je mehr der Kaufmann von seiner eifrigen Amtsführung höre, um so höher auch seine Zuneigung steigen werde.
Inzwischen sammelte er bei seinen neuen Bekanntschaften Nachrichten über Christie Hvalands Umstände, und was er vernahm, war lockend genug. Daß Christie einer der schlauesten sei, die je mit den Herren in Bergen und mit Lappen und Quänen gehandelt, wurde ihm ebensowohl gesagt, wie daß er seine Taschen voll habe. Männer, denen Glauben zu schenken war, schätzten sein Vermögen wenigstens auf zweihunderttausend Spezies, und Stureson fand es höchst lächerlich und abgeschmackt, daß so viel Geld auf einer öden Klippe von einem

Weitere Kostenlose Bücher