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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Goodman, erkannte er Kaplans persönliche Freunde, obwohl sie nicht unbedingt seine religiösen Ansichten teilten. Von den Übrigen wusste er nichts, war aber sicher, dass die Tatsache ihrer unerwarteten Anwesenheit allein schon bedeutete, dass sie zu Kaplan halten würden.
    «… Vorsitzende des Gebäudeausschusses berichtete, dass drei renommierte Heizungsinstallateure angeschrieben und aufgefordert wurden, Voranschläge einzureichen … »
    Niedergeschlagen sinnierte der Rabbi, hätte er praktischer gedacht, dann hätte er einige Vorstandsmitglieder angerufen, einige ehemalige Präsidenten wie Jacob Wasserman, Al Becker oder sogar Ben Gorfinkle, und sie gebeten, an der Sitzung teilzunehmen. Zwar war er keineswegs so sicher, dass sie zu ihm gehalten hätten, aber sie hätten ihm wenigstens freundliches Gehör geschenkt.
    «… vom Vorsitzenden als alte Angelegenheit bezeichnet. Nach einer längeren Diskussion wurde dafür gestimmt, die Angelegenheit bis zu der Sitzung vor dem Chanukka-Fest zurückzustellen, da der Vorstand dann besser in der Lage sein werde, zu beurteilen … »
    Er fragte sich, ob es klug gewesen war, Marcus Aptaker gegenüber bei seinem letzten Besuch anzudeuten, eine nochmalige Diskussion des Verkaufs liege im Bereich des Möglichen. Würde nun, nachdem diese Hoffnung in ihm geweckt worden war, seine Enttäuschung umso größer sein? Ihm kam der Gedanke, da Aptaker kein Gemeindemitglied war, könnten es einige Vorstandsmitglieder für illoyal halten, dass er, der Rabbi, seine Interessen gegen die Synagoge vertrat. Aber er schob diesen Gedanken sofort beiseite. Als der einzige Rabbi der Stadt war er der Rabbi der gesamten jüdischen Einwohnerschaft und nicht nur jenes Teils, der sein Gehalt bezahlte.
    «… wurde der Antrag gestellt und unterstützt, die Synagoge möge das Petersville-Grundstück in New Hampshire erwerben, das zu bezahlen sei mit der für den Verkauf des Goralsky-Blocks von William Safferstein gebotenen Summe in Höhe von 100000 Dollar. Über den Antrag wurde abgestimmt, er wurde einstimmig angenommen, und der Präsident, Chester Kaplan, wurde ermächtigt, die notwendigen Verhandlungen zu führen. Die Sitzung wurde um 10 . 32 Uhr vertagt. Hochachtungsvoll vorgelegt von Joseph Schneider, Sekretär. »
    Chester Kaplan sah in die Runde. «Korrekturen oder Ergänzungen?», fragte er. «Keine? Dann wird der Bericht angenommen wie vorgelesen. Haben wir Berichte der Ausschüsse?» Er sah nacheinander die Vorsitzenden der Ausschüsse an, die allesamt den Kopf schüttelten.
    «Heute nicht, Chet. Es ist nichts geschehen. Wir haben keine Sitzung abgehalten.»
    «Hm-hm.»
    «Auch nichts Neues bei den Versicherungen, Paul?», erkundigte er sich.
    «Tja, Chet, ich warte immer noch auf Nachricht von diesem Mann. Ich würde lieber bis nächste Woche warten und dann den vollständigen Bericht vorlegen.»
    «Okay. Dann gehen wir weiter zu den alten Angelegenheiten. Rabbi?», da er die gehobene Hand entdeckte.
    «Ich beantrage nochmalige Abstimmung über den Antrag, das Petersville-Grundstück zu erwerben», sagte der Rabbi.
    «Unterstützt jemand den Antrag?»
    Schweigen.
    Kaplans Lippen zuckten, weil er ein belustigtes Lächeln unterdrücken musste. «Da niemand den Antrag des Rabbi unterstützt …»
    «Augenblick mal!» Der Rabbi war verärgert. Bei der Vorbereitung seiner Argumente war er nicht auf die Idee gekommen, man werde ihm möglicherweise gar keine Gelegenheit geben, sie vorzutragen. «Ich möchte den Grund für meinen Antrag auf Neuabstimmung erklären.»
    «Das geschieht während der Diskussion über den Antrag», erwiderte der Vorsitzende, «und diskutieren können wir nur, wenn der Antrag unterstützt wurde.»
    Verstimmt biss sich der Rabbi auf die Lippe. Er erhob sich. «Dann muss ich mein Vorrecht in Anspruch nehmen. Hier handelt es sich um eine Angelegenheit, zu der der Rabbi der Gemeinde gehört …»
    Paul Goodman, ein ehemaliger Präsident, rief laut: «Zur Verfahrensordnung, Herr Vorsitzender!»
    «Bitte sehr, Paul.»
    «Ich möchte darauf hinweisen, und zwar mit allem Respekt, dass der Rabbi kein offizielles Mitglied dieses Vorstandes ist. Er nimmt ausschließlich auf Einladung des Vorsitzenden an den Vorstandssitzungen teil …»
    «Nein, Paul», unterbrach ihn Kaplan. «Es stimmt zwar, dass der Rabbi an diesen Sitzungen auf meine Einladung teilnimmt, doch als ich diese Einladung Anfang des Jahres aussprach, machte ich es sofort klar, dass der Rabbi während meiner

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