Am Mittwoch wird der Rabbi nass
denen zwei aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lagen.
«Hoffentlich störe ich Sie nicht bei der Arbeit», sagte sie.
Der Rabbi lächelte. «Ganz und gar nicht, Mrs. Aptaker.» Er deutete auf die Bücher vor ihm. «Das hier geht immer weiter. Es hat Zeit. Und wie geht’s Mr. Aptaker?»
«Ach, danke. Recht gut.»
«Und Ihr Sohn? Was hören Sie von ihm?»
«Arnold? Kennen Sie ihn? Er kommt nach Hause. Ich habe ihn angerufen, als sein Vater krank wurde. Er sagte, er würde kommen, sobald er in Philadelphia alles geregelt hat. Es kann Monate dauern, bis mein Mann wieder auf den Beinen ist, darum musste Arnold Vorkehrungen treffen.»
«Natürlich.»
«Denn selbst wenn wir das Geschäft verkaufen müssen, brauchen wir einen von der Familie, der sich mit diesen Dingen auskennt, mit einem Drugstore.»
«Vielleicht entschließt er sich, ganz hier zu bleiben», meinte der Rabbi.
Mrs. Aptaker seufzte. «Ich weiß nicht. Arnold hat sich nie mit seinem Vater vertragen, vor allem nicht im Geschäft. Vielleicht können zwei Männer, ein Vater und ein Sohn, genauso wenig im selben Geschäft miteinander auskommen wie zwei Frauen in einer Küche.»
«Und wie kommen Sie zurecht?»
«Na ja, Ross – das ist McLane, der andere Apotheker – ist sehr hilfsbereit, aber er möchte, dass ich noch einen Apotheker einstelle, als Hilfskraft für ihn. Aber wenn Arnold kommt, würden wir den ja nicht mehr brauchen.»
Rose Aptaker legte den Aktenhefter auf den Tisch, den sie mitgebracht hatte, und sagte: «Das hier sind die Briefe, die ich Ihnen zeigen soll. Ich habe sie durchgesehen, bevor ich herkam. Ich habe sie noch nie gesehen. Wissen Sie, mein Mann hat mich nie mit Geschäftssachen belästigt. Vielleicht dachte er, dass ich mir nur Gedanken mache. Da ist ein Brief, den mein Mann an Ihre Synagoge geschrieben hat, eine Kopie, meine ich; darin bittet er um Verlängerung des Mietvertrags. Der Brief ist vor über einem Monat abgeschickt worden, und er hat keine Antwort bekommen bis … bis vor ein paar Tagen. Und da hieß es, er soll sich an Mr. Safferstein wenden. Das war an dem Tag, an dem mein Mann den Herzanfall hatte, Rabbi. Ist das richtig, dass eine Synagoge so was tut? Erst einen Brief nicht beantworten und ihm dann schließlich einen Brief schreiben, dass er einen Herzanfall kriegt? Ist das Religion?»
«Ich weiß nichts davon, Mrs. Aptaker, aber wenn Sie mich den Brief lesen lassen …»
«Selbstverständlich, lesen Sie nur. Aber ich muss ins Geschäft zurück.»
«Könnten Sie ihn mir hier lassen …»
«Warum nicht?» Sie stand auf, wollte gehen, änderte ihre Absicht jedoch und setzte sich wieder. «Als ich meinen Mann heute Nachmittag im Krankenhaus besuchte, wirkte er irgendwie ein bisschen zuversichtlicher. Er war sogar richtig aufgekratzt. Ich glaube, das kam von Ihrem Besuch; Sie müssen ihm irgendwas gesagt haben.» Sie musterte ihn fragend, doch als er schwieg, fuhr sie fort: «Deswegen wollte ich Ihnen sagen, Rabbi, wenn Sie diese Briefe lesen und sehen, dass es aussichtslos ist, wäre es besser, wenn Sie es ihm nicht sofort mitteilten. Ich meine, das hat doch noch ein bisschen Zeit, bis er wieder kräftiger ist, nicht war?»
«Ich habe Ihrem Mann nichts gesagt, Mrs. Aptaker. Nur, dass ich gern die Korrespondenz sehen würde, die sich mit dem Mietvertrag befasst. Wenn er den voreiligen Schluss gezogen hat, ich könnte etwas für ihn tun …»
«Aber was macht das schon?», entgegnete sie heftig. «Wenn er sich etwas vormacht, hilft es ihm wenigstens, wieder gesund zu werden.»
«Früher oder später wird er es doch einsehen müssen», sagte der Rabbi.
«Dann lieber später als früher.» Abermals wollte sie aufstehen und blieb doch wieder sitzen. «Ich weiß nicht, ob Sie verstehen, was das Geschäft meinem Mann bedeutet. Es ist nicht nur eine Einnahmequelle; für ihn ist es eine Institution wie ein College oder eine Bank. Wenn er es jetzt verkaufen müsste, selbst zu einem guten Preis, liefe sein ganzes Leben auf einen Fehlschlag hinaus. Nun gut, wir haben gut daran verdient, aber wenn er das Geschäft verkauft, wird er in Gedanken Bilanz ziehen und feststellen, dass er die ganze Zeit, die er im Laden verbracht hat, nur für den Lohn eines Angestellten gearbeitet hat. Wenn er es jedoch an Arnold weitergeben kann, dann bleibt es in der Familie, und es gehört noch immer ihm, und es ist gleichgültig, wie viele Wochenstunden er dafür opfert. Wissen Sie, dass wir Kunden haben, die vor zehn, fünfzehn Jahren
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