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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Ich kann kaum schlucken, und ich glaube, ich habe Fieber.»
    Er langte hinüber und legte ihr die Hand auf die Stirn. «Du bist tatsächlich ein bisschen heiß. Die warme Suppe wird deine Halsschmerzen lindern. Bringen Sie ihr etwas Suppe, Hilda.»
    Bill Safferstein hatte eine angenehme, einschmeichelnde Art, die so wirkte, als wisse er tatsächlich genau, was für den anderen gut sei, und als würde er nichts lieber tun, als ebendas für ihn zu besorgen. Er war groß, gut aussehend, mit gewelltem schwarzem Haar, das er im Nacken modisch lang trug. Wenn er lächelte, und das geschah oft, zeigte er ebenmäßige weiße Zähne. Seine angenehme Art, sein gutes Aussehen und nicht zuletzt eine ganze Portion Glück hatten ihn zu einem außerordentlich erfolgreichen Immobilienmakler werden lassen.
    Seine Frau jedoch war, im Augenblick wenigstens, für seinen Charme unempfänglich. Normalerweise kühl, graziös und elegant, mit dem schmalen Kopf des Berufsmannequins, litt sie jetzt so starke Schmerzen, dass ihr Gesicht hager wirkte und tiefe Falten aufwies.
    Ungehalten schüttelte sie den Kopf. «Nein, wirklich nicht. Ich möchte nur ein bisschen Tee, und dann gehe ich wieder ins Bett.»
    «Vielleicht sollten wir den Arzt rufen», meinte er beunruhigt.
    «Ach, lieber nicht. Außerdem, wo soll man am Mittwochnachmittag einen Arzt hernehmen?»
    «Ich rufe Al Muntz zu Hause an. Vielleicht erreiche ich ihn, bevor er zum Golfspielen fährt, oder was sonst Ärzte am Mittwochnachmittag treiben.» Abrupt stand er auf und ging zum Telefon im Flur. Er dachte, seine Frau müsse sich wirklich krank fühlen, sonst hätte sie nicht geduldet, dass er den Arzt anrief.
    Kurz darauf kam er zurück. «Al ist zu einer Konferenz nach Boston gefahren und bleibt den ganzen Nachmittag fort, aber seine Frau wird es ihm ausrichten. Sie meint, dass er am Abend noch vorbeischauen wird.»
    «Ich glaube wirklich nicht, dass ich einen Arzt brauche», erwiderte Mona, jedoch ohne echte Überzeugung.
    «Das mag sein, Liebling, aber ich fühle mich wohler, wenn Al Muntz dich untersucht.» Er ging seinen Mantel aus dem Flurschrank holen.
    «Musst du wirklich fort?», erkundigte sie sich klagend.
    «Ich habe einen Termin bei der Bank. Aber ich werde versuchen, möglichst früh nach Hause zu kommen.»
    «Ja, und dann fährst du abends zu Chet», jammerte sie.
    «Nein. Heute bleibe ich zu Hause.»
    Sofort zeigte sie sich reumütig. «Oh, aber meinetwegen ist das nicht nötig.»
    «Ich will es aber.»
    «Aber du freust dich doch immer so auf die Mittwochabende bei Chet», beharrte sie. «Und du sagst, dass sie dir helfen. Ich möchte, dass du hingehst.»
    «Nein. Chet wird ihnen heute von meinem Angebot für den Coralsky-Block berichten, da ist es besser, wenn ich nicht anwesend bin. Außerdem habe ich so ein Gefühl, dass Aptaker sich heute Abend meldet, deswegen möchte ich zu Hause sein, damit ich gleich rüberfahren und mir seine Unterschrift für den Vertrag holen kann.»
    «Du und deine Gefühle! Was ist mit dem Sohn?»
    Safferstein lachte übermütig. «Sein Sohn ist wie mein Schwager.»
    Sie lächelte mühsam. «Aber er hat einen Sohn.»
    «Klar, doch der ist in Pittsburgh oder Philadelphia oder sonst wo. Wenn der sich für den Laden interessierte, wäre er schon längst zurückgekommen.»
    «Und wenn er nun doch kommt?», fragte sie.
    «Wird er nicht. Dies ist das größte Ding, das ich mir jemals vorgenommen habe. Es muss einfach klappen.»
    «Ist es nicht zu groß für dich, Bill?», fragte sie besorgt. «Du hast dich doch nicht übernommen, oder?»
    «Keine Sorge», antwortete er ein bisschen zu schnell. «Ich habe dieses Gefühl, weißt du.»

11
    Am Nachmittag wanderte Akiva von einem Ende des Strandes zum anderen und erneuerte seine Bekanntschaft mit der Küste. Es war Ebbe, und nach einer Weile zog er Stiefel und Socken aus und hängte sie sich an den verknoteten Schnürsenkeln über die Schulter. Er ging am Wasser entlang, ließ die Zehen im feuchten Sand spielen und genoss die weiche Kühle. Er kam zu den Felsen der Landzunge, glatte, runde Buckel, hier und da von tiefen, schmalen Kanälen durchzogen, in die das Wasser sogar jetzt, bei Ebbe, hineinflutete und beim Zurückweichen der Wellen zögernd wieder herausgesogen wurde. Die Wellen hatten kleine Teiche in den Vertiefungen der Felsen hinterlassen, in denen gelegentlich eine winzige Elritze gefangen war und hin und her schoss, bis eine Welle kam, die hoch genug auflief, um sie wieder zu

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