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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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natürlich zu Hause an, als er von den Kaplans kam. Er wollte alle Einzelheiten wissen.»
    «Was hat denn der damit zu tun?»
    DiFrancesca war verlegen. «Er findet anscheinend, dass die Klinik durch diese Angelegenheit Schaden erleiden könnte. Wenn mit Schmutz geworfen wird, meint er, könnte auch an uns anderen etwas davon hängen bleiben. Tatsächlich hat Kestler mir vorgeworfen, ich versuchte Sie zu decken, weil wir … na ja, Kollegen seien.»
    «Das ist doch lächerlich, John!», erwiderte Cohen hitzig. «Was ist denn mit den anderen Ärzten am Krankenhaus? Die sind doch auch meine Kollegen. Schadet es denen etwa auch?»
    «Sie wissen doch, wie es ist, Dan. Wenn man sich einen Besitz erarbeitet hat, wie Al Muntz ihn an der Beachcroft Road bewohnt, und einen Cadillac fährt, den man alle zwei Jahre gegen einen neuen eintauscht, wird man überempfindlich, möglicherweise sogar ein bisschen paranoid.»
    «Dazu hat er keinen Grund», erklärte Cohen kurz und knapp. Aber er war beunruhigt.
    Sowohl Al Muntz als Dr. Kantrovitz waren den ganzen Vormittag im Krankenhaus, aber zum Mittagessen kamen sie zurück. Die vier Ärzte gingen gemeinsam zum Lunch, doch weder unterwegs noch während der Mahlzeit brachte einer von ihnen das Gespräch auf den Fall. Erst als sie ihren Kaffee tranken, sagte Muntz: «Übrigens, wegen dieser Kestler-Sache, Dan. John meint, es könnte zu einer allergischen Reaktion gekommen sein. Was haben Sie verschrieben?»
    «Limpidine 250 . Viermal täglich, fünf Tage lang.»
    «Steht das auf der Flasche, John?», erkundigte sich Kantrovitz.
    «Hm-hm.»
    «Gegen eine Infektion der Harnwege?» Kantrovitz überlegte, dann nickte er. «Haben Sie ihn gefragt, ob er allergisch dagegen ist?»
    «Also hören Sie, Ed!»
    «Was ist – haben Sie ihn gefragt?»
    «Nein, habe ich nicht», antwortete Cohen. «Das war nicht nötig. Ich hatte ihn wenige Monate zuvor schon einmal damit behandelt.»
    «Trotzdem sollte man sich jedes Mal erkundigen – für alle Fälle und um sich abzusichern.»
    «Ich war nicht daran interessiert, mich abzusichern», gab Cohen zurück. «Ich war ausschließlich daran interessiert, meinen Patienten zu behandeln.»
    «Kein Grund zur Aufregung, Dan», sagte Al Muntz beruhigend.
    «Wir wollen Ihnen ja nur helfen», erklärte Dr. Kantrovitz.
    «Helfen – wie? Der Mann ist tot. Wollen Sie etwa behaupten, Ihnen wäre noch nie ein Patient gestorben?»
    «Natürlich nicht. Das ist nicht mehr zu ändern. Unsere Sorge gilt jetzt ganz allein Ihnen. Wie uns John sagte, besteht die Gefahr, dass es zu einer Klage wegen falscher Behandlung kommt.»
    «Na und? Ich bin versichert.»
    Muntz nickte. «Selbstverständlich. Aber John hat das Gefühl, dass Kestler mit seinen Beschuldigungen hausieren geht. Tatsächlich hat mir Chet Kaplan gesagt, dass er schon bei der Beerdigung entsprechende Äußerungen getan hat.»
    «Na und?»
    «Das könnte sich für uns alle negativ auswirken.»
    «Wieso denn?»
    «Ach, Dan, Sie wissen doch! Viele Leute haben komische Ansichten über eine Klinik», antwortete Muntz vage.
    Ed Kantrovitz war ein hagerer, ernsthafter Mann, der nicht sprach, sondern statuierte. «Betrachten Sie es doch mal so, Dan», begann er. Die Lippen geschürzt, ordnete er seine Gedanken. «Jemand erzählt Ihnen, dass jemand gestorben ist. In diesem Fall werden Sie sich doch höchstwahrscheinlich zuerst danach erkundigen, wer der Arzt des Verstorbenen war. Angenommen, er sagt nun, es sei einer von der Klinik. Dann könnte man ohne weiteres vermuten, dass es Al wäre, oder ich, oder John …»
    «Oder ich», ergänzte Cohen. «Und wenn es hieße, es sei ein Arzt vom Krankenhaus gewesen, dann könnte es einer von hundert Ärzten sein.»
    «Ergehen wir uns nicht in Hypothesen», schlug Muntz vor. «Im Augenblick geht es um Kestler.»
    «He-e!» Kantrovitz schnalzte mit den knochigen Fingern. «Ist dieser Kestler nicht der Mann, von dem Sie mir vor einiger Zeit erzählt haben, Dan? Der Kerl, der Sie vor Gericht verklagt hat?»
    «Ja, das ist er. Als ich meinen Zaun gezogen hatte, behauptete er, das Ding stünde auf seinem Grundstück.»
    Muntz starrte ihn an; seine Quellaugen wirkten, als wollten sie ihm aus dem Kopf fallen. «Und Sie haben ihn trotzdem behandelt?»
    «Nun, er fand keinen anderen Arzt, und das hatte ja nichts mit der Klage zu tun.»
    Dr. Muntz schüttelte bedächtig den Kopf. «Ich hätte Sie für klüger gehalten, Dan.»
    «Also, was haben Sie gegen …»
    «Man behandelt keinen

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