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Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Am Mittwoch wird der Rabbi nass

Titel: Am Mittwoch wird der Rabbi nass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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immer genau wissen, ob etwas legal ist oder nicht, und dann muss man ihm beibringen, dass der eine Präzedenzfall zeigt, dass es legal ist, und der andere, dass es vielleicht doch nicht ganz legal ist, man muss ihm beibringen, dass das Recht letztlich das ist, was Richter und Jury – das sind in diesem Fall wir – als solches bezeichnen. Und diese ihre Entscheidung wird mindestens ebenso wesentlich von der harten Realität der Situation bestimmt wie von allem anderen. Ich möchte darauf hinweisen, und der Rabbi hat es selbst zugegeben, dass der Rechtsgrundsatz, den Chet vorgebracht hat, ursprünglich nur von den Rabbis eingeführt wurde, weil das unter den gegebenen Umständen am praktikabelsten war. O ja, und eines noch: Nach allem, was ich verstanden habe, verlangt dieser din-tojre , von dem der Rabbi sprach, einen Rabbi von ganz oben und zwei Beisitzer. Nun, ich weiß nicht genau, wie das funktioniert, da ich so was nie selbst gesehen habe, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie ein Dreiergericht bilden und ihr Urteil nach der Mehrheit fällen. Tja, aber warum brauchen wir drei Richter, wenn es sich um einen eindeutigen Fall handelt?»
    Henry Vogel meldete sich zu Wort. «Was mich angeht, ich sehe überhaupt nicht ein, warum wir Aptaker so viel Rücksichtnahme zukommen lassen. Er hat sie gar nicht verdient. Ich kenne ihn zufällig, weil der Supermarkt nebenan zu meinen Kunden gehört. Wenn ich dann in der Gegend bin, um meinen Kunden aufzusuchen, schaue ich schon mal in den Town-Line Drugstore hinein. Also eines Tages gerieten wir ins Gespräch, und ich erzählte ihm, ich bin von der CPA. Ich wollte ihn nicht als Kunden werben, wisst ihr. Ich habe es nur einfach erwähnt, und er antwortet, als hätte ich ihn danach gefragt oder wäre auch nur interessiert gewesen, dass er mit Kavanaugh and Otis arbeitet, die erstens eine christliche Firma sind, und außerdem ist dieser Otis ein hundertfünfzigprozentiger Antisemit. Das ist es, worauf ich hinweisen wollte. Aptaker war einer der ersten Juden in dieser Stadt. Aber ist er Mitglied der Synagoge? Nein. Wir haben ihn bei unseren Mitgliederwerbungen immer wieder angesprochen, und jedes Mal hat er abgewinkt. Als Mitglied des Mitgliederausschusses weiß ich genau, wovon ich rede. Er sagt sich vermutlich, da oben in der Salem Road, wo es fast keine jüdischen Einwohner gibt, wo die Gegend fast hundertprozentig christlich ist, braucht er nicht zu uns zu gehören. Aber ich sage euch noch was. Er hat seinen Sohn nicht mal zur Bar Mizwa geschickt, weder bei uns in der Synagoge noch anderswo. Das weiß ich genau. Wenn er sich also für nichts interessiert, was jüdisch ist, warum sollten wir uns die Mühe machen und ihn in den Genuss eines ausgefallenen jüdischen Gesetzes kommen lassen?»
    Murray Isaacs warf die Frage von Marcus Aptakers Gesundheitszustand auf. «Es könnte sein, dass wir schließlich dastehen wie das Kind beim Dreck. Dieser Mann hat gerade einen Herzanfall gehabt. Keine Versicherung würde ihm eine Police geben, und da wollen wir uns auf zehn Jahre an ihn binden? Angenommen, wir geben dem Rabbi nach, verlängern seinen Mietvertrag und stoppen den Verkauf. Und dann, nach ein paar Monaten, stellt er fest, er kann nicht mehr weitermachen, und schließt seinen Laden. Was haben wir dann? Ich sage es euch: einen zweiten leer stehenden Laden.»
    Mehrere Hände wurden gehoben, aus Höflichkeit einem ehemaligen Präsidenten gegenüber nickte Kaplan jedoch Ben Gorfinkle zu. «Ich war bei der letzten Sitzung nicht da», sagte Gorfinkle, «aber nach allem, was ich so hörte, habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Rabbi sich bei dieser Sache so stark engagiert hat, dass er sie zu einem Test machen will, der entscheiden soll, ob er bleibt oder nicht. In diesem Fall wirft das ein ganz neues Licht auf das Problem. Denn wenn er sich so dafür engagiert, muss es dabei um Dinge gehen, die viel grundlegender sind für das Judentum, als meine Vorredner sich anscheinend klarmachen.»
    «Ich glaube, da sind Sie nicht richtig informiert, Ben», sagte der Vorsitzende. «Der Rabbi hat nichts davon gesagt, dass er zurücktreten will, wenn wir gegen eine Neuabstimmung stimmen. Der Grund dafür war vielmehr, dass er nicht mit unseren Klausuren in New Hampshire einverstanden ist. Er fand, die Gottesdienste, die wir dort halten, stünden nicht im Einklang mit dem traditionellen Judaismus, und wenn die Synagoge diesen Weg einschlüge, erklärte er, wolle er nichts damit zu tun

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