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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Antwort genug, und er wollte schon hinausgehen, als Ben Goralsky aus seinem Büro kam und ihn entdeckte.
    «Rabbi Small! Was machen Sie denn hier? Kommen Sie herein.» Zum größten Kummer seiner Sekretärin legte er dem Rabbi einen stämmigen Arm um die Schultern und dirigierte ihn in sein Privatbüro. Ben Goralsky war ein schwerer Mann mit langer Nase und knochigen Wangenbeinen. Obwohl er schon Mitte fünfzig war, wies sein dichtes, schwarzes Haar noch nicht eine Spur von Grau auf, nicht einmal an den Schläfen. Er nahm hinter dem Schreibtisch Platz und sah seinen Besucher mit strahlendem Lächeln an.
    «Also, Rabbi, womit kann ich Ihnen helfen?»
    «Tja, ich brauche ein paar Informationen über den Besitz, den Ihr Vater der Synagoge hinterlassen hat.»
    «Aber sicher! Was wollen Sie wissen? Wie ich sehe, hat Bill Safferstein den Block ja nun doch gekriegt.»
    «Der Vorstand hat beschlossen …» Als ihm die Bedeutung von Goralskys Bemerkung aufging, unterbrach sich der Rabbi. «Soll das heißen, dass er den Block schon von Ihnen kaufen wollte?»
    «Ganz recht. Von meinem Vater. Aber der erklärte Billy, er stehe nicht zum Verkauf.»
    Der Rabbi lächelte verständnisinnig. «Um nicht allzu eifrig zu erscheinen?»
    Ben Goralsky musterte ihn scharf. «Aber nein! Mein Vater wollte wirklich nicht verkaufen.» Er legte den Kopf schief und überlegte. Dann lachte er auf. «Vielleicht ist Safferstein deswegen zu mir gekommen – weil er dachte, mein Vater wollte sich nur zieren.»
    «Und was haben Sie ihm gesagt?»
    «Ach, dass er sich an meinen Vater wenden müsse. Ich habe ihm eine Aufstellung über den Besitz gegeben – Sie wissen schon, Einkommen, Unkosten, veranlagter Wert, Mieteinnahmen, das Übliche. Aufgrund dessen machte er mir zwei Tage später ein Angebot. Ein sehr gutes Angebot, deshalb sprach ich mit meinem Vater darüber.» Er schüttelte den Kopf. «Er sagte, er wolle nicht verkaufen.»
    «Warum nicht, wenn das Angebot so gut war?», fragte der Rabbi.
    «Nun, damals dachte ich, weil mein Vater keinen Grund und Boden verkaufen wollte. Sehen Sie, wir hatten den Block damals gekauft, weil wir erwogen, dort unser Werk zu bauen. Er lag direkt an der Salem Road, leicht zugänglich für Autos und Lastwagen; aber dann wurde die Route 128 gebaut, und das war viel günstiger für uns. Und während der ganzen Zeit konnte ich meinen Vater nicht dazu bringen, den Block an der Salem Road zu verkaufen. Jetzt neige ich allerdings zu der Auffassung, dass er ihn nicht an Safferstein verkaufen wollte, weil er vorhatte, ihn der Synagoge zu vermachen.»
    «Aber hätte er nicht den Block verkaufen und der Synagoge das Geld vermachen können?», fragte der Rabbi.
    Ben Goralsky lachte. «Und Kapitalgewinnsteuer für den Verkauf zahlen? O nein, dazu war mein Vater ein zu guter Geschäftsmann.»
    «Sie sagen, es war ein sehr gutes Angebot. Warum, glauben Sie, wollte Safferstein den Block unbedingt kaufen.»
    Goralsky schüttelte den Kopf. «Keine Ahnung. Es heißt, dass auf der Salem-Seite ein großer Apartmentkomplex für Senioren gebaut werden soll. Das würde den Wert des Blocks um einiges steigern, aber um so viel nun auch wieder nicht.»
    «Könnten Sie sich vorstellen, warum Safferstein den Drugstore kaufen will?»
    «Aptakers? Wollte er das? Nun, jetzt macht die Sache allmählich einen Sinn.»
    «Wirklich?», erkundigte sich der Rabbi.
    «Sicher», antwortete Ben Goralsky. «Das bedeutet nämlich, dass er den Block abreißen will. Er will die Grundstücke, aber warum, das weiß der Teufel. Es gibt so viele unbebaute Grundstücke dort.»
    «Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.»
    «Sehen Sie, Rabbi, der Drugstore hat einen Mietvertrag, und der Mietvertrag ist auch für alle nachfolgenden Besitzer bindend. Wenn Safferstein den Block abreißen will, dann muss er sämtliche Verpflichtungen loswerden. Wissen Sie, was er für den Laden geboten hat?»
    «Ich weiß nur, dass Aptaker sagte, es sei ein guter Preis. Safferstein wollte ihn für seinen Schwager kaufen, sagte er mir.»
    Goralsky lachte.
    «Wie ich sehe, halten Sie diesen Schwager für ein Produkt seiner Phantasie», sagte der Rabbi.
    Goralsky zuckte die Achseln. «Was sonst? Er musste doch einen Grund angeben dafür, dass er eine Apotheke kaufen will.»
    «Und was ist mit den Mietverträgen der anderen Geschäfte? Müsste er die nicht auch kaufen?»
    «Die anderen Geschäfte waren sofort kündbare Mieter», erklärte Goralsky. «Nur der Drugstore hatte einen

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