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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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auf die Tatsache, dass er mich verklagen wollte, so merkwürdig reagiert hatten. Eigentlich war das der Grund, warum ich mich überhaupt entschloss, an der Klausur teilzunehmen. Ich bin nicht religiös, aber ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, mal aus allem ganz rauszukommen. Na ja, und als ich kaum wieder zu Hause war, da kam der Anruf von Chief Lanigan.»
    Er berichtete den anderen von seinem Gespräch mit Lanigan und endete: «Kaplan kam also unmittelbar danach vorbei und fragte mich, wie mir das Wochenende gefallen hätte. Und da sagte ich natürlich, dass ich mich großartig fühlte.»
    «Dann hat Kestler also nicht das Medikament bekommen, das Sie ihm verschrieben haben?», fragte Muntz.
    «Nein. Er hat stattdessen Penicillin bekommen.»
    «Und er war allergisch gegen Penicillin?»
    «Hm-hm. Deswegen hatte ich ja Limpidine verschrieben.»
    «Dann hat er wahrscheinlich darauf reagiert, und das kann ohne weiteres die Todesursache gewesen sein», meinte Kantrovitz.
    «Ja, aber nicht auf Dans Verschreibung hin», betonte Muntz.
    «Was haben Sie denn nun unternommen?», wollte Kantrovitz von ihm wissen.
    «Ich wollte natürlich Aptaker aufsuchen und mich mit ihm auseinander setzen, aber Lanigan sagte, da die Polizei in die Sache verwickelt sei, wolle er zunächst alles nachprüfen, deswegen habe ich vorläufig nichts unternommen. Ich hatte erwartet, er würde sofort damit anfangen. Aber als ich nichts von ihm hörte, dachte ich mir gestern auf dem Heimweg, gehst lieber mal beim Drugstore vorbei …»
    «Und?»
    «Und gar nichts», gab Cohen zurück. «Als ich hinkam, hatte Aptaker einen Herzanfall, also brachte ich ihn ins Krankenhaus.»
    «Aptakter liegt mit einem Herzanfall im Krankenhaus?»
    «Ganz recht, er ist mein Patient. Ich kann ihm unmöglich jetzt was davon sagen. Er würde es nicht überleben. Auf jeden Fall würde er einen Rückfall haben.»
    «Aber hören Sie, irgendwas müssen Sie doch unternehmen», sagte Muntz. «Sie können doch nicht länger dulden, dass Kestler sich den Mund über Sie zerreißt, wo Sie restlos rehabilitiert sind. Das könnte Ihrer Praxis schaden, und uns anderen täte es auch nicht gerade gut.»
    «Wissen Sie, was Sie tun sollten?», fragte Kantrovitz feierlich. «Sie sollten sich aus diesem Fall zurückziehen. Sagen Sie Aptaker, er soll lieber einen Herzspezialisten nehmen, Sie hätten das Gefühl, nicht …»
    «Kompetent zu sein?», unterbrach Cohen. «Glauben Sie mir, wenn ich das Gefühl hätte, würde ich ihn sofort an einen Kardiologen überweisen. Aber bisher haben sich keine Komplikationen ergeben. Ich habe ihm eine Diät mit wenig Fett und viel Proteinen verschrieben. Ich beobachte seine täglichen EKGs und Enzymtests und …»
    «Ich meine ja nicht, dass Sie dem Fall nicht gewachsen sind», entgegnete Kantrovitz. «Ich meine nur, Sie sollten ihm das sagen, damit Sie ihn problemlos abgeben können. Dann wäre er nicht mehr Ihr Patient, und Sie können frei handeln.»
    Cohen schüttelte störrisch den Kopf. «Selbst wenn er nicht mehr mein Patient wäre, könnte ich so was nicht tun. Wenn Sie ihn von mir übernähmen, Ed», fragte er, «würden Sie dulden, dass ich ihm sage, er habe sich bei einem Rezept geirrt und dadurch den Tod eines Menschen auf dem Gewissen?»
    «Nein, aber …»
    «Also was wollen Sie tun?», fragte Al Muntz.
    «Ich weiß es nicht. Abwarten, nehme ich an.»
    Dr. Muntz lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schob die Hände in die Hosentaschen. Langsam, verwundert schüttelte er den Kopf. «Wissen Sie was, Dan? Sie haben es wieder mal geschafft.»
    «Was denn geschafft?»
    «Sich mit einem Patienten zu belasten, dem gegenüber Sie gefühlsmäßig engagiert sind.»
    Doch später, als er mit Kantrovitz allein war, sagte Muntz: «Wissen Sie, Ed, Dan ist ein verdammter Idiot, aber ich kann nicht anders, ich bewundere ihn. Er riskiert es, dass seine Praxis in die Binsen geht, bloß weil er einem seiner Patienten nicht wehtun will. Vielleicht ist das schon immer der Nachteil für ihn gewesen: Er glaubt tatsächlich an all den Unsinn, den die Dekane der medizinischen Fakultät ihren Studenten am Anfang verzapfen.»
    «Aber Al, wenn Sie in Dans Lage wären, würden Sie es Aptaker sagen?»
    «Natürlich nicht», antwortete Muntz. «Aber ich wäre gar nicht erst in diese Lage gekommen.»

31
    Mrs. Aptaker betrat das Studierzimmer des Rabbi und setzte sich vorsichtig. Sie sah sich um, betrachtete die Wände voll dicker, ledergebundener Bücher, von

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