Am Mittwoch wird der Rabbi nass
meinen Antrag für berechtigt, wird man zweifellos einen Rabbi bestimmen, der einen Ruf als Talmudkenner besitzt, etwa Rabbi Jacobs aus Boston, und zwei dajanim , vor denen beide Parteien zu erscheinen und ihre Argumente vorzulegen haben.»
«Kann er das denn?»
«Und wenn wir nicht hingehen?»
«Dann informieren sie die Presse und machen Stunk», kam die geflüsterte Erwiderung.
Kaplan blickte in die Runde und zählte rasch. Von den zwanzig Anwesenden waren ein Dutzend seine Parteigänger, die auch regelmäßig zu seinen Mittwochsempfängen kamen und ihn zu den Klausuren in Petersville begleiteten. Von den Übrigen waren einige nicht an der Klausur interessiert, hielten den Grundstückserwerb aber für ein gutes Geschäft. Die Restlichen hatten zwar keine feste Meinung über die Notwendigkeit einer Klausur, waren aber, etwa wie Paul Goodman, eingeschworene Gegner des Rabbi. Was hatte er also zu befürchten? Er wandte sich an Rabbi Small. «Also, was wünschen Sie, Rabbi?», erkundigte er sich.
«Ich möchte zu diesem Antrag gehört werden.»
«Nun gut, dann werde ich den Antrag auf Neuabstimmung unterstützen», sagte Kaplan.
«He, Chet, wir hatten doch beschlossen …»
«Das können Sie nicht, Chet. Sie sind der Vorsitzende.»
«Dann gebe ich den Vorsitz ab. Aaron, würden Sie bitte übernehmen?», fragte er den Vizepräsidenten.
«Gern, Chet.»
«Herr Vorsitzender.»
«Mr. Kaplan.»
«Ich unterstütze den Antrag des Rabbi auf Neuabstimmung.»
«Es wurde der Antrag gestellt und unterstützt, nochmals abzustimmen über den Antrag, den Goralsky-Block zu verkaufen und das Petersville-Grundstück zu erwerben», verkündete der Vizepräsident. «Diskussion, bitte. Ja, Rabbi?»
«Ich habe deswegen so auf Anhörung bestanden», begann der Rabbi ungezwungen, «weil ich glaube, dass Sie alle anständige, faire Männer sind und tun werden, was rechtens ist, sobald Sie alle Fakten kennen. Nun sind Sie, wie ich annehme, alle mit mir einer Meinung, dass, wenn jemand die Wünsche eines Erblassers respektieren sollte, es vor allem die Erben sein müssten, diejenigen also, die von seinem Wohlwollen profitieren. Nun, die Synagoge hat von Mr. Goralsky einen wertvollen Immobilienbesitz geerbt, und ich finde, um ihm unsere Dankbarkeit zu erweisen, sollten wir wenigstens seine Wünsche hinsichtlich dieses Besitzes berücksichtigen.»
«Wenn Sie auf die Klausel anspielen, die besagt, dass wir den Block für eine Schule oder eine ständige Dienstwohnung des Rabbi verwenden sollen …»
«Nein, Mr. Kaplan, diese Klausel meine ich nicht. Mir ist klar, dass Mr. Goralsky die Verwendung des Besitzes vermutlich nicht so eingeschränkt wissen wollte. Aber um ganz sicherzugehen, machte ich mir die Mühe, seinen Sohn Ben aufzusuchen. Er bestätigte meine Meinung. In dieser Hinsicht besteht kein Problem. Nein, ich spreche von Mr. Goralskys Wünschen im Zusammenhang mit Aptaker und dem von ihm bewirtschafteten Laden.»
«Aptaker? Wer ist das denn?», fragte Goodman.
«Der Apotheker, der den Drugstore im Goralsky-Block hat.»
«Ganz recht, Mr. Reinhardt», bestätigte der Rabbi. «Er hat an demselben Tag einen Herzanfall erlitten, an dem er ein Schreiben von Mr. Kaplan bekam mit dem Inhalt, der Block werde verkauft, er möge sich wegen der Verlängerung des Mietvertrages, um die er eingekommen war, an den neuen Besitzer wenden. Seine Frau meint, das habe den Herzanfall ausgelöst.»
«Ja, aber dafür kann man die Synagoge doch nicht verantwortlich machen.» Paul Goodman war aufrichtig entsetzt.
«Das stimmt», sagte Dr. Muntz. «Man kann nie vorhersehen, wie ein Mensch auf eine schlechte Nachricht reagieren wird – oder auch auf eine gute. Ich hatte mal einen Patienten, der bekam einen Herzanfall, als er hörte, dass er in der Lotterie gewonnen hatte.»
«Ich gebe Ihnen ja auch nicht die Schuld an Mr. Aptakers Herzanfall», erwiderte der Rabbi. «Ich beschuldige Sie, Mr. Goralskys Wünsche missachtet und Aptakers Mietvertrag nicht verlängert zu haben.»
«Als der Block in unseren Besitz kam, wurde er unser Eigentum», entgegnete Kaplan. «Und somit hatten wir das Recht, damit zu tun, was wir für richtig hielten. Da wir ihn verkaufen wollten, habe ich Aptakers Mietvertrag natürlich nicht verlängert, denn das hätte unter Umständen den Verkauf verhindert. Als der Vorstand den Verkauf beschlossen hatte, schrieb ich Aptaker und teilte ihm mit, dass ein neuer Besitzer den Block übernehmen werde, sobald die entsprechenden
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