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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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der Religion trägt und nicht nur, um den Kopf warm zu halten oder ihn vor der Sonne zu schützen.»
    «Aha. Na, ich muss mich um Jackie kümmern. Komm rein, wenn du willst.»
    «Tja, ich …» Aber er folgte ihr doch ins Haus und in die Küche, wo Jackie mit einem Glas Milch am Tisch saß. «Schmeckt’s, Jackie? Magst du Milch?», erkundigte er sich, um etwas zu sagen.
    Der Kleine nickte scheu und leerte das ganze Glas, als wolle er es ihm damit beweisen.
    «Und jetzt rauf mit dir und gebadet», sagte Leah. Gehorsam stand der Junge auf und ging zur Treppe. «Willst du dem Mann nicht gute Nacht sagen?», rief sie ihm nach.
    Er kam zurück und ging zu Akiva. Abermals streckte er die Hand aus. «Gute Nacht», wünschte er.
    «Mann, du hast ihn wirklich gut erzogen», sagte Akiva bewundernd.
    «Ich gebe mir Mühe. Was ist, möchtest du eine Tasse Kaffee? Er ist schon fertig. Ich trinke ihn sonst immer, wenn Jackie seine Milch trinkt.» Sie stellte zwei Tassen auf den Tisch und dazu einen Teller mit Plätzchen. «Nur zu, nimm dir», drängte sie. Und als er zögerte, sagte sie lächelnd: «Keine Angst, sie sind koscher. Ich habe sie selbst gebacken.»
    «Wirklich?» Er griff nach einem Keks. «Wieso kochst du koscher?»
    «Weil ich es so gelernt habe.»
    «Und warum findest du das hier dann komisch?» Er tippte an die gehäkelte jarmulke auf seinem Kopf.
    Sie grinste. «So koscher bin ich nun auch nicht erzogen worden.»
    Er grinste zurück, kein bisschen gekränkt. «Hast du die ganze Zeit hier in der Stadt gewohnt?», fragte er.
    «Ja, bis auf die Jahre, als ich auf dem College war.»
    «Ist dein Mann auch von hier? Kenne ich ihn vielleicht sogar? Ich meine, ist es einer von unserer Schule?»
    Sie schenkte Kaffee ein. «Er kommt eigentlich aus Boston. Goldstein, Fred Goldstein. Kennst du ihn?»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Wir haben uns letztes Jahr scheiden lassen», erklärte sie leichthin.
    Er hatte sie so gesehen, wie er sie von der High School kannte. Jetzt musterte er sie aufmerksam. Sie sah nicht besonders gut aus, wie er fand, sogar beinahe unscheinbar. Doch ihr Gesicht verriet eine Selbstbeherrschung und Sicherheit, die er merkwürdig fand. Sie hatte eine hohe Stirn und breite Wangenknochen, doch da ihre braunen Augen ebenfalls weit standen, war ihr Gesicht nicht unproportioniert. Er stellte fest, dass kaum etwas Feminines an ihren Zügen war, außer der sanft gerundeten Wangenlinie, die zu einem energischen Kinn verlief. Sie starrte ihn ebenso aufmerksam an, und er senkte den Blick.
    «Mann, das muss schwer für dich gewesen sein», sagte er. «Mit dem Kind und so. Das tut mir Leid.»
    «So was kommt immer wieder vor», antwortete sie achselzuckend. «Die Hälfte meiner Mitschülerinnen, die geheiratet haben, sind entweder geschieden oder leben getrennt. Jedenfalls kommt es mir so vor. Das ist diese Zeit. Die Menschen brauchen einander nicht mehr.»
    «Was willst du damit sagen?»
    «Es stimmt wirklich. Die Männer haben immer geheiratet, weil sie eine Frau brauchten – eine Frau, die für sie kochte, putzte und nähte, mit der sie ins Bett gehen konnten. Heutzutage ist es ein Kinderspiel, sich selbst zu versorgen. Man braucht bloß was aufzuwärmen, das man fertig gekocht im Laden kauft. Und kein Mensch flickt heute noch. Das ist nicht mehr nötig. Wer stopft heute noch seine Socken? Und Sex ist auch leicht zu haben. Warum sollte ein Mann heiraten?»
    «Wie ist es aber mit den Frauen? Die müssen doch immer noch heiraten, oder?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nicht mehr als die Männer. Früher brauchten sie einen Mann, der sie versorgte, während sie ihm den Haushalt führte. Jetzt können sie arbeiten gehen. Und die Hausarbeit ist so vereinfacht, dass sie auch, wenn sie von neun bis fünf arbeiten, trotzdem noch für sich selbst kochen und waschen können. Als die Menschen einander brauchten, neigten sie eher dazu, zusammenzubleiben. Heutzutage heiraten sie, weil sie sich einfach haben wollen. Und wenn sie sich nicht mehr haben wollen, gibt es keinen triftigen Grund mehr für ein weiteres Zusammenleben, vor allem, weil man gewöhnlich aufhört, einen Menschen haben zu wollen, sobald man anfängt, einen anderen haben zu wollen.»
    «Ist es bei dir auch so gewesen?», fragte er.
    Sie lächelte verkniffen. «Was glaubst du denn? Er hat wieder geheiratet, sobald die Scheidung rechtskräftig wurde.»
    «Und der Junge, vermisst er seinen Vater nicht?»
    «Natürlich vermisst er ihn, aber darüber kommt er bald

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