Am Mittwoch wird der Rabbi nass
Hände gelegt, starrte er zur Decke empor. «Diesen Jungen, den Arnold, warf er vor zwei, drei Jahren hinaus, weil er die Hand in die Kasse gesteckt hatte.»
«Nein!»
«O doch. Der Junge trieb sich damals in den Nightclubs und Spielkasinos von Revere herum und hatte Schulden gemacht, die er mit einem Schuldschein beglich. Wahrscheinlich drängte man ihn zur Einlösung des Scheins und bedrohte ihn sogar. Wenn man bei diesen Kerlen nicht bezahlt, brechen die einem Arme und Beine. Ich vermute, dass Arnold deswegen Geld aus der Kasse genommen hat, und der Alte hat ihn dabei erwischt und rausgeworfen.»
«Wieso habe ich nichts davon erfahren?»
«Weil Sie damals in Washington waren, bei dem FBI-Auffrischungskurs, für den ich der Stadt das Geld abgeluchst hatte.»
«Ach so. Und was war dann? Ist Aptaker zu Ihnen gekommen?»
«Zunächst nicht. Marcus Aptaker löste den Schuldschein ein und sagte dem Geldeintreiber, er wolle ihn nie wieder in seinem Laden sehen.» Der Chief stellte die Füße auf den Boden und richtete sich kerzengerade auf. «Aber diese Typen geben ja nie Ruhe; sie hören nicht auf, die anderen zu ducken. Der Mann lachte ihn aus und erwiderte, der Laden sei ein öffentlicher Platz und er werde kommen, wann immer er Lust dazu habe. Da kam Aptaker zu mir. Er wollte, dass ich den Mann warne. Er werde den Kerl umbringen, wenn er nicht aufhöre, ihn zu belästigen, erklärte er.»
«Was konnte er denn tun, wenn dieser Mann aus Revere war?»
«Der Mann war gerade in unsere Stadt umgezogen. Es war Joe Kestler.»
«Joe Kestler?», fragte der Lieutenant verblüfft. «Ich wusste nicht, dass der in den rackets ist. Ich dachte, er arbeitete mit seinem Alten zusammen, Hypotheken und so weiter.»
«Ich will auch nicht sagen, dass er in den rackets ist», korrigierte Lanigan freundlich. «Er sagte zu Aptaker, er habe den Schuldschein gekauft oder diskontiert.»
«Und was haben Sie gemacht?»
«Ich bin zu Kestler gegangen.»
«Was haben Sie ihm gesagt?»
Lanigan grinste. «Es war wohl weniger das, was ich ihm gesagt habe, als das, was ich ihm seiner Auffassung nach gesagt habe. Ich habe lediglich gesagt, ich wünsche keinen Ärger in unserer Stadt, er sei neu hier, und wenn er in Ruhe und Frieden leben wolle, solle er keinen Streit anfangen. In anderen Städten bedeutete eine derartige Warnung durch den Polizeichef vermutlich, dass er alle möglichen Schwierigkeiten mit den Behörden haben wird, falls er nicht sauber bleibt, dass sein Besitz neu veranlagt wird oder die Leute von der Baubehörde kommen und seine Installationen beanstanden. Jedenfalls, soweit ich weiß, hielt er sich zurück. Wenigstens hat Aptaker sich nie mehr bei mir über ihn beschwert. Schade, dass Kestler nicht weiterhin Abstand gehalten hat, aber ich nehme an, jetzt, wo sein Vater krank war …»
«He, Augenblick mal, Hugh! Wollen Sie sagen … Aber das ist doch drei Jahre her!»
«Ja, aber manche Sachen werden mit der Zeit nur schlimmer», erwiderte der Chief. «Aptakers Sohn kam nicht mehr zurück. Je länger es dauerte, desto größer wurde der Schmerz. Und außerdem – falls Kestler wirklich Abstand gehalten hat, war dies die erste Gelegenheit für Aptaker, sich an ihm zu rächen.»
«Aber das Medikament war nicht für Joe bestimmt, den Mann, mit dem er damals den Ärger hatte, sondern für dessen Vater», wandte Lieutenant Jennings ein.
«Daran habe ich auch gedacht», sagte Lanigan. «Auf dem Etikett der Flasche erscheint jedoch lediglich der Buchstabe J, und der passt auf den Vater und auf den Sohn. Der Vater hieß nämlich Jacob. Wenn also der Vater krank war, wäre dann nicht der Sohn gekommen, um das Medikament abzuholen? Wenn also der Sohn nicht kam, war er möglicherweise selber krank und holte das Medikament nicht ab, weil er es nicht konnte.»
Eban Jennings schüttelte langsam den Kopf. «Das kann ich nicht glauben. Nicht von Marcus Aptaker.»
«Man kann nie wissen, was die Menschen tun werden, Eban. Man kann nie dem Anschein nach urteilen.»
«Aber das ist doch unlogisch», protestierte Jennings. «Aptaker hat vor drei Jahren mit Joe Kestler Streit, also bringt er drei Jahre später dessen Vater um?»
«Aufgrund dieses Streites verließ ihn sein Sohn, Eban, mit dem er große Pläne hatte. Für Marcus ist das Geschäft mehr als eine Einnahmequelle. Für ihn ist es eine Tradition, die Arnold nach ihm fortsetzen sollte. Das ist ein großer Unterschied.»
«Ja, aber woher sollte Marcus wissen, dass diese neuen
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