Am Mittwoch wird der Rabbi nass
erwähnt wird, für die Erben nicht bindend ist. Damit geht auch das jüdische Recht konform, nur nicht im Fall des schechiv triera , des todkranken Mannes. Hier sagen wir, um ihm in seinen letzten Tagen den inneren Frieden zu erhalten, dass wir seine Wünsche auch dann für bindend erklären, wenn er nicht mehr dazu kommt, sie im Testament niederzulegen.»
«Aber das ist doch nur Ihre Auslegung, Rabbi», entgegnete Kaplan halsstarrig. «Meiner Meinung nach sind wir berechtigt, dem säkularen Recht zu folgen, vor allem, da der Erlös aus dem Verkauf des Blocks für einen wahrhaft religiösen Zweck verwendet werden soll, für die Erneuerung der Religion …»
«Religion!», sagte der Rabbi aufgebracht. «Bei uns ist Religion moralisches Verhalten. Sie sind ein praktizierender Jude, Mr. Kaplan. Sie beten täglich mit den Phylakterien. Sie küssen die mesusa an Ihrer Tür jedes Mal, wenn Sie daran vorbeikommen. Aber was ist denn das alles wenn nicht eine ständige Mahnung, auf dem Weg des Herrn zu schreiten? Wenn es das nicht ist, dann ist Ihre Frömmigkeit, Ihre gewissenhafte Befolgung der Zeremonien, einfach nur noch Hokuspokus. ‹Was sind mir eure Opfer?›, fragte der Prophet. ‹Euer Sabbat und euer Neumond, meine Seele hasst sie … Hört vielmehr auf, Böses zu tun … sucht Gerechtigkeit, erlöst die Unterdrückten.›» Von seiner eigenen Redekunst erwärmt, fuhr er mit erhobener Stimme fort: «Mag sein, dass ihr da oben in eurer Klausur im Wald eine Religion erneuert, aber das ist nicht die jüdische Religion. Und wenn das der Weg sein soll, den unsere Synagoge einschlägt, dann will ich nichts damit zu tun haben.»
Wie um die Mahnrede des Rabbi zu unterstreichen, begann überall im Gebäude eine Glocke zu schrillen. Die Männer im Vorstandszimmer fuhren zusammen. Es war die Glocke, die das Ende der Sonntagsschule ankündigte.
Der Sekretär sah ungläubig auf die Uhr. «Himmel, zwölf Uhr! Hört mal, ich muss meine Kinder nach Hause bringen. Meine Frau schlägt Krach, wenn wir uns verspäten.» Er klappte sein Notizbuch zu und erhob sich von seinem Stuhl.
«Ich muss auch gehen.»
Kaplan hob beide Hände, um den Aufbruch, der zum allgemeinen Exodus zu werden drohte, zu stoppen. «Hört zu, Männer, wir können die Sache doch nicht einfach in der Luft hängen lassen. Wir müssen …»
«Stellen wir sie bis nächste Woche zurück.»
«Einen Moment, nur einen Moment noch! Ihr tut, als wärt ihr ‘ne Horde Kinder. Wir wollen dies doch ordnungsgemäß machen. Jemand muss einen Antrag stellen.»
«Na schön. Ich stelle den Antrag, den Antrag des Rabbi auf Neuabstimmung zurückzustellen.»
«Ich unterstütze den Antrag.»
«Rabbi? Einverstanden?»
«Nun, ich finde, es müsste erst noch eine ausführlichere Diskussion …»
«Hören Sie, Chet, wichtige Angelegenheiten stellen wir doch immer für mindestens eine Woche zurück.»
«Das haben Sie bei dem ursprünglichen Antrag, für den ich die Neuabstimmung beantragt habe, aber nicht gemacht», bemerkte der Rabbi.
«Darf ich was sagen?», rief Dr. Muntz laut. «So, wie ich die Sache sehe, meint der Rabbi, Aptaker müsste seine Mietverlängerung bekommen. Schön und gut, woher wissen wir, dass Bill Safferstein den Vertrag nicht verlängern wird? Wenn er den Vertrag verlängert, dann ist nach der halacha doch alles in Ordnung, nicht wahr, Rabbi?»
«Er wird es nicht tun», stellte Kaplan fest. «Das weiß ich genau.»
«Aber es kann nicht schaden, wenn wir ihn fragen, oder?»
«Na schön, ich werde ihn fragen. Aber ich weiß, dass er es nicht tun wird.»
«Dann beantrage ich, diese Angelegenheit zurückzustellen, bis unser Vorsitzender mit Safferstein über Aptakers Mietvertrag gesprochen hat.»
«Ich unterstütze den Antrag.»
«Alle, die dafür sind, sagen ja. Dagegen – nein. Ja hat die Mehrheit. Bekommen wir jetzt einen Antrag auf Vertagung, Paul?»
«Ich stelle nicht den Antrag auf Vertagung, Chet», erklärte Goodman. «Wenn du das möchtest, werde ich es natürlich tun. Aber ich habe ums Wort gebeten, weil ich finde, der Rabbi dürfte nächste Woche, wenn wir über die Angelegenheit diskutieren, nicht anwesend sein. Ich finde zwar nicht, dass man hierzu einen Antrag stellen sollte, aber …»
«Warum soll der Rabbi nicht dabei sein?», fragte Al Muntz. «Mir scheint, da er die Sache zur Sprache gebracht hat …»
«Weil er praktisch uns alle beschuldigt hat, in diesem Zusammenhang das jüdische Gesetz übertreten zu haben, und weil er
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