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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Pillen Mr. Kestler schaden würden? Bitte, beantworten Sie mir das.»
    «Das konnte er natürlich nicht wissen. Nicht mit Bestimmtheit. Laut Doc Cohen wurde das Tetracyclin jedoch für Menschen entwickelt, die auf Penicillin allergisch reagieren. Für einen Apotheker lag es also auf der Hand, dass dieses Medikament verschrieben worden war, weil der Patient kein Penicillin vertrug. In diesem Fall würde eine Penicillinpille großen Schaden anrichten, auch wenn sie den Patienten vielleicht nicht umbringen würde. Eines ist jedenfalls sicher: Der Town-Line Drugstore hat in einer Sache einen Fehler gemacht, in der Apotheker niemals einen Fehler begehen …»
    «Und was haben Sie vor?»
    «Nun, ich glaube, ich sollte Mr. Aptaker ein paar Fragen stellen.»
    «Aber woher wollen Sie wissen, dass Marcus Aptaker selbst den Austausch vorgenommen hat?», fragte Jennings. «Woher wollen Sie wissen, dass es nicht der andere Apotheker war, Ross McLane? Also das ist wirklich ein widerlicher Kerl! Er ist grob und ironisch und hat keine Ahnung, wie man mit Menschen umgeht. Wenn ein Kunde in den Laden kommt, Hugh, wird er ausschließlich von Marcus bedient. Und warum? Weil McLane einfach nicht mit Kunden umgehen kann. Er fährt sie an: ‹Was wollen Sie?› – als hätten sie ihn gestört und er tue ihnen einen Gefallen, wenn er ihnen was verkauft.»
    «Worauf wollen Sie hinaus, Eban?»
    «Ich will damit sagen, wenn im Geschäft Kunden sind, wie es am Mittwoch wegen des bevorstehenden Unwetters der Fall gewesen sein muss, ist immer Marcus vorn im Laden. Während McLane hinten die Rezepte anfertigt.»
    «Aber McLane ist neu hier in der Stadt», entgegnete der Chief.
    «Seit ungefähr einem Jahr», sagte Jennings.
    «Und wir wissen nichts von einer Verbindung mit Kestler.»
    «Das muss nicht heißen, dass es keine gibt. McLane hatte vorher einen Drugstore in Revere. Und Kestler kommt ebenfalls von dort.»
    «Tja …»
    «Hören Sie, Hugh, wenn Sie Ihr Gespräch mit Aptaker noch ein paar Tage aufschieben, könnte ich mich in Revere ein bisschen umhören und sehen, ob ich irgendwas ausgrabe.»
    Lanigan nickte. «Na schön. Einige Tage hat’s wohl noch Zeit. Aber ich wünsche keine langwierige Untersuchung, weil Dr. Cohen so lange den Prügelknaben spielen muss.»

26
    Wäre Dr. Cohen nicht so sicher gewesen, dass Lanigan sein Freund war und ihm helfen wollte, er hätte nicht gewusst, was er davon halten sollte, dass ihm der Polizeichef abgeraten hatte, Aptaker wegen des Irrtums beim Anfertigen des Rezepts zur Rede zu stellen.
    «Lassen Sie mich die Sache erst überprüfen, Doktor», hatte Lanigan gesagt.
    «Aber das verstehe ich nicht. Was gibt’s da zu überprüfen?»
    «Nun, es wurde ein Fehler gemacht. Daran besteht keinerlei Zweifel. Das könnte aus reiner Nachlässigkeit geschehen sein, aber es könnte auch etwas anderes sein …»
    «Zum Beispiel?»
    «Ich weiß es nicht. Das will ich ja gerade herausfinden.»
    «Weshalb kann ich nicht einfach hingehen und es selbst herausfinden?», erkundigte sich Dr. Cohen.
    «Nun, in gewissem Sinn ist die Polizei an diesem Fall auch beteiligt, weil wir die Pillen offiziell in Verwahrung haben. Ja, wir haben sie sogar abgeliefert. Ich bin zum Beispiel gar nicht sicher, ob ich sie Ihnen hätte zeigen dürfen. Ich meine, wenn wir an dem Fall beteiligt sind, dann steht das auch in der offiziellen Akte. Falls Kestler Klage wegen falscher Behandlung erhebt, könnte ein geschickter Anwalt etwa daraus konstruieren, dass Sie mein Arzt sind und ich Ihnen ohne Wissen und in Abwesenheit der anderen Partei und ihres Anwalts Beweisstücke gezeigt habe. Er könnte zum Beispiel durchblicken lassen, wir wären Komplizen beim Austausch der Pillen gewesen. Glauben Sie mir, ich habe schon eine Menge Fälle gehabt, die an so einer Kleinigkeit gescheitert sind. Nein, ich möchte erst einige Erkundigungen einziehen.»
    «Wie lange würden Sie dazu brauchen?», fragte Dan.
    «Ach, ich weiß nicht … Ein bis zwei Tage», antwortete der Chief.
    «Nun, ein paar Tage könnte ich schon warten, aber ich möchte nicht, dass es sich länger hinzieht. Das könnte meiner Praxis schaden.»
    «Ich verstehe. Ich werde sofort anfangen.»
    Cohens erster Impuls beim Entdecken der Wahrheit war es gewesen, Dr. Muntz und seine anderen Kollegen anzurufen und ihnen alles zu erzählen. Nach einigem Nachdenken jedoch entschied er sich zunächst dagegen. Denn erstens nahm er ihnen die Art und Weise übel, wie sie auf die Nachricht von

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